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0958 - Der Keller

0958 - Der Keller

Titel: 0958 - Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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natürlich, wer - außer uns - noch Interesse daran haben konnte.
    Harry wußte auch keine Antwort. Er schlug vor, daß wir uns umschauten, um herauszufinden, wer sich in diesem Bau noch aufhielt. »Neugierige, John.«
    »Die Bescheid gewußt haben.«
    »Kann sein.«
    Wir hielten uns nicht mehr länger hier draußen auf und gingen jetzt direkt auf unser Ziel zu. Wir nahmen die Treppe, nicht die Auffahrt. Dicke Säulen stützten ein Vordach, das die Besucher vor den Unbilden des Wetters schützte. In seinem Schatten lag auch der breite Eingang, durch den früher die zahlreichen Büroangestellten gegangen waren, um an ihre Arbeitsplätze zu gelangen.
    Das taten wir auch.
    Nur hätten wir uns den Betrieb vorstellen müssen. Jetzt lag alles in einer bleiernen Ruhe und Kälte, die unsere Körper wie Reifen umklammerte.
    Wir setzten unsere Schritte in die Halle hinein und damit in eine Kälte, wie sie kaum anders war als draußen.
    Wir spürten sie beide, und schauderten auch beide zugleich zusammen, blieben stehen und schauten uns an.
    »Das ist nicht meine Welt«, sagte Harry Stahl.
    »Richtig.« Falls man diese Umgebung überhaupt als eine Welt bezeichnen konnte, dann nur als eine Totenwelt. Hier kam etwas zusammen, das mich abstieß. Eine ungewöhnliche Kälte, eine Atmosphäre, die abstieß, weil sie aus einer Tiefe zu dringen schien, die für Menschen lebensbedrohlich war.
    Das große Treppenhaus war noch vorhanden. Unwillkürlich schauten wir in die Höhe. Über uns verloren sich die Etagen in der Finsternis, als wären sie von einer düsteren Decke verschluckt worden. Schatten lagen über den Galerien, wo sich in den Wänden die einzelnen Bürotüren abmalten, hinter denen keiner mehr arbeitete.
    Langsam gingen wir weiter.
    Es war nicht hell in diesem Haus, aber es war auch nicht dunkel. Durch den Lichteinfall an verschiedenen Stellen wirkten auch die Helligkeit und das Dunkel wie ein bestimmtes Muster. Mal heller, mal düsterer. Ein Flickenteppich aus grauem Zwielicht war entstanden.
    »Ist das ein Mordhaus?« fragte Harry.
    »Ich könnte es mir vorstellen. Hier hört dich niemand. Hier killt man dich. Es gibt die oberen Etagen, und es gibt den Keller und sogar einen Paternoster.«
    »Der nicht mehr funktioniert.«
    »Glaubst du das?«
    Ich hob die Schultern. »Ich weiß selbst nicht, was ich glauben soll oder nicht, aber das Gefühl sagt mir, daß wir beide hier genau richtig sind.«
    »Das hoffe ich auch.«
    Wir gingen weiter. Harry nach rechts, ich hielt mich mehr links und gelangte auch in die Nähe der breiten Portiersloge, die jetzt natürlich verwaist war.
    Sie schon, aber vor ihr lag etwas auf dem Boden.
    Auf einmal bekam ich Sodbrennen. Zugleich trat mir der Schweiß aus den Poren, denn ich wußte schon jetzt, was da vor mir lag.
    Trotzdem mußte ich hin und blieb vor dem Mann stehen, der auf dem Boden lag. Sein Kopf stand in einem ungewöhnlichen Winkel vom Hals ab, die Augen waren leer, tot und verdreht. Diesen Menschen holte niemand mehr ins Leben zurück.
    Man hatte ihm das Genick gebrochen.
    Auch Harry Stahl hatte gesehen, was geschehen war, und er war näher gekommen. Während er sich hinkniete, stand ich auf. »Genickbruch, Harry. Jemand hat ihm das Genick gebrochen. Und es ist erst vor kurzem geschehen. Wenn du ihn anfaßt, wirst du merken, daß seine Haut noch warm ist.«
    Stahl kniete nickend neben dem Toten. Er war innerlich ebenfalls mitgenommen, ballte seine Hände zu Fäusten und flüsterte etwas vor sich hin, was nur er verstand.
    Dann fing er damit an, den Toten zu untersuchen und hatte sehr bald einen Ausweis gefunden. Sogar zwei, einen Personal-und einen Presseausweis. Da eine Kamera in der Nähe lag, gingen wir beide davon aus, daß der Mann Reporter oder Fotograf war.
    »Es hat sich also schon herumgesprochen«, sagte Harry Stahl mit leiser Stimme. »Die Presse hat Wind davon bekommen und sich dementsprechend verhalten. Man hat ihn geschickt, um nachzuschauen. Dann gehört dem Mann auch der Käfer da draußen.«
    »Wie heißt er denn?« fragte ich.
    »Tom Dohle.«
    »Kenne ich nicht.«
    Harry nickte. »Soll wohl so sein. Auch mir ist er unbekannt. Ich weiß nicht, für welche Zeitungen er arbeitet, aber mir gefällt das alles nicht, John.«
    »So?«
    »Kennst du dich mit der Presse aus?«
    »Schon.«
    »Die kommen doch nie allein, John. Zumindest nicht, wenn sie vor Ort recherchieren. Die sind meistens zu zweit. Wobei der eine fragt und der andere fotografiert.«
    »Also rechnest du

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