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0956 - Die Schlangenfrau

0956 - Die Schlangenfrau

Titel: 0956 - Die Schlangenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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währenddessen sie die Schlange nur verschwommen wahrgenommen hatte. Mittlerweile aber klärte sich das Bild. Sheila erkannte, daß dieses Tier seinen Platz längst verlassen hatte und sich tiefer in den Wohnraum schob, wobei der Teppich eine weiche Unterlage bildete.
    »Nicht bewegen, Mum, bitte nicht bewegen! Bleib ganz ruhig. Bleib still stehen! Diese Schlangen können nicht sehen. Sie orientieren sich nur nach den Schallwellen. Also sag nichts.« Auch Jonny schwieg, aber das letzte hatte er noch loswerden müssen.
    Sheila tat, was ihr ihr Sohn geraten hatte. Sie fühlte sich dabei wie eine Statue. Innerlich war sie vereist. Etwas rann durch ihren Körper, aber das bildete sie sich ein. Sie hatte es mit der Gänsehaut auf ihrem Rücken verwechselt.
    Wußte die Schlange, was sie tat, oder wußte sie es nicht? Genau war es für Sheila und Johnny nicht herauszufinden, denn sie bewegte sich nicht in eine bestimmte Richtung, sondern sah aus, als wollte sie sich erst noch orientieren, um sich später zu entscheiden, welchen der beiden Menschen sie aufs Korn nahm.
    Jedenfalls hatte sie den Wohnraum längst erreicht. Der Kopf des etwa einen Meter langen Tieres stand etwas hoch. Die beiden Kiefer klafften etwas auseinander und immer wieder huschte die gespaltene Zunge hervor, die sehr sensibel war, denn mit ihr gelang es der Schlange, Gerüche aufzunehmen und sich gleichzeitig auf Wärmequellen zu konzentrieren.
    Menschen und Tiere waren für sie Wärmequellen - sprich Opfer. Johnny war ihr näher. Sheila stand zwar auf derselben Linie, aber doch ein Stück hinter ihm.
    Den Atem anhalten konnten sie nur für eine begrenzte Zeit. Aber sie konnten ihn reduzieren und vor allen Dingen nicht laut ein-oder ausatmen. Das hätte die Schlange unweigerlich auf ihre Spur gebracht, obwohl sie davon ausgehen mußten, daß dieses Tier sie längst entdeckt hatte und nur mit ihnen spielte.
    Beiden stellte sich die Frage, ob sie es mit einer normalen oder mit einer dämonisch beeinflußten Schlange zu tun hatten. Beides war möglich, nur hatten sie weder einen Hinweis auf das eine noch auf das andere erhalten.
    Aber sie war noch nicht so nahe bei ihnen, als daß sie nichts hätten unternehmen können. Vor ihr in einen anderen Raum fliehen, wollten beide nicht. Noch schauten sie zu, wie der grüne Körper den Floor des Teppichs zusammendrückte, als wollte er dort einen Graben hinterlassen, aber der Floor richtete sich immer wieder auf.
    Es war keine Klapperschlange, die gerasselt hätte. Es war auch keine Kobra. Der schuppige, dunkelgrüne Körper war so schnell keiner Art zuzuordnen, wobei weder Sheila noch ihr Sohn wußten, ob sie aus ihrer Heimat stammte oder ein exotischer Gruß aus der Fremde war.
    »Ruf lieber Dad an!« flüsterte Johnny. »Noch ist Zeit. Das Telefon liegt nicht weit von dir weg.«
    Daran hatte Sheila bereits gedacht. Erst jetzt, als sie von ihrem Sohn darauf aufmerksam gemacht worden war, setzte sie diesen Gedanken auch in die Tat um.
    Aber sie bewegte sich nur sehr langsam, obwohl es ihr schwerfiel. Sie hatte den Eindruck, daß einfach zuviel Zeit verstrich. So etwas wie Eile baute sich in ihr auf. Sie mußte handeln, sonst war die Schlange hinterher noch Herrin der Lage.
    Das Telefon lag nicht weit entfernt. Ein Ausstrecken des Arms reichte Sheila aus. Sie fühlte den Kunststoff kalt an ihrer verschwitzten Innenhand.
    Bevor sie die Nummer der Ganters eintippte, warf sie noch einen Blick auf die Schlange. Das Tier hatte bereits die Mitte des Raumes erreicht, aber noch zögerte es und konnte sich nicht entscheiden, wohin es sich wenden sollte. Da die Schlange Johnny passiert hatte ging Sheila davon aus, daß sie das Opfer dieses kriechenden Tieres werden sollte.
    Der Eindringling hob den Kopf und ließ ihn dicht über dem Boden pendeln. Die Zunge schnellte vor, dann wieder zurück, immer wieder.
    Das alles war normal, auch wenn Sheila es mit anderen Augen sah als der Besucher im Zoo.
    Sie tippte die erste Zahl ein. Ihr Finger zitterte. Sie mußte aufpassen, daß sie nicht abrutschte. Die zweite Zahl, dann die dritte, schließlich die vierte.
    Johnnys Stimme klang keuchend und angsterfüllt. »Mum, sie ist hier!«
    Die Worte erwischten Sheila wie Dolchstöße. Sie wußte, was damit gemeint war, und sie drehte sich um. Langsam nur, als wollte sie etwas hinauszögern.
    Johnny hatte nicht grundlos gewarnt.
    So lautlos wie die Schlange hatte sich auch ihre Herrin in den Wohnraum hineingeschoben.
    Das Telefon rutschte

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