0957 - Das Aibon-Gezücht
Müllhalde benutzt, jedenfalls ist es ein Schandfleck. Da frage ich mich, wo diese Person ihre Versammlungen abhalten will um den Menschen zu erzählen, wie gut man in das nächste Jahrtausend hineinrutschen kann.«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, Sheila, das sieht mir alles nach einer Falle aus.«
»Aber die kennen wir und können uns darauf einstellen.«
»Du willst also hin?«
»Ja, Bill, ich will dorthin. Ich will die verfluchte Frau sehen. Ich will gegen die Schlange kämpfen und sie töten. Ich will nicht mehr, daß sie mich beeinflußt. Ich habe es in der letzten Nacht erlebt. Johnny hat ähnliches durchlitten. Einmal muß Schluß sein.«
»Dagegen habe ich nichts.«
»Dann laß uns fahren, Bill.«
Der Reporter schüttelte den Kopf. So wie jetzt kannte er seine Frau nicht. Sie war ganz anders geworden. Kämpferisch, wütend, voller Zorn und sogar Haß.
Oder war es gespielt?
Bill kam damit nicht zurecht, aber er wußte, daß es gefährlich werden würde, wenn sie beide allein die Schlange treffen wollten. Hinzu kam dieser Götze, von dem John und Suko berichtet hatten. Zwar war er durch Silberkugeln getroffen worden und verschwunden, aber es stand nicht fest, ob er auch vernichtet worden war.
Bevor Bill seine Jacke überstreifte, steckte er sein Handy ein…
***
Es war ein bescheidenes Erwachen, zumindest für mich. Die Ereignisse der Nacht hingen mir natürlich in den Knochen. Ich fühlte mich wie gerädert, und zugleich hatte ich den Eindruck, ein Versager zu sein. Auf der Bettkante sitzend, hustend, das Gesicht in Falten gelegt. Ich versuchte, über gewisse Probleme nachzudenken, die uns angingen, aber ich fand einfach keine Lösung.
Die folgende Zeit verlief wie immer. Zähneputzen, duschen, wieder etwas in Form kommend und weiter über die Tatsachen nachdenkend.
Es ging um die Schlangen. Es ging um die Frau namens Snake. Ging es auch um das Monster?
Das genau war die Frage. Aber wenn, dann gehörte Snake und das Monster zusammen.
Ich hatte keine Lust, mir ein karges Frühstück zusammenzustellen und ging deshalb nach nebenan, so Suko die Tür öffnete, als ich geschellt hatte.
»Ho, bist du schon fertig?«
»Nein, noch nicht angefangen.«
»Das ist gut, dann komm!«
Shao lächelte, als sie mich sah. Sie stellte ein drittes Gedeck hin, und ich bewunderte ihre morgendliche Frische. Sie sah nicht zerknittert aus wie ich. Der gelbe Bademantel stand ihr gut. Er schillerte bei jeder Bewegung.
Es gab Kaffee und Tee. »Du kannst wählen, John, was möchtest du lieber trinken?«
Ich lächelte Shao an. »Ich nehme Kaffee.«
»Gut.«
Suko frühstückte gesund. Er aß irgendwelche Körner, die in Honig gewälzt waren und auch von Bären gern gefressen wurden, wie ich aus der Werbung her wußte.
»Schmecken die?«
»Und ob.« Er nickte. »Möchtest du auch welche?«
»Lieber nicht. Ich bleibe bei meinem ungesunden Toast und der Konfitüre.«
»Wenn es schmeckt, ist es doch okay.«
»Stimmt auch wieder.«
Wir aßen, sprachen wenig. Hin und wieder schaute mich Suko an, bis er fragte: »Wo drückt dich denn der Schuh?«
»Müßte er das?«
»So siehst du aus.«
»Er drückt uns beide, Suko, und er hat auch einen Namen. Snake. Die Frau mit den Schlangen. Wir müssen sie finden, aber nicht als Computergebilde, sondern als echte Person. Und da weiß ich nicht, wo ich ansetzen soll.«
Mein Freund nickte. »Ich habe auch keine Ahnung. Aber ich sprach schon mit Shao darüber, und sie meinte, daß es in London sicherlich Schlangentempel gibt. Hier leben so viele Exoten, die alle irgendeinem Gott oder Götzen dienen. Da sucht man eben nach einem Versammlungsort, an dem die Lehren verbreitet werden.«
»Nicht schlecht gedacht. Kennt ihr denn diese Orte?«
»Man müßte herumhören.« Ich grinste Suko an. »Bei deinen zahlreichen Cousins hier in London? Meinst du das?«
»Es wäre eine Möglichkeit.«
»Wann beginnst du damit?«
»Sofort, wenn du willst.« Ich nickte. »Kann ich denn mit?«
»Ich wüßte nicht, warum du hierbleiben solltest. Meine Vettern sind schließlich keine Unmenschen. Sie wissen eben nur gut Bescheid, sogar an einem frühen Morgen im März, der viel zu kalt ist.«
Ich war schon aufgestanden und hatte mir das Telefon geschnappt.
Glenda war noch nicht im Büro, Sir James ebenfalls nicht, so sprach ich die Nachricht auf den Anrufbeantworter.
Dann drehte ich mich um und nickte meinem Freund Suko zu. »Das wäre geregelt. Laß uns deine Cousins besuchen. Ich hoffe nur,
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