0958 - Der Keller
meine Lampe hin und her, um möglichst viel erkennen zu können, und ich sah, daß sich eine dieser großen Kisten bewegte, als würde sie von innen her kräftig geschüttelt.
Ich beeilte mich noch mehr, kam näher heran und konnte endlich sehen, was dort ablief.
Da war das Monstrum. Ein Skelett mit dünner Haut, wie ich es schon einmal erlebt hatte. Der schreckliche Schädel, die langen Arme, die beigen Gebeine, und im ersten Augenblick wirkte es auf mich wie eine riesige Spinne, die sich auf den Körper einer Frau gepreßt hatte, um sie zu vernichten.
Die Frau hatte geschrien. Sie lag in dieser offenen und zerstörten Kiste.
Sie war das Opfer. Für einen Moment erkannte ich auch die nassen Flecken auf der Kleidung, als der Strahl meiner Lampe darüber hinweghuschte.
Dann war ich da.
Ich sagte nichts, ich mußte handeln. Die Lampe klemmte ich mir zwischen die Zähne. Dabei hatte ich mich schon gebückt und packte dann mit beiden Händen zu.
Das Skelett war nicht sehr groß. Es gelang mir, meine Hände unter die Knochen zu schieben.
Dann zerrte ich das Monstrum in die Höhe. Ich hörte die wimmernden Schreie der jungen Frau, drehte mich mit dem Monstrum nach links und geriet dabei in den Lichtschein von Harrys Lampe.
»Schlag es kaputt, John!«
Er hatte die Worte kaum geschrien, als ich den Knöchernen mit aller Kraft nach unten schleuderte. Er krachte zu Boden. Die Knochen schienen plötzlich nach allen Seiten wegzuspringen. Sie brachen, sie zerknackten. Der Schädel war ebenfalls hart aufgeschlagen, und auch dort splitterte das Gebein ab.
Harry war da. Er trat gegen die Knochen, so daß die Rippen brachen, dann holte er noch einmal aus und drückte seinen Absatz so hart wie möglich auf den Schädel.
Die dabei entstehenden Geräusche hinterließen auf unseren Rücken eine Gänsehaut, aber ob das Wesen tatsächlich vernichtet war, wußten wir nicht. Zumindest konnte es sich nicht mehr zurechtfinden, weil einiges auseinandergerissen worden war. Das Knochengefüge paßte nicht mehr.
Ich übergab Harry das Kreuz. »Erledige du den Rest, ich kümmere mich um die Frau.«
»Okay, mach ich.«
Auf Harry Stahl konnte ich mich verlassen. Jetzt ging es nur um die blonde Person in der zerstörten Kiste, die den großen Horror hinter sich hatte. Es war nicht mal zu erkennen, ob sie überhaupt begriffen hatte, daß sie gerettet worden war. Ihr Gesicht sah nicht mehr menschlich aus, weil es einfach nicht lebte und nur starr war. Dabei zitterten die Lippen, und ich hörte die seufzenden und schlürfenden Atemzüge, wenn sie Luft holte.
Die Frau zitterte am ganzen Körper, als würde sie unter einer schrecklichen Kälte leiden. Ich entdeckte das Blut auf ihrem Oberschenkel. Dort waren die Klauen durch den Stoff gedrungen und hatten im Fleisch Wunden hinterlassen.
Auch auf der Brust war die Kleidung zerrissen worden, aber da entdeckte ich kein Blut. Das wiederum schimmerte am Hals, wo die Klauen entlanggefahren waren und rote Streifen hinterlassen hatten.
Die Frau hatte noch nicht mitbekommen, daß sie gerettet worden war.
Sie wimmerte nur, und als ich sie berührte, da schrie sie auf. Wahrscheinlich war sie der Meinung gewesen, von diesem Monstrum angefallen worden zu sein.
»Keine Angst, meine Liebe. Sie brauchen keine Angst zu haben. Sie sind gerettet.«
Von ihr bekam ich keine Antwort. Dafür sprach Harry Stahl. Er sagte: »John, er ist weg. Erledigt.«
»Gut.«
»Was ist mit der Frau?«
»Sie lebt, ist aber verletzt. Ich werde sie jetzt aus dieser verdammten Kiste hervorholen.«
»Okay, John, ich schaue mich mal in der Umgebung um.«
Die Unbekannte wimmerte noch immer leise. Ob es an ihren Schmerzen lag oder am Schock, der sie noch immer festhielt, war für mich nicht feststellbar.
Als ich sie umfaßte, zuckte sie zusammen. Sie zog die Beine an, als wollte sie sich klein machen und schützen.
»Ruhe, bitte, Sie müssen jetzt ganz ruhig bleiben. Es ist vorbei, glauben Sie mir.«
Eine Antwort bekam ich nicht. Sehr vorsichtig holte ich sie aus dieser sargähnlichen Kiste und legte sie einige Meter weiter auf den Boden. Die Jacke zog ich aus, die ich als Unterlage nahm, um der Frau auf ihr einen neuen Platz zu geben.
Plötzlich faßte sie mich an. Ihre Finger drehten sich um mein rechtes Handgelenk, als wollten sie mich nie mehr loslassen. »Bitte, gehen Sie nicht weg!«
»Keine Sorge, ich passe auf.«
Das Licht meiner Lampe erhellte die Umgebung. Ich hatte sie auf den Boden gelegt, und das Gesicht
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