0953 - Der Laser-Mann
kannst, aber bilde dir ja nicht ein, daß ich mich deshalb von dir beherrschen lasse."
„Bevor wir uns um Kompetenzen streiten, verrate mir erst einmal, was du kannst", sagte der Vario, um das Thema zu beenden.
„Ich besitze eine Art hyperphysikalische Mimikry-Fähigkeit", sagte Stevenson. „Ich kann mich in alles verwandeln, was du willst, wenn es nicht kleiner als; eine menschliche Hand oder größer als ein Pferd ist. Innerhalb dieser Grenzen bin ich hundertprozentig wandlungsfähig. Du kannst mich auf die Probe stellen. Als was möchtest du mich haben?"
„Ist deine Fähigkeit auf die Darstellung von Lebewesen beschränkt, oder kannst du dich auch in leblose Dinge oder technische Geräte verwandeln?" fragte der Vario zurück.
„Innerhalb der erwähnten Größenordnung besitze ich keinerlei Einschränkungen", sagte Stevenson fast beleidigt. „Also, mache den Test. Als was möchtest du mich sehen?"
„Als Haluter", sagte der Vario, ohne zu überlegen.
Es entstand eine kurze Pause. Schließlich sagte das Hologramm: „Wenn du das haben möchtest, dann gib endlich den entsprechenden Funkimpuls. Die Frequenz kennst du ja aus den Daten des Schaltschemas."
„Sieh an, du bist also auf mich angewiesen", stellte der Vario fest und ließ seine Dr. Jekyll-Maske grinsen.
Aber Stevenson sah es gar nicht, denn er hatte sich abgewandt.
„Wie lange muß ich denn noch warten", sagte er ungehalten. „Willst du nun eine Probe meiner Verwandlungskunst oder nicht?"
Der Vario gab den entsprechenden Funkimpuls - und von einem Augenblick zum anderen stand anstelle des alten Mannes ein etwas klein geratener Haluter vor ihm, der für einen dieser vierarmigen Riesen zudem auch noch recht schmalwüchsig war.
„Was du von mir verlangst, liegt hart an der Grenze meines Könnens", kam es durch die sichelförmigen Zahnreihen aus dem Rachen des holographischen Haluters. „Aber dafür kann ich die Molekularstruktur meines Körpers wie ein Haluter verändern, besitze wie ein solcher ein Planund Ordinärgehirn, mein Konvertermagen kann alles verdauen, mit dem Gebiß kann ich Terkonitstahl knakken. Ich habe alle Eigenschaften eines Haluters. Willst du dich davon überzeugen, Vario? Man hat in mich alle Daten über dich gespeichert, und darin heißt es unter anderem, daß du stark wie ein Haluter seist. Willst du dich mit mir messen?"
Der Vario war in keiner Weise mehr darüber erstaunt, daß ihm die Ortung von seinem Gegenüber alle Daten eines echten Haluters vermittelte. Aber er ging nicht auf die Herausforderung des Hologramms ein, sondern schickte einen anderen Funkimpuls aus.
Im nächsten Augenblick sah er vor sich ein eiförmiges Gebilde aus Metall. Seine Ortung wies das Material als Atronital-Compositum aus, einer Legierung, aus der auch sein Grundkörper bestand. Kein Wunder, hatte er doch von dem Hologramm verlangt, daß es ihn selbst darstelle.
Das fünfzig Zentimeter hohe Metallei schwebte in einem Antigravfeld und fuhr gerade den Ortungskopf aus. Und dann ertönte daraus die Stimme von Kaiser Anson Argyris.
„Auch wenn du von mir verlangst, daß ich einen Doppelgänger von dir darstelle, bleibe ich dir überlegen.
Denn ich benötige für meine Verwandlung keine PVK-Masken und kann sie in Gedankenschnelle durchführen."
„Die Täuschung ist perfekt, zugegeben", sagte der Vario. „Aber es ist doch alles nur Illusion. Du bist nur scheinbar ein Doppelgänger von mir."
Während er noch sprach, ließ der Vario aus der Höhlung seines rechten Armes den Thermostrahler ausfahren und die Biomolplastschicht der Jekyll-Maske durchstoßen. Er schoß ohne Warnung einen wohldosierten Strahl auf das Hologramm ab, der auch ihm selbst nichts hätte anhaben können. Gleichzeitig stellte er Messungen an, die ein Ergebnis erbrachten, als hätte er tatsächlich auf ein Objekt aus AC-Legierung gefeuert.
„Welche Beweise brauchst du denn noch für ...", begann der holographische Vario-500. Aber der echte Vario ließ ihn nicht zu Ende sprechen, sondern befahl ihm über Funk, sich in die Grundgestalt zurückzuverwandeln.
„Bist du nun zufrieden, Vario?" fragte der Laser-Mann, als er ihm nun wieder als würdevoller alter Mann gegenüberstand. „Egal in was ich mich auch verwandle, ich nehme stets die physikalischen Eigenschaften des gewünschten Objekts an. Natürlich trifft das genauso auf die chemischen Eigenschaften oder organischen Abläufe zu. Als du mich unter Beschuß nahmst, hättest du nur mehr Energie zusetzen müssen,
Weitere Kostenlose Bücher