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0958 - Der Keller

0958 - Der Keller

Titel: 0958 - Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dieser normalen Welt. So etwas sah man nur im Kino, in diesen schrecklichen Horror-Streifen, den Schockern, die das Blut der Zuschauer gefrieren ließen.
    Auch sein Blut fror ein.
    Er wurde starr.
    Das Wesen würgte weiter. Vor Döhles Augen tanzte das schreckliche Gesicht, das den Ausdruck nicht verdiente. Es war eine sandfarbene Fratze aus dünner Haut und Knochen. Nicht direkt ein Skelett, auch kein normales Menschengesicht.
    Er würgte.
    Der Kopf über ihm tanzte. Er hatte keine Lippen mehr. Zähne bleckten ihm grinsend entgegen. Tom dachte auch daran, daß er sich wehren mußte, und er versuchte es, indem er die Arme anhob und um sich schlug. Er wollte dieses eklige Wesen von sich wegzerren und zur Seite schleudern. Es sollte ihn nicht mehr behindern, es sollte ihn…
    Seine Gedanken wurden unterbrochen, als das Wesen plötzlich seinen Kopf anhob, um ihn einen Moment später blitzartig wieder zurückzuschlagen.
    Hart prallte er auf.
    Sterne funkelten vor seinen Augen. Dann wurde er auf die Seite gedreht und lag wenig später auf dem Bauch.
    Wieder zerrte man ihn hoch.
    Die Klauen umfaßten seinen Hals.
    Noch stärker griffen sie zu.
    Dann hörte er das Knacken.
    Sie hatten etwas gedreht, gebrochen.
    Es war nur mehr ein flüchtiger Gedanke, der als letzter durch seinen Kopf schoß.
    Mit gebrochenem Genick blieb Tom Dohle liegen. Er würde nie mehr Fotos schießen.
    Sein unheimlicher Mörder aber zog sich zurück. Er kroch auf allen vieren dem Fahrstuhl entgegen. Lange Arme, etwas kurze Beine, er sah aus wie das Skelett eines Gorillas, das sich dann wieder in die Kabine hockte.
    Es hob die Arme. Von den sandfarbenen Fingern mit der dünnen Haut rann das Blut des Toten. Das Monster kümmerte sich nicht darum. Eine Klaue näherte sich dem Schalter.
    Ein Ruck ging durch den Aufzug. Das Rumpeln war für einen Moment wieder laut zu hören.
    Dann setzte sich der Paternoster in Bewegung und der unheimliche Killer verschwand in der Tiefe…
    ***
    »Das also ist der berühmte Schlund«, sagte ich und schaute mir das Gebäude von außen an. Es war windig und kalt. Vielleicht lag es auch an der Nähe dieses Baus, daß der Wind hier so scharf wehte und in mein Gesicht schnitt. Harry, der neben mir stand, erlebte es nicht anders. Er ärgerte sich auch über die Kälte, aber wir waren beide froh, das Ziel noch im Hellen erreicht zu haben.
    »Es lobt den Mann die Arbeit und die Tat!« zitierte ich und schüttelte den Kopf.
    »So hat man damals gedacht, kurz nach der industriellen Revolution.«
    »Klar, Harry, hat man. In England war es nicht anders. Ich denke nur daran, daß es in die heutige Zeit nicht mehr hineinpaßt. Vor allen Dingen nicht, wenn dieser Bau so etwas wie der Mittelpunkt einer gewaltigen Industrieruine ist.«
    »Da hast du recht.«
    Ich ging noch nicht hinein, sondern schaute mich um. Mein Blick durchstreifte eine tote, eine irgendwo auch deprimierende Landschaft aus alten Bauten, Rohren, Brücken, Hochöfen und chemischen Industrieanlagen, denn hier hatten sich die verschiedenen Industrien miteinander vermischt, aber das lag lange zurück.
    Wir standen inmitten einer zerstörten Umwelt, in der nichts mehr so war, wie es hätte sein sollen.
    »Woran denkst du, John?«
    Ich winkte ab. »Erspare mir die Antwort, Harry, wir können nichts daran ändern.«
    »Aber hier sind in den letzten Jahren verdammt viele Personen verschwunden. Es ist nicht alles tot, auch wenn es so aussieht. Etwas muß hier leben.«
    »Leben?«
    Er winkte ab. »Wenn es dir nicht gefällt, sage ich einfach, es vegetiert dahin.«
    »Gut und was?«
    »Der Killer, John. Einer, der sich hier auf dem Gelände versteckt hält oder im Schlund.«
    »Ich tippe eher darauf.«
    »Willst du runter?«
    »Erst mal rein«, sagte ich. »Es wird nicht viel Sinn haben, wenn wir uns die Umgebung vornehmen. Hier sieht alles anders aus, Harry. Das Rätsel finden wir im Bau.«
    »Und wir werden nicht die einzigen sein.«
    Er meinte damit den Käfer, der in der Nähe geparkt war und uns aufgefallen war. Wir hatten uns beide über das grüne, etwas verdreckte Fahrzeug gewundert, das schon einer Antiquität glich, aber so aussah, als würde es noch gefahren.
    Es war nicht einfach gewesen, durch die schmutzigen Scheiben in das Innere zu schauen, aber auf dem Rücksitz lagen eine Decke und eine Tasche.
    Wer immer den Käfer gefahren haben mochte, er interessierte sich ebenfalls für unser Ziel. Er war sicherlich in das Haus hineingegangen, und ich fragte mich

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