0955 - Der Gruftie
gesunken ist. Deshalb nehmen Sie es mir nicht übel, wenn ich das Gespräch mit Ihnen jetzt beende.«
»Möchten Sie, daß wir gehen?«
Waterman verzog den Mund. »Es wäre mir nicht unangenehm, will ich mal sagen. Was unsere Geschäftsbeziehungen angeht, Mr. Conolly…«
»Sie bestehen noch nicht«, sagte Bill, der voll und ganz auf die Seite seiner Frau eingeschwenkt war.
»Gut, daß Sie es sagen. Dann brauche ich nicht…«
Ein gewisser Lärm oder Unruhepegel, der nicht zu dieser Feier paßte, ließ ihn stoppen. Waterman drehte sich um, auch Sheila und Bill taten es. Sie konnten durch die weit geöffnete Tür in den Empfangsraum hineinschauen. Dort entdeckten sie den Grund der Unruhe. Zwei nicht geladene Gäste hatten das Haus betreten. Bodyguards versuchten, sie zurückzuhalten, doch das scharf gesprochene Wort Scotland Yard ließ sie zögern und zur Seite treten.
Die Conollys und auch Waterman bekamen freie Sicht auf die beiden Ankömmlinge. Es waren eine Frau und ein Mann.
Jane Collins und John Sinclair.
Sheila aber lächelte…
***
Ich hatte geahnt, daß wir Ärger bekommen würden. Wenn ich irgendwelche Typen nicht gerade mochte, dann waren es diese Bodyguards. Dem Anlaß entsprechend, war hier die geschniegelte Sorte engagiert worden, die sich sehr wichtig tat, doch mein Ausweis und mein scharfer Ruf verschafften mir Luft. Sie gingen zurück, und es öffnete sich eine Lücke, so daß wir nach vorn schauen konnten, in den Salon oder wie sich dieser Raum auch immer nennen mochte. Die meisten Gäste hatten von unserem Auftritt nichts mitbekommen, zwei aber, die neben einem Mann im roten Jackett standen, wußten Bescheid, denn Sheila und Bill zählten zu unseren engsten und besten Freunden. Ich sah Sheilas Lächeln, das mir irgendwie erleichtert vorkam, und ich hatte natürlich zahlreiche Fragen auf der Zunge liegen, die aber stellte ich erst mal zurück.
»Träume ich?« fragte Jane.
»Nein, sie sind es tatsächlich.«
»Mal wieder in Action, die beiden.«
»Du sagst es.«
»Ich habe davon nichts gewußt.«
»Kann ich mir denken.«
Wir paßten in unserem nicht eben sauberen Outfit in diese Gesellschaft hinein wie die Faust aufs Auge, doch darum kümmerten wir uns nicht. Hier ging es um einen Fall, der aufgeklärt werden mußte. Daran würde ich mich nicht hindern lassen. Schließlich lag draußen im Garten ein Toter, und auch Jane hätte beinahe ihr Leben verloren.
Die Bodyguards hatten sich umgedreht und warfen hilfesuchende Blicke in den Salon. Sie suchten ihren Boß. Ich steckte den Ausweis weg und ging zwei Schritte vor. »Wo kann ich den Hausherrn, Mr. Waterman, finden?« Meine Stimme hatte laut geklungen, um auch im Nebenraum trotz der Musik gehört zu werden.
»Das bin ich!« Der Mann im roten Jackett hatte gesprochen. Er ließ die beiden Conollys stehen und machte sich auf den Weg zu uns.
Wir hatten Zeit genug, ihn uns anzuschauen. Er gefiel mir nicht und erinnerte mich an einen Menschen, dem man nur wenig glauben konnte, weil er andere gern betrog. Aber das konnte auch täuschen, trotzdem sagte ich zu Jane: »Das also ist dein Auftraggeber.«
»Ja. Du magst ihn nicht, wie?«
»Ich kann mir sympathischere Typen vorstellen.«
»Ich mir auch.«
Vor uns blieb Waterman stehen. Mich nahm er zunächst nicht zur Kenntnis, sondern wandte sich an Jane Collins. »Sieh mal an. Da engagiere ich Sie als Bewacherin, und Sie bringen mir einen Mann mit, der über die Mauer meines Grundstücks geklettert ist wie ein Dieb. Das finde ich schon mehr als seltsam.«
»Ich es auch«, erwiderte Jane. »Nur habe ich Mr. Sinclair selbst herbeigebeten.«
»Waren Sie überfordert? Reichte Ihnen ein Kollege nicht? Haben Sie Ihre Beziehungen zum Yard spielen lassen?«
»Der Kollege ist tot, Mr. Waterman«, erklärte Jane. »Man hat ihm das Genick gebrochen.«
Waterman wurde bleich. Das war echt und nicht gespielt. »Was, ähm - was haben Sie da gesagt?«
»Man brach ihm das Genick. Ich habe nur durch Glück überlebt, denn mich wollte jemand unbedingt in ein Grab ziehen. Es war übrigens der Mörder meines Kollegen, der dies vorhatte. Durch John Sinclairs Hilfe konnte ich entkommen, aber es hätte nicht viel gefehlt, und dieser Auftrag wäre mein letzter gewesen.«
Douglas Waterman schwieg. Er schaute sich dabei etwas verlegen und auch ungläubig um, als könnte er nicht glauben, was man ihm da berichtet hatte. Auch die Conollys hatten Janes Worte gehört. Sie waren inzwischen zu uns gekommen.
Bill
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