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0958 - Der Keller

0958 - Der Keller

Titel: 0958 - Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Dämmerung bringen, und dann war in diesem Bau kaum noch etwas zu erkennen.
    Bereits jetzt klebten die Schatten an den Wänden oder lagen als dichte Schicht auf dem Boden. Die Furcht hatte sich hier eingenistet. Ich hörte an manchen Stellen die wimmernden Laute, wenn der Wind irgendwelche Lücken gefunden hatte, um in den Bau zu wehen.
    Die Gestalt war nicht da. An der breiten Treppe blieb ich stehen und überlegte, ob ich nach oben oder nach unten gehen sollte. Harry Stahl rief mich an. »Hast du was gesehen?«
    »Nein, du?«
    »Ich weiß nicht so recht. Es kann sein.«
    »Wo denn?«
    »Im Keller. Ich meine, dort etwas gehört zu haben.«
    »Geh nicht allein.«
    »Ja, ich weiß, aber beeil dich.«
    »Keine Sorge, wird schon klappen.«
    Ich wollte noch in zwei oder drei Büros nachschauen, um mein Gewissen zu beruhigen. Meine Spannung hatte nicht nachgelassen. Harry und ich waren nicht die einzigen Lebewesen in diesem verdammten Bau, es gab noch andere, aber wer war dieses helle, kleine Monstrum?
    Die nächste Tür trat ich einfach ein. Wind fuhr in mein Gesicht, und ich huschte mit einem schnellen Schritt über die Schwelle auf das gegenüberliegende Fenster zu, durch das der Wind wehte wie ein Gruß aus dem Totenreich.
    Das Büro war leer und auch groß. Größer als die anderen. Vielleicht hatte hier mal einer der Chefs gesessen. Ich mußte lächeln, als ich an der Wand noch eine staubbedeckte Fotografie sah. Sie zeigte Erich in Siegerpose.
    Träume, die sich nie erfüllt hatten. Das Mobiliar war aus allen Büros hervorgeräumt worden. Sogar Leitungen und Steckdosen hatte man entfernt. Die Wände starrten vor Schmutz. Ich sah einen Durchgang in ein anderes Büro. Vielleicht hatte sich dort früher mal eine Tür befunden, jetzt war alles leer.
    Ich ging hindurch.
    Und dann war er da.
    Er hatte hier gelauert. Er hatte im Schatten gesessen, in einer Ecke, und er sprang mich blitzschnell an…
    ***
    Ich wußte nicht, mit welch einem Monstrum ich es zu tun hatte. Es war relativ klein, geduckt und hatte tatsächlich einen sandfarbenen Knochenkörper, bei dem die langen Arme unangenehm auffielen, aber die brauchte er auch, um mir an die Kehle zu gehen.
    Ich war schneller. Ich hielt noch die Beretta fest, und mit ihr schlug ich genau im richtigen Moment von rechts nach links zu. Damit räumte ich die Knochenarme zur Seite, aber ich hörte kein Splittern. Dafür hatte sich der Angreifer geduckt und rollte sich über den schmutzigen Boden auf das Fenster zu.
    Ich schoß nicht, sondern wollte mir dieses Monstrum genau anschauen.
    Es war klein, beinahe ein Zwerg, aber mit sehr langen Fangarmen und einem skelettierten Schädel. Über den Knochen spannte sich die dünne, sandfarbene Haut.
    Das mußte der Killer gewesen sein, der auch Gisela Behle angegriffen hatte. Wenn ich das mörderische Gebiß sah, traute ich ihm alles zu, und wie es da hockte, wartete es nur auf den nächsten Angriff. Die Hände flach auf den Boden gelegt, das Gesicht in meine Richtung gestreckt, und ich glaubte sogar, in den Augen eine Füllung zu sehen. Sie waren nicht so leer, wie man es von einem Skelett erwartet hätte. Da steckte schon etwas darin.
    Er glotzte mich an. Er zitterte. Er wußte nicht, was er mit mir anstellen sollte.
    Aber ich wußte es.
    Die Beretta war im Moment nicht mehr wichtig. Ich holte das Kreuz hervor, wollte wissen, ob das kleine Monstrum aus den Kreisen stammte, die das Kreuz einfach nur haßte.
    »Schau her!« flüsterte ich. »Schau auf das Kreuz!« Ich hielt es in der linken Hand, und es baumelte hin und her.
    Das Wesen mußte es sehen. Es hatte sich in das Halbdunkel zurückgezogen, und ich wartete auf einen jammernden Ton, auf einen Laut, vielleicht ein Heulen.
    Nichts hörte ich. Nur das Scharren, als es seine Klauen nervös über den Boden rieb.
    »Ich werde dich vernichten. Du hast keine Chance. Ich weiß nicht, ob du mich verstehen kannst, aber es ist vorbei…«
    Er sprang. Ich hörte auch einen Schrei. Jammervoll Wehte er mir entgegen.
    Unwillkürlich zuckte ich zurück, aber dieses nackte, sandfarbene Wesen war nicht auf mich zugesprungen, sondern auf das offene Fenster zugeeilt, durch das es sich nach draußen in die Tiefe stürzen wollte.
    Ich schleuderte ihm mein Kreuz hinterher.
    Er gab ein klirrendes Geräusch, als das geweihte Silber in das Knochengerüst stieß. Das Wesen, noch mitten im Sprung, geriet aus dem Rhythmus. Wieder hörte ich die Schreie. Zugleich aber konnte es die Richtung nicht mehr

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