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0958 - Der Keller

0958 - Der Keller

Titel: 0958 - Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zufrieren können, weil sie aus irgendeiner Chemikalie bestanden.
    »Ist das eine Welt!« flüsterte der Fotograf.
    »Das Erbe des glorreichen Erich. Alles so stark verseucht, daß kein Investor das Grundstück übernehmen will. Hier gaben sich früher Kohle, Stahl und Chemie die Hand - und heute?«
    »Sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht.«
    »Nein, die können hier nicht überleben. Die haben sich zurückgezogen und sind nicht so dumm wie die Menschen.« Vicky winkte ab, dann hoppelte der VW über Gleise, die die Fahrerin zu spät entdeckt hatte, und sie fing an zu schimpfen.
    Ihr Ziel war bereits zu sehen. Sie hatten die Hochofenanlage hinter sich gelassen, rollten jetzt nach links und sahen das ehemalige Verwaltungsgebäude des Konzerns, diesen Bau aus dem Beginn des Jahrhunderts, ein Meisterwerk des Klassizismus, das sogar zwei Kriege unbeschädigt überstanden hatte und noch jetzt wie ein Wächter alles andere überragte.
    Der Fotograf schüttelte sich, als wäre ihm kalt geworden. Dabei funktionierte die Heizung recht gut.
    »Hast du was, Tom?«
    »Im Prinzip nicht, aber mir schlägt der Anblick dieses Baus irgendwo auf den Magen.«
    »Das ist ein Stück Geschichte. Industrialisierung nennt man so etwas doch.«
    »Ja, kann sein.«
    »Was gefällt dir denn nicht?«
    »Es kann auch an der Umgebung liegen.« Dohle schniefte. »Sie ist so kalt, so - ich weiß auch nicht wie.« Er schaute durch die schmalen Scheiben des Wagens und sah einen Himmel, der die morgendliche Helligkeit verloren hatte, obwohl die Sonne noch schien. Sie aber war anders geworden, viel blasser und bläulicher, als wäre sie mit einem Pinselstrich verändert worden.
    Alles hob sich scharf konturiert vor diesem Hintergrund ab, und auch dieser Schlund, diese verdammt, unheimliche Haus, das dort stand wie für die Ewigkeit.
    Es war dunkel. Die Farbe konnte der Fotograf nicht herausfinden. Sie lag irgendwo zwischen einem düsteren Schwarz, Grau und einem schmutzigen Braun. Es gab Fenster, aber die waren zumeist scheibenlos. Nur nackte Löcher, sonst nichts.
    »Und?«
    »Es gefällt mir nicht, Vicky, es gefällt mir alles nicht. Das ist nicht meine Welt.«
    »Meine auch nicht.«
    Er lachte unfroh. »Und trotzdem willst du hinein?«
    »Ja, verflucht! Weil man manchmal Dinge tun muß, die sich aufdrängen. Ich habe da etwas gehört. Ich habe auch einen Job. Ich will etwas bringen und nicht nur über Kaninchenzüchtervereine schreiben. Diese Frau, deren Aussage von den Bullen belächelt wurde, muß etwas Schreckliches erlebt haben. Das kann man sich nicht ausdenken, Tom. Nein, das glaube ich einfach nicht.«
    »Was war es denn?«
    »Ich weiß es nicht genau. Laß uns nicht davon reden. Wir fahren hin und schauen nach.«
    »Das Haus ist auch ein Versteck.«
    »Ja…?«
    »Ich denke schon. Was man dort lagern kann, darüber will ich nicht nachdenken.«
    Vicky mußte lachen. »Gut gebrüllt, Löwe. Wäre doch stark, wenn wir plötzlich ein geheimes Waffenlager entdecken. Das würde eine Geschichte Werden, sage ich dir.«
    »Keine Ahnung, ob sie so super ist.«
    »Verlaß dich drauf.«
    Sie rollten näher an den Bau heran. Zumindest dem Fotografen wurde er immer unsympathischer. Das war ein Klotz, ein Block, der nur als feindlich angesehen werden konnte. Eine Höhle, ein Versteck, ein kalter Organismus, der trotzdem noch arbeitete, weil sich in ihm irgend etwas versteckt hielt. Sogar eine Auffahrt gab es, und über sie ließ die Frau ihren Käfer hochrollen. Sie stoppte ihn erst vor der Treppe, schaltete den Motor ab und zerrte die Handbremse hoch.
    »Da wären wir.«
    »Ja«, sagte Tom.
    »Willst du alles mitnehmen?« Sie schaute ihren Kollegen an.
    Tom rückte seine Brille zurecht. »Scheinwerfer würde ich benötigen, aber die habe ich nicht bei mir. So können die Aufnahmen nicht perfekt werden.«
    »Du hast Blitz, Tele, Weitwinkel und…«
    »Ja, das reicht.«
    »Dann stell dich nicht so an! Um so eher haben wir es hinter uns.« Vicky öffnete die Tür und verließ den Käfer. Draußen blieb sie stehen und reckte sich.
    Dohle folgte ihr langsamer. Er zog seinen gefütterten Parka über, tastete nach den Filmen in den Taschen und war zufrieden. Sie standen noch außerhalb des Eingangsbereichs und schauten an dem Mauerwerk hoch, wobei ihnen die große Schrift ebenfalls nicht verborgen blieb.
    »Es lobt den Mann die Arbeit und die Tat«, murmelte Vicky. »Das waren noch Zeiten.«
    »Vielleicht kommen die wieder. Bei den Arbeitslosen, die wir in

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