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0956 - Die Schlangenfrau

0956 - Die Schlangenfrau

Titel: 0956 - Die Schlangenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schlange auf, das heißt, sie hob den Kopf an, öffnete das Maul, so daß die Zunge herausschnellen konnte, aber sie gab trotz allem keinen Laut zurück.
    Nur hatte sie schon verstanden, was ihre Herrin von ihr wollte. Schneller, als sie in das Zimmer hingekrochen war, bewegte sich das Tier auf die Frau zu. Es machte auch nicht halt, als es die Herrin erreicht hatte, sondern glitt über deren rechten Fuß hinweg und das Bein hoch.
    Die Person trug sichtbar keine Waffe, doch weder Sheila noch ihr Sohn trauten sich, auch nur den kleinen Finger zu rühren, geschweige denn, sich von der Stelle zu bewegen. Die beiden sahen aus, als stünden sie unter dem Bann dieser kalten Person.
    Die grüne Schlange bewegte sich weiter. Sie war flink. Ohne zu stoppen, glitt sie höher, verschwand beinahe in den Falten des Kleids, tauchte aber immer als grünes, zuckendes Etwas wieder auf, bewegte sich dann auf die rechte Schulter zu, den Hals und die Wange. Sie glitt darüber hinweg, was die Frau mit einem schon glücklichen Lächeln zur Kenntnis nahm, bevor sie den Kopf bewegte und ein wenig nach hinten drückte, damit die Schlange genug Platz hatte, in ihre Haare zu gleiten.
    Zwar sahen die Haare sehr dicht aus, weil sie auch so gedreht worden waren, aber für diesen Körper war immer noch Platz genug. Er schob sich zwischen die Locken und tauchte hinein. In der Länge schrumpfte die Schlange zusammen, und dick war sie höchstens nur noch wie ein kräftiger Wurm.
    Dann war sie weg.
    Verschwunden in der Haarpracht, als hätte sie sich dort in ein warmes Nest gelegt.
    Als wäre es getimt worden, so verging in diesem Augenblick Sheilas Starre. Nicht daß sie sich sehr stark vorgekommen wäre, aber es war der Zeitpunkt erreicht, wo sie etwas sagen mußte. Sie konnte einfach nicht mehr schweigen. Der Drang, mit der anderen, auch wenn sie ihr noch so unsympathisch war, Kontakt aufzunehmen, war einfach zu groß.
    »Wer sind Sie?« flüsterte sie und hoffte, die andere Person so lange hinhalten zu können, bis Bill und John eintrafen.
    Die Fremde lächelte. Aber ihre Augen bewegten sich. Sheila fragte sich, ob es Schlangenaugen waren. Leben oder irgendeinen Ausdruck entdeckte sie nicht in ihnen. Sie blieben kalt, sie blieben leer, da war kein Funken Gefühl darin zu entdecken. Die Bewegungen blieben, die Augenwinkel veränderten sich nahezu extrem, so daß Sheila sich über dieses Phänomen nur wundern konnte.
    Sie suchte das Zimmer ab. Was sie wollte, war Mutter und Sohn unklar, aber sie sprach. Ihre Stimme hörte sich normal und zugleich unnormal an. Das konnte sich Sheila auch eingebildet haben, denn jedes Wort schien von einem leisen Zischen begleitet zu sein. »Ich wollte zu euch, um mir die anzuschauen, die neugierig gewesen sind. Du bist es gewesen, Junge. Es war dein Fehler, ebenso wie der deines Freundes, der nun nicht mehr lebt. Du verstehst - oder?«
    »Ja ich verstehe.«
    »Das ist gut.«
    »Willst du mich auch töten? Und meine Mutter ebenfalls?«
    Johnny bekam als Antwort ein Lächeln, das wirklich alles bedeuten konnte, nur nichts Gutes. Er wartete auch ab, aber in seinem Innern stieg schon die Wut hoch, und irgendwann würde er platzen. Seine Eltern hatten ihm beigebracht, daß sich der Mensch wehren und nicht alles hinnehmen mußte. Daran dachte Johnny, aber noch war die Zeit nicht reif. Er spürte auch, wie er anfing, diese Person zu hassen. Er hätte sie zusammenschlagen können, ohne Gewissensbisse zu haben. Um so überraschter war er, als er sah, wie die fremde Person den Kopf schüttelte. Es war wohl die Antwort auf seine letzte Frage gewesen.
    »Was soll das bedeuten?« fragte er.
    Die Antwort klang fremd, und Johnny kam ebensowenig damit zurecht wie seine Mutter. »Der Tod ist nicht alles.«
    »Wie bei uns?«
    »Kann sein, Junge, kann sein. Du hättest nicht mit deinem Freund gehen sollen, dann wäre dein Leben in anderen Bahnen verlaufen, so aber sieht es nicht gut aus für dich.«
    Johnny schaute nach rechts, wo seine Mutter stand. Er freute sich darüber, daß sie nicht vor Angst verging, sondern den Eindruck einer tapferen und mutigen Frau machte, die sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen ließ. Sie starrte nicht ins Leere, sie hielt dem Blick der fremden Frau stand und wiederholte ihre anfangs gestellte Frage. »Wer, zum Teufel, sind Sie? Haben Sie keinen Namen?«
    »Doch!«
    »Dann nennen Sie ihn!«
    Die Fremde öffnete den Mund. Es waren keine Zähne zu sehen. Entweder hatte sie keine, oder das Innere ihres

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