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0957 - Der schwarze See

0957 - Der schwarze See

Titel: 0957 - Der schwarze See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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sie tatsächlich laufen lasst?«
    »Wir sind Krieger, Gryf.« Der Shi-Rin wirkte tatsächlich in seiner Ehre gekränkt. »Wir schonen unsere Gegner nicht, aber wir stehen immer zu unserem Wort. Das unterscheidet uns von den meisten unserer schwarzblütigen Brüder und Schwestern - den wenigen, die übrig geblieben sind.«
    Der Zirkusdirektor hatte Gryf fast erreicht. Seine Arme verwandelten sich in lange Tentakel, die sich wie riesige Schlangen hin und her wanden. Mit Mühe unterdrückte Gryf den Impuls, auf den Gestaltwandler loszugehen. Auch der Shi-Rin griff noch nicht an.
    »Und was geschieht jetzt?«
    »Das fragst du noch?«, gluckste der Höllenkrieger. Seine Arm-Tentakel wanden sich um Gryfs schlanken Körper. Die Berührung war sanft, fast wie ein Streicheln, und dann drückten die Tentakel plötzlich zu und zogen den Silbermond-Druiden ganz nah an das Gesicht des Frackträgers, das sich jetzt ebenfalls in eine tentakelförmige Extremität verwandelte. An der Spitze befanden sich zwei schmale Augenschlitze und ein Maul mit rasiermesserscharfen Zähnen.
    Doch damit nicht genug, auch die Beine veränderten jetzt ihre Form, schlangen sich um Gryfs Unterleib und pressten seine Beine so fest zusammen, dass der Silbermond-Druide völlig unfähig war, sich zu bewegen. Um sich mit dem zeitlosen Sprung aus der misslichen Lage zu befreien, hätte er nur einen Schritt tun müssen. Doch dazu war nicht mehr in der Lage.
    »Eins habe ich dir allerdings noch nicht gesagt«, zischte der Shi-Rin, dessen ganzes Gewicht jetzt auf dem Silbermond-Druiden lastete. »Es ist wahr, wir lassen die Kinder gehen und werden sie auch später nicht anrühren.«
    Aus den Augenwinkeln sah Gryf, wie die anderen Gestaltwandler die gefangenen Teenager mit höhnischem Gelächter von sich stießen.
    »Aber die übrigen Dorfbewohner gehören uns. Sobald du erledigt bist, werden wir sie einen nach dem anderen abschlachten. Und es wird sehr blutig werden!«
    »Die M-Abwehr…«, röchelte Gryf.
    Der Shi-Rin kicherte. »Das ist das Beste: Als wir das Château beschossen haben, ging es keineswegs nur darum, euch zu zermürben und vielleicht den einen oder anderen Zufallstreffer zu erzielen.«
    Gryf sah, wie sich die übrigen Attentäter zu einer lockeren Gruppe formierten und den Jugendlichen in Richtung Zugbrücke folgten. Sie erreichten die Grenze, die zu überschreiten für jede schwarzblütige Kreatur eigentlich den sicheren Tod hätte bedeuten müssen, doch nichts geschah. Sie gingen einfach weiter.
    »Wir haben mehr als eines der Symbole zerstört, die den weißmagischen Schutzwall aufrecht erhalten. Eure schöne M-Abwehr ist damit komplett in sich zusammengebrochen. Das Château ist für uns frei zugänglich.«
    »Es gibt da auch etwas, was ich dir noch nicht gesagt habe…«, stieß Gryf mit letzter Kraft hervor.
    »Und das wäre?«
    Gryf drehte den Kopf und nickte in Richtung der Straße, die zum Dorf hinunterführte. Der Gesichts-Tentakel des Shi-Rin fuhr herum. Ungläubig sah der Höllenkrieger, wie William gemessenen Schrittes auf ihn zukam. Als er noch etwa 20 Meter entfernt war, blieb der Butler stehen.
    »Wir haben die Zeichen erneuert und den Wirkungskreis der M-Abwehr etwas ausgedehnt«, sagte Gryf. »Außerdem haben wir noch ein paar besonders fiese Symbole hinzugefügt, sodass nicht nur alle unerwünschten Gäste vernichtet werden, die die weißmagische Grenze überschreiten, sondern auch jede schwarzblütige Kreatur, die sich bereits innerhalb des weißmagischen Schutzwalls befindet.«
    »Ach ja, und warum leben wir noch?«
    »Ganz einfach. Weil ein Symbol fehlte - bis jetzt.«
    Entsetzt sah der Gestaltwandler, wie sich William hinkniete und ein kleines Stückchen Kreide aus seiner Jackentasche hervorholte. Mit einem Aufschrei ließ der Shi-Rin von Gryf ab, verwandelte seine unteren Tentakel wieder in menschliche Beine und rannte auf den Butler zu. Doch es war zu spät. Mit wenigen sorgsam gesetzten Strichen zeichnete William das letzte Symbol auf die Straße und vollendete damit die M-Abwehr. Sofort schlugen Flammen aus dem Körper des Shi-Rin, während aus dem Innenhof die gellenden Schreie seiner fünf Artgenossen erklangen. Der Todeskampf der höllischen Attentäter dauerte nur wenige Sekunden, dann war von ihnen nur noch etwas Asche übrig.
    Besorgt blickte der Butler Gryf an, der seine Arme und Beine massierte, um die Blutzirkulation wieder in Gang zu bekommen.
    »Wie geht es Ihnen, Sir?«
    »Als wäre ich unter eine

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