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0958 - Die Kinder des El Rojo

0958 - Die Kinder des El Rojo

Titel: 0958 - Die Kinder des El Rojo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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eingesperrt sind, weißt du? Da geht man nicht so einfach fort oder kommt zurück. Da bleibt alles schön ordentlich in einem Zirkel - aber ich hasse eine solche Form der Ordnung.« Ihre Stimme brauste auf, um dann sofort wieder spielerisch leicht zu klingen. »Auch ich bin eine Gefangene. Ist das nicht bedauernswert?« Als Lakir darauf nicht reagierte, fuhr Mysati fort. »Also ich finde schon! Und darum suche ich immer nach winzigen Lücken, nach Schlupflöchern, auch wenn die so klein wie ein Mauseloch sind. Und so kommt es, dass ich auch schon einmal hier war. Das ist noch gar nicht so lange her.« Sie deutete auf Geschor. »Damals war dieser Holzwurm allerdings so tot wie ein Stein. Und in meiner unendlichen Güte habe ich das Wesen gerettet, das in ihm lebte.«
    Lakir mochte diese Mysati nicht. Ganz und gar nicht.
    »Gerettet? So nennst du das? Ich nenne es entführt . Wo ist Ted Ewigk jetzt? Warum hast du ihn nicht mitgebracht? Also los, was willst du?«
    Mysatis Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Sie hatte Mühe, ihre Reaktion auf die selbstbewusste Antwort Lakirs möglichst im Rahmen zu halten. Solche Reden führte man nicht gegen sie - zumindest bis heute hatte das niemand gewagt.
    »Also gut, dann hör mir zu. Ich werde es dir nur ein einziges Mal sagen.« Mysatis Stimme hatte einen kalten, schneidenden Unterton angenommen. »Du wirst Ted Ewigk nur dann lebend wiedersehen, wenn du mir anschließend Maiisaros Welt überlässt und für alle Zeiten von hier verschwindest. Ich will und werde die Besitzerin von all dem hier sein.«
    Lakir war so verblüfft, dass sie erst einmal nach Luft schnappte.
    »Wie kannst du das verlangen? Das kann ich überhaupt nicht versprechen, selbst wenn ich wollte. Maiisaro hat mir diese Welt nur zur Aufsicht übergeben und um meine eigene Krankheit zu überwinden. Ich kann nicht vergeben, was mir nicht gehört.«
    Mysati lächelte kühl.
    »Du bist unbedarft und kennst die Regeln nicht. Als Maiisaro dir das Recht und die Mittel gab, hier zu verweilen, hat sie dir ihre Welt geschenkt. Sicher hat sie das nicht so formuliert, weil du ein solches Geschenk vielleicht nicht angenommen hättest. Du bist die Eigentümerin, niemand sonst.«
    Lakir konnte diese Information nicht einordnen, aber wenn sie der Wahrheit entsprach, dann hatte das Licht der Wurzeln ihr eine Gabe zuteilwerden lassen, wie es sie wohl nur einmal gab. Eine ganze Welt…!
    Mysati sprach weiter.
    »Wenn du das dann getan hast, wirst du Ted Ewigk zurück bekommen. Und zwar einen Ted Ewigk in der besten Kondition, die man sich nur denken kann. Ja, ich kann heilen - und ich bin bereits dabei, seine verlorenen Erinnerungen wieder herzustellen. Wenn du dich aber weigerst, dann bringe ich ihn dir in einem Leichensack. Mehr habe ich nicht zu sagen, also wie lautet deine Antwort?«
    Lakir war entsetzt. Sie musste irgendwie Zeit schinden, denn sie musste um Hilfe rufen. Vielleicht konnten Vinca oder Zamorra ihr helfen. Vielleicht gab es da ja noch einen anderen Weg, den sie jetzt nur nicht erkennen konnte.
    »Ich brauche Bedenkzeit. Vorher kann ich dir nicht antworten.«
    Mysati war offensichtlich nicht in der Lage, sich diese Welt mit Gewalt zu holen; ohne Lakirs Einverständnis ging es also nicht.
    Murrend willigte die Grüne ein. »Lass dir nicht zu viel Zeit. Ich bin ein ungeduldiges Wesen. Also - überlege gut und schnell. Ich komme wieder.«
    Sie verschwand, ganz einfach so.
    Lakir ging in die Hocke.
    Ted Ewigk war also in der Gewalt dieses mehr als merkwürdigen Wesens. Zumindest wusste Lakir nur, was hier geschehen war. Doch wie sollte sie sich nun verhalten? Wann würde diese Mysati wieder hier auftauchen? Sie konnte dieses wunderbare Erbe von Maiisaro doch nicht diesem… diesem grünen Freak überlassen! Doch wenn es der einzige Weg war, um Ewigk zu retten? Was nun?
    Lakir entschied sich schnell. Sie musste zur Erde, zu Vinca, ihrem Mann. Und zu Professor Zamorra. Wenn einer einen Weg finden konnte, dann der Parapsychologe.
    Sie warf einen letzten Blick auf Geschor. Das Wurzelwesen schien von all dem nichts mitbekommen zu haben. Vielleicht war das gut so.
    Lakir machte sich auf den Weg.
    ***
    Wie oft konnte man sterben?
    Wie viele Male war es möglich zu ertrinken, mit vom Wasser gefüllten Lungen in der nassen Tiefe zu treiben - und dann nach oben getrieben zu werden, nach Luft zu schnappen, wie ein Fisch auf dem Trockenen? Bis dann alles wieder von vorne begann?
    Für Ted Ewigk war es unendlich viele Maie

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