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0958 - Der Keller

0958 - Der Keller

Titel: 0958 - Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Tom Dohle setzte sich auf seinen Regiestuhl. »Aber ich frage mich, ob das alles Sinn macht, was du da durchziehen willst.«
    Vicky verdrehte die Augen. »Jetzt komme ich nicht mehr mit, Tom. Natürlich macht es Sinn. Das war abgesprochen. Dieser Bau ist mir aber nicht geheuer. Ich habe das zufällig von dieser Behle mitbekommen, als ich bei den Bullen war. Diese Frau klang verdammt glaubwürdig, und ich will nicht lockerlassen.«
    »Brauchst du auch nicht.«
    »Was ist mit dir?«
    »Ja, ich gehe mit.«
    »Begeistert klang das nicht.«
    »Ich will auch nicht jubeln. Ich habe keine Lust dazu. Ich weiß nicht, was da noch auf uns zukommt. - Das sind doch Spinnereien.«
    »Und wenn schon. Du brauchst nur ein paar gute Fotos zu schießen, mehr nicht.«
    »Wovon?«
    »Innen und außen.«
    »Was ist mit dieser Behle?«
    »Nichts weiter. Sie hat etwas gesehen, und ich will einfach nachforschen. Du bist doch aus dieser Gegend hier. Wie mir zu Ohren gekommen ist, sind einige Menschen in der letzten Zeit hier einfach verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt. Gibt dir das nicht zu denken, Tom?«
    »Nein.«
    »Himmel, hast du die Ruhe weg.«
    »Verdammt noch mal, es verschwinden immer wieder Leute! Vor allen Dingen Rumänen, Russen, Tschechen. Du weißt doch, was hier los ist. Da holst du nie eine Geschichte raus. Da ist schon alles geschrieben worden.«
    »Aber nicht über den Schlund.«
    »Über wen?«
    »So wird das alte Gebäude genannt. Der Schlund, das Haus, der Bau, der alles schluckt, der irgendwie lebt, obwohl er wie tot aussieht und…«
    »Herrjeh, hast du eine Phantasie!«
    »Nein und ja. Ich sage dir eines, Tom, wir werden in diesen Schlund hineingehen, und ich bin sehr gespannt darauf, wie du dich verhalten wirst.«
    »Ich werde knipsen. Zehn Filme, wenn du willst. Und dann ist die Sache für mich erledigt.«
    »Für mich auch.«
    »Wer zahlt denn die Fotos?« fragte Tom.
    »Die Zeitung.«
    »Ist das sicher?«
    »Wenn ich es dir sage. Das ist ein Auftrag, ein Job, der gut bezahlt wird. Tom, ich weiß, daß wir da Kohle machen können. Dafür wird sich nicht nur ein regionales Käseblatt interessieren, diesen Bericht werden wir auch überregional verkaufen können. Du und ich, wir beide machen unseren Schnitt.«
    Es war wie immer. Tom Dohle unterlag. Er kam gegen Vicky einfach nicht an. Sie hatte das Heft in die Hand genommen und ließ es sich auch nicht aus den Fingern zerren.
    Der Fotograf mußte jedesmal erst »geweckt« werden. Wenn er dann einmal Blut geleckt hatte, war er super. Da schoß er die besten Bilder, oftmals aus den unmöglichsten Perspektiven.
    »Womit fahren wir denn?« fragte er und drehte sich noch eine Zigarette.
    »Mit meinem Käfer.«
    »Sehr gut.«
    »Keine Sorge, Tom, du brauchst deinen Flitzer nicht erst aus der Garage zu holen.«
    »Das ist kein Flitzer.« Er zündete sich den Glimmstengel an. »Das ist schon eine Geldanlage. Ein Mercedes, der seine fünfzehn Jahre auf dem Buckel hat. So etwas findest du selten auf der Straße.«
    »Solange es halt noch verbleites Benzin gibt. Ich habe den Käfer umrüsten lassen. - Und jetzt komm!«
    Tom Dohle schnappte seine Klamotten und folgte der Frau. Er schüttelte den Kopf. Irgendwie kam er nicht mit der Kleinen zurecht. Die war viel zu hektisch, aber sie hatte Erfolge, das mußte man ihr lassen. Ihre Geschichten waren immer kleine Knüller. Sie hatte auch schon so manchem Politiker auf die Zehen getreten. Sie war halt gut.
    Dohle schloß die Tür ab. Vicky lief bereits die Treppe hinunter. Der Schlüssel steckte noch im Schloß, als Tom den Schweißausbruch mitbekam. Er überfiel ihn plötzlich, und er war wie ein Angststoß, dem er nichts entgegensetzen konnte. Eine Warnung, das Unterbewußtsein spielte verrückt. Der Schweiß lag in kleinen Kugeln auf seinem Rücken und der Stirn. Dabei war es saukalt.
    Wovor wollte man ihn warnen?
    Vor dem Haus?
    Er kannte es nicht persönlich. Nur von Bildern her, aber wenn er daran dachte, durchfuhr ihn schon ein Schauer, denn alte Häuser wie dieses konnten schon Unbehagen hervorrufen.
    ***
    »Warum sagst du nichts?« fragte Vicky Meininger, die den Käfer über das Werksgelände lenkte. Eine tote Landschaft, Ruinen aus Rost und Mauerwerk, die auch in einen Endzeitfilm gepaßt hätten. Rohre, halbzerstörte Hallen, Träger, die irgendwohin ragten, als wollten sie mit stählernen Klauen nach etwas greifen. Pfützen auf dem Boden, manche mit einer dünnen Eisschicht bedeckt. Andere wiederum hatten nicht

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