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0957 - Der schwarze See

0957 - Der schwarze See

Titel: 0957 - Der schwarze See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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»Bereite dich auf dein Ende vor, Großmaul!«
    Der Silbermond-Druide dachte an William und die Dorfbewohner, die den Angreifern hilflos ausgeliefert waren, wenn er ihnen nicht beistand. An Zamorra und Nicole, die in Kolumbien verschollen waren und vielleicht seine Hilfe brauchten. Er konnte, er würde sie nicht im Stich lassen.
    Der Gedanke mobilisierte seine letzten Kräfte. Gryf bäumte sich auf, wehrte sich mit aller Kraft gegen die eiserne Umklammerung. Und schließlich bekam er irgendwie den Blaster zu fassen. Er riss die Waffe aus dem Gürtel, seine Finger glitten über die Waffe, aktivierten den Lasermodus, und dann presste er den Abstrahlpol gegen einen der Tentakel und drückte ab. Er wusste selbst nicht genau, welchen Körperteil des Shi-Rin er traf. Doch die Wirkung war verheerend.
    Der Shi-Rin brüllte auf und stieß ihn von sich. Gryf taumelte ein paar Schritte zurück und fiel in den Schnee. Die Tentakel, die ihn gerade noch wie ein Schraubstock umklammert hatten, verwandelten sich wieder in menschliche Arme - oder eigentlich nur einer von ihnen, der andere war ein grässlicher Stumpf. Schwarzes Blut schoss aus der Wunde, wo der linke Arm knapp oberhalb des Ellbogens von dem Laser amputiert worden war. Der Rest der abgetrennten Extremität lag im Schnee, eine formlose, wild zuckende Masse, die rasch zu Staub zerfiel.
    Jeder Muskel schmerzte, als sich Gryf wieder aufrappelte, doch der Silbermond-Druide grinste breit, als er den Blaster hob. »Tja, zu früh gefreut, Drecksack.«
    Der Shi-Rin schrie gellend auf, als sich der blassrote Laserstrahl in seine Brust bohrte und den bizarren Körper in eine Fackel verwandelte.
    Gryf wandte sich ab. Noch bevor die Höllenkreatur vergangen war, wechselte er in den zeitlosen Sprung …
    ***
    ... und materialisierte sich unmittelbar vor der schwarzhaarigen Attentäterin. Die Shi-Rin riss ihre Maschinenpistole hoch, doch bevor sie feuern konnte, versetzte Gryf ihr einen heftigen Stoß gegen das Handgelenk. Die Waffe segelte durch die Luft. Als sie auf dem Erdboden aufschlug, war seine Besitzerin längst fort.
    »Wo sind wir?«, fragte die Shi-Rin. Sie befanden sich auf einem schmalen Felsvorsprung am oberen Rand eines beeindruckenden Kraters aus grauem, porösem Gestein. Weniger als einen Meter vor ihnen endete der Vorsprung abrupt. Tief unter ihnen brodelte ein gewaltiger See aus weiß-rot glühender Lava.
    »Müsste dir eigentlich bekannt vorkommen, Schätzchen«, sagte Gryf. »Sieht fast aus wie bei euch zu Hause.«
    Wütend fuhr die Gestaltwandlerin zu ihm herum, und der Silbermond-Druide bemerkte verblüfft den echten Schmerz in ihren Augen.
    »Ein Zuhause, das ihr uns genommen habt. Warum habt ihr uns das angetan?«
    »Für eine Höllenkreatur bist du ganz schön sentimental«, sagte Gryf, die Stimme voll kalter Verachtung. »Das hier ist Stromboli, einer der bekanntesten noch aktiven Vulkane der Erde. Wenn die Welt mich nervt, komme ich gelegentlich her, um mich zu entspannen.«
    »Entspannen?«, echote die Attentäterin. »Hier? Bist du verrückt?«
    Ihre Arme schossen vor, verwandelten sich in todbringende Tentakel. Doch bevor sie ihn erreicht hatten, schoss der Silbermond-Druide. Der Blasterstrahl bohrte sich unmittelbar vor der Shi-Rin in den Boden.
    Die Gestaltwandlerin schrie entsetzt auf, als der Fels unter ihr wegbrach und sie hilflos in den gähnenden Abgrund stürzte, der brodelnden Lava entgegen. Es gab ein kurzes Zischen, als ihr Körper verglühte, dann gab es nichts mehr, was an sie erinnerte.
    »Wieso?«, fragte Gryf. »Hörst du nicht die himmlische Ruhe?«
    ***
    Nicole fuhr keuchend hoch. Ihre Überlebensinstinkte übernahmen sofort, und sie riss ihre Arme hoch, um sich gegen einen Angriff zu verteidigen. Doch niemand griff sie an. Sie war völlig allein.
    Verwundert sah sich die Dämonenjägerin um. Sie lag in einem bequemen Bett in einem improvisierten Krankenzimmer. Die Größe des Raumes und die geschmackvolle Einrichtung ließen keinen Zweifel, dass sie nicht gerade bei armen Leuten untergekommen war. Wo immer sie sich befand, offensichtlich hatte man sie weder in die Basis zurückgebracht noch in ein normales Krankenhaus eingeliefert.
    Die bewaffneten Männer fielen ihr wieder ein. Sie hatten nicht wie Soldaten ausgesehen, eher wie Banditen oder eine Privatarmee. War sie eine Gefangene? Wenigstens hatten sie sie nicht gefesselt.
    Nicole schlug die Decke zurück. Jemand hatte ihr einen teuer aussehenden Seidenschlafanzug angezogen und

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