0959 - Asmodis’ Hölle
auf, sah flehentlich zu dem Erzdämon hinüber, der etwa vier Meter über dem Wasser schwebte, aber Asmodis konnte nichts mehr tun, obwohl er verzweifelt versuchte, ihn zu retten. Zu stark war Ortensi schon mit dem Geisterschiff verbunden gewesen.
Ein vorletztes grelles Aufflammen beendete die Existenz des Geisterschiffs für alle Zeiten. Die lautlose magische Explosion kehrte sich ins Gegenteil, zog sich blitzschnell zusammen, wurde immer kleiner und kleiner, bis sie Stecknadelkopfgröße erreichte. Der letzte Blitz war der grellste. Er verdichtete die magische Fluchmaterie zu einem winzigen magischen Gebilde, das am ehesten noch mit einem Schwarzen Loch zu vergleichen war und das künftig kreuz und quer durchs Magische Universum vagabundieren würde.
Stygia trudelte wie betrunken in der Luft hin und her. Sie versuchte verzweifelt, nicht ebenfalls abzustürzen. Wieder schleuderte Asmodis seine künstliche Hand. Sie umklammerte Stygias Hals und drückte so lange zu, bis die zuckende Ministerpräsidentin schlaff zwischen den Fingern hing.
Die Hand brachte die Bewusstlose direkt zu Asmodis.
Der sah einen Moment sinnend auf die Hand, als sie sich wieder perfekt an seinen Armstumpf schmiegte und sich mit ihm verband, als sei es seine eigene.
Das aber war sie nur in gewissem Sinne. Seine eigene Hand hatte Nicole Duval ihm vor vielen Jahren mit dem Zauberschwert Gwaiyur auf der Welt Ash Cant abgeschlagen. Später war sie durch die künstliche ersetzt worden, die den unbestreitbaren Vorteil besaß, dass er sie einen Gedanken weit schleudern und dort agieren lassen konnte. Der Schwarzzauberer Amun-Re hatte die Hand geschaffen, in der vergeblichen Hoffnung, damit Macht über Asmodis gewinnen zu können. Nachdem Asmodis auch diese Hand verloren hatte, hatte ihm sein Sohn Robert Tendyke versprochen, ihm eine neue Prothese maßanfertigen zu lassen.
Rob hatte Wort gehalten und Artimus van Zant eine künstliche Hand entwickeln lassen, die voll erforschter Meegh-Technik steckte. [3] Da sich diese auch einen Gedanken weit schleudern ließ, genau wie die alte, war sie sogar noch besser, da sie durch die Meegh-Technik über alle möglichen Funktionen verfügte. So wie das Halten und Klammern zum Beispiel. Es war noch gar nicht so lange her, da hatte er Asael damit überrascht.
Asmodis' Blicke wanderten weiter. Er sah die verzweifelt planschenden Menschen im Wasser. Manche würden es nicht durchhalten, bis das Rettungsboot kam. So ließ er mit ein paar Zaubersprüchen alte Wurzeln und Bretter zwischen ihnen auftauchen, an denen sie sich festklammern konnten.
Zufrieden legte er sich die bewusstlose Stygia um die Schultern, drehte sich frei in der Luft hängend drei Mal um sich selbst und landete mit der Besiegten an einem stillen Plätzchen auf der Glasmacherinsel Murano.
***
Mit magischen Kreisen, die er um Stygia wob, hinderte sie Asmodis an der Flucht. Diese magischen Fesseln würde sie auch als ehemalige Ministerpräsidentin nicht knacken können; schon deswegen nicht, weil sie nie auch nur annähernd das Format für die höchste Position in der Hölle besessen hatte, auch wenn sie stärker geworden war.
Asmodis weckte die Dämonin, die wie ein riesiger schlafender Engel aussah. Sie fuhr hoch, blickte sich nach allen Seiten um und fletschte die Zähne, als sie Asmodis' ansichtig wurde. Sie sprang auf, breitete die Flügel aus, wollte sich erheben und zog die Flügel stattdessen mit einem Schrei wieder zusammen. Wie irr sprang sie in ihrem Gefängnis hin und her, wollte zuerst mit purer Körperkraft heraus, rezitierte dann Zaubersprüche, aber nichts half. Asmodis hatte perfekt gearbeitet.
Schließlich saß Stygia keuchend da und schleuderte hasserfüllte Blicke auf den Erzdämon, der ebenfalls nur da saß und sie abwartend beobachtete.
»Lass mich sofort frei, Asmodis. Oder es wird dir schlecht ergehen«, fauchte sie ihn an, während sich ihr Gesicht zu einer bösartigen Fratze verzog.
»Uh, jetzt habe ich aber Angst vor dir.« Der Erzdämon, der menschliches Aussehen angenommen hatte, grinste. »Ich werde dich nicht nur nicht entkommen lassen, ich werde dich auch ausquetschen wie eine Zitrone, meine Böse. Mein Zauber ist nämlich so gewoben, dass er dich nicht nur festsetzt, sondern dich auch zwingt, mir die Wahrheit zu sagen.«
»Das wagst du nicht!«
Wieder sprang sie auf und tobte durch die unsichtbare Kuppel. Asmodis sah nur noch ein huschendes Schemen.
»Ich wundere mich sehr, dich gesund und munter auf der
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