0957 - Das Aibon-Gezücht
dagegen hast unternehmen können. Da stimmt einiges nicht, und ich denke mir, daß wir uns die Person holen sollten.«
»Diese Snake?«
»Sehr richtig, Bill.« Der Reporter hob die Schultern.
»Ich weiß nicht, wo sie sich im Moment aufhält. Mir kommt es vor, als wäre sie in der Lage, sich unsichtbar zu machen.« Er deutete auf den PC. »Sogar in diesen verdammten Computer kann sie sich zurückziehen.«
»Und ihn wieder verlassen, um voll auf der Matte zu stehen?« erkundigte ich mich.
»Ja.«
»Schalte das Ding ein«, sagte Suko.
»Moment noch!« Ich hatte etwas dagegen. »Würde es etwas bringen, wenn wir mit Sheila oder Johnny sprechen? Ich meine, auch sie sind beeinflußt. Sheila liegt im Bett, denke ich.«
Bill bestätigte das.
»Und was ist mit Johnny?«
»Der wird in seinem Zimmer sein.«
Ich hatte mich schon halb erhoben. »Wenn dem so ist, werde ich ihm mal einen Besuch abstatten.«
»Tu das«, sagte Bill. Suko meinte: »Ich werde hier mit Bill warten. Dabei können wir ja ein wenig mit dem Computer spielen oder?«
»Wenn du meinst, ist das okay.« Ich ließ die beiden allein. Im Haus der Conollys kannte ich mich ebensogut aus wie in meiner eigenen Wohnung. Es war mir nie fremd vorgekommen, aber in dieser Nacht war es schon anders.
Ich kam nicht mehr zurecht. Ich war ein Fremder in einem fremden Haus, obwohl ich alles kannte. Die Dinge sahen normal aus. Ich kannte die Möbel, die Wände, die Bilder an den Wänden, und natürlich kannte ich auch den Weg zum Zimmer meines Patenkindes. Diesmal allerdings lächelte ich nicht, als ich die Tür sah. Ich wußte nicht, wen ich vorfand, wie sich Johnny verändert hatte, denn auch er stand unter dem Einfluß der Schlange. Ophiten!
Ich mußte an die alte Sekte denken. Viel wußte ich nicht über sie. Es waren Mitglieder einer Geheimlehre, die irgendwann im Dunkel der Zeiten verschwunden waren. Bis heute.
Snake gehörte dazu. Sie war die Anführerin dieser Gruppe. Sie mußte über Einfluß verfügen, um an die Menschen herankommen zu können.
Selbst Sheila und ihr Sohn hatten sich nicht gegen sie wehren können.
Auf der anderen Seite gab es noch den Götzen, wie wir ihn erlebt hatten.
Dieses menschenfressende Monstrum, das ebenfalls noch existierte und auf eine Chance lauerte.
Wichtig war jetzt der Junge. Zudem wollte ich ihn, wenn möglich, von der Schlangenmagie befreien. Ich war schon jetzt gespannt darauf, wie sich Johnny beim Anblick meines Kreuzes verhalten würde.
Vor der Tür blieb ich stehen. Sie war nicht ganz geschlossen, sondern nur angelehnt.
Ich legte mein Ohr gegen den Spalt. Bestimmte Geräusche hörte ich nicht. Keine regelmäßigen Atemzüge eines Schlafenden. Wenn Johnny sich im Raum befand, mußte er noch wach sein.
Ich klopfte auch nicht, sondern zog die Tür behutsam auf. Es war nicht finster im Zimmer. Johnny hatte das Licht einer einsamen Lampe nicht ausgeschaltet. Der Schein verteilte sich in der Nähe des Bettes, und ich konnte meinen Patenjungen gut erkennen.
Er lag auf dem Rücken. Ob er die Augen geschlossen oder offen hatte, war nicht genau zu erkennen. Jedenfalls reagierte er nicht, als ich die Tür aufdrückte und das Zimmer betrat.
Johnny lächelte plötzlich, als ich in Höhe des Bettes stehenblieb. »Hi, John, komm ruhig näher.«
»Oh, du bist wach?«
»Klar. Tu doch nicht so. Du wolltest doch mit mir sprechen.«
»Ja, das stimmt schon.«
»Wunderbar. Was willst du wissen?« Ich lächelte ihn an. Er hatte sich etwas höher gesetzt. Das Gesicht lag nur teilweise im Licht der Lampe.
Die andere Hälfte schwamm im Dunkeln. »Es hat sich in den vergangenen Stunden ja eine Menge ereignet, Johnny, das weißt du selbst. Ich erinnere dich nur daran, was mit Eric Ganter passiert ist. Ihr seid ja unterwegs gewesen, um den Tierfängern den Spaß zu verderben.«
»Ja, stimmt.«
»Aber dann ist alles anders gekommen«, sagte ich nach einer Weile.
»Deinen Freund Eric gibt es nicht mehr. Der Schlangenfluch hat ihn getötet. Es gibt die Bande der Ophiten. Es gibt diese Frau, die sich Snake nennt, und es gibt den Götzen.«
Johnny hatte mir zugehört, ohne allerdings auch nur ein Wort zu sagen.
Darüber wunderte ich mich. »Sag mal, du hältst dich zurück. Ist dir egal, was hier passiert? Trifft es dich nicht, daß dein Freund Eric nicht mehr unter den Lebenden weilt? Was ist mit dir und deiner Mutter passiert?«
Johnny schaute mich böse an. »Nichts. Wir waren hier im Haus. Wir haben Besuch bekommen.«
»Von
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