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0958 - Die Kinder des El Rojo

0958 - Die Kinder des El Rojo

Titel: 0958 - Die Kinder des El Rojo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Sicherheitsvorschriften. Die Kinder waren das Kapital von Rojo - perfekt ausgebildete Drogenkuriere und Straßenhändler. Die hielt man natürlich unter Verschluss.
    Die Glock mit beiden Händen umfasst betrat er das düster wirkende Gebäude.
    Und dann zuckte er sofort zurück, ging in die Knie, um so weniger Trefferfläche zu bieten. Erst als er einen zweiten Blick riskierte, entspannte er sich ein wenig. Nur wenige Schritte von ihm entfernt lag auf dem Boden ein Wachmann, von denen es hier eine ganze Menge gab. Irgendwie schien seine Körperhaltung bizarr und verdreht.
    Als Artimus sich näherte, da stellte er rasch fest, dass der Mann tot war. Äußerliche Wunden von Schusswaffen oder Stichverletzungen fand der Physiker jedoch nicht. Vorsichtig drehte er den Mann auf den Bauch, obwohl der sicher keine Schmerzen mehr dabei verspüren konnte. Artimus war kein Arzt, doch es gab keine Zweifel, dass der Wachmann sich das Genick gebrochen hatte. Er musste äußerst unglücklich gefallen sein. An der gegenüberliegenden Wand entdeckte van Zant Einschusslöcher. Wahrscheinlich hatte der Bursche hier im Moment seines Falls eine Garbe aus seiner MP abgegeben - sicher aus reiner Panik.
    Artimus ahnte, was den Toten zu Boden gestreckt hatte, denn ihm war es vor drei Wochen nicht anders ergangen.
    Der Südstaatler hastete von Raum zu Raum. Überall fand er die Wachen, doch sie lebten noch, waren nur bewegungsunfähig. Unglaublich - der Einfluss des Areals musste blitzartig über das Anwesen hereingebrochen sein. Niemand hatte offenbar noch eine Flucht versuchen können.
    Doch wo waren die Kinder?
    Artimus musste sie finden und von hier fort bringen. Und das schnell, denn er konnte ja nicht wissen, wie lange die Ereignisse hier bereits vorüber waren. Doch dann fiel sein Blick auf einen der Wachmänner, der im Fallen wohl mit dem Arm gegen die Wand geschlagen war.
    Artimus ging in die Hocke und dreht die Armbanduhr des Mannes so, dass er sie ablesen konnte. Das Glas der Uhr war zersplittert; der Chronometer hatte seine Arbeit daraufhin eingestellt. Artimus starrte auf die Zeiger, dann verglich er mit seiner eigenen Uhr.
    Zwei Stunden. Knappe zwei Stunden nur.
    Er wusste nicht, wie lange ein Mensch dieser Beeinflussung ausgesetzt sein konnte, ohne dass er dauerhaften Schaden davontrug. Er hatte auch keine Ahnung, wie er diesen Leuten hier helfen sollte. Er war alleine - vollkommen unmöglich, all diese Männer in Sicherheit zu bringen. Er musste ganz einfach Prioritäten setzen, was für ihn bedeutete, dass er die Kinder retten würde, wenn er sie denn fand. Und Alita, die junge Mexikanerin, die ihn wirklich schwer beeindruckt hatte.
    Jetzt blieb ihm nur noch das dritte Gebäude.
    Das bestand in erster Linie aus vier großen Sälen, in denen die Kinder für ihr Leben als Drogendealer ausgebildet wurden. Der erste Saal war komplett leer, doch am Fußboden lagen gebrauchte Spritzen, Gürtel, mit denen man sich den Arm abbinden konnte. Van Zant hätte sich übergeben können, denn hier wurden Kinderseelen vergewaltigt und Leben zerstört - normales und gesundes Leben.
    Angewidert wandte er sich ab und enterte den zweiten Saal. Er stieß einen Freudenschrei aus.
    Mehre Dutzend Kinder saßen oder lagen hier auf dem kahlen Boden. Wie, das konnte er nicht einmal ahnen, aber die Kleinen hatten es geschafft, sich alle hierher zu schleppen. Einige von ihnen waren sogar bei Bewusstsein. Vielleicht waren Kinder gegen die mentale Attacke aus der Todeszone weniger anfällig, als erwachsene Menschen? Doch das war nur eine Spekulation, sonst nichts.
    Van Zant kniete sich zwischen die Kinder. Er wusste nicht, ob sie ihn verstehen konnten, doch die, die noch halbwegs bei Bewusstsein waren, mochten sein spanisches Gestammel eventuell begreifen.
    »Ich hol euch alle hier raus. Keine Angst, bitte habt keine Angst mehr.« Einige der Kinder begannen zu weinen, doch vielleicht waren das sogar Tränen der Hoffnung. »Weiß jemand von euch, ob es hier einen Lkw gibt?« Eine bessere Idee hatte Artimus nicht. Er hoffte, die Kinder mit einem solchen Fahrzeug in Sicherheit bringen zu können - weit fort von diesem grausamen Ort.
    Ein kleines Mädchen, das direkt im Blickfeld des Physikers saß, streckte plötzlich den Arm aus und riss ihre Augen weit auf.
    »Vorsicht!…«
    Sie hatte hinter Artimus auf irgendetwas gedeutet. Der Südstaatler fuhr herum, doch da war es schon zu spät. Den Bruchteil einer Sekunde zu spät erkannte er die krumme Figur des alten

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