0959 - Der Loower und das Auge
erklären, aber zum erstenmal erkannte Vanne Unruhe in diesem vollkommenen Gebilde.
„Was kann er dir denn anhaben?" fragte er spontan. „Wenn wir das wissen, können wir dich vor ihm schützen."
Laire wiegte nachdenklich den Kopf.
„Wie wollt ihr das anfangen?" fragte er gelassen. „In wessen Namen sprichst du überhaupt? Hat dein Wort Gewicht?"
„Ich denke schon", murmelte Kershyll Vanne. „Roi Danton gab mir den Auftrag, mit dir zu reden, und er ist Rhodans Sohn. Rhodan selbst weiß zu genau, was geschieht, wenn die Loower das Auge bekommen werden."
„So! „ machte Laire spöttisch. „Weiß er das wirklich?"
Vanne sah ihn verwirrt an. Irgendwo, tief in seinen Gedanken, bohrte die Gewißheit, daß ein Roboter nicht auf diese Weise sprechen sollte. Laire tat es trotzdem.
„Was wird geschehen?" fragte das Konzept, von plötzlicher Angst getrieben. „Du weißt es doch. Warum läßt du uns also im dunkeln tappen?"
„Du gehörst also zu denen, die den Loowern das Auge nicht überlassen wollen", stellte Laire fest, ohne auf Kershyll Vannes Frage einzugehen. „Wie kommst du auf die Idee, daß ich deiner Hilfe bedarf?"
Kershyll wußte, daß er sich auf gefährlichem Boden bewegte. Dennoch wagte er es.
„Weil es sich um Loower handelt", sagte er bedächtig. „Und weil Angehörige dieses Volkes dich schon einmal besiegt haben."
Er starrte in das reglose Gesicht des Roboters und wartete auf eine Warnung, ein Zeichen jäher Wut - er wußte, daß Laire zu solchen Gefühlen durchaus fähig war. Aber der Roboter tat nichts.
„Die Zeiten ändern sich", sagte er nach langem Schweigen. „Und die Loower ändern sich auch."
„Du willst gar nicht, daß wir dir helfen", flüsterte das Konzept enttäuscht.
„Das ist ein Trugschluß", korrigierte Laire gelassen.
„Woran liegt es dann?"
„Ganz einfach. Ich weiß nicht, was dieser Loower von mir will."
„Gibt es irgendwelche Hinweise?" fragte Vanne drängend. „Wenn wir sie gemeinsam überdenken ..."
Er verstummte, als sich der Blick aus dem einen, diamantengleichen Auge geradewegs auf sein Gesicht richtete. Und er mußte daran denken, wie uralt dieser Roboter war, und daß er das Volk der Wynger geführt und manipuliert hatte, über lange Zeiten hinweg. Nein, Laire brauchte sicher nicht die Hilfe eines einzelnen Menschen, auch wenn dieser Mensch sieben Bewußtseine in sich barg.
„Es war dumm von mir", murmelte er niedergeschlagen. „Wenn du den Loower nicht durchschaust, wird es uns auch nicht gelingen."
Laire sah aus, als wollte er noch etwas sagen. Aber dann lehnte er sich zurück, und das Konzept wußte, daß die Unterhaltung beendet war.
Enttäuscht verließ er Laire.
Erst als er draußen auf dem Korridor stand, ging ihm auf, wie ungewöhnlich es war, daß Laire sich überhaupt auf eine solche Unterhaltung eingelassen hatte.
Aber noch begriff Kershyll Vanne nicht, was den Roboter zu diesem ungewöhnlichen Verhalten bewogen hatte.
5.
„Augustus weiß so gut wie nichts! „ erklärte Vavo Rassa dem Quellmeister. „So wird das nichts. Wir müssen an Laire selbst herangehen."
„Ich sagte euch doch schon, daß das unmöglich ist", wehrte PankhaSkrin ungeduldig ab. Er fühlte sich matt und zerschlagen, und zum erstenmal seit vielen Jahren hatte er wirklich und wahrhaftig schlechte Laune. Das machte ihn noch verdrießlicher, denn solche Anfälle bewiesen, daß er sich von der reinen Entelechie entfernte. Was wiederum kein Wunder war bei dem Theater, das er den Terranern vorspielte.
Die Siganesen sahen ihn schweigend an und warteten. Er fragte sich, warum sie nicht zur Abwechslung selbst ein paar Vorschläge unterbreiteten. Im nächsten Augenblick schämte er sich dieses Gedankens, denn die Kleinen arbeiteten ja nur deshalb für ihn, weil die von dem Quellhäuschen ausgehende Strahlung sie dazu zwang. Es war also denkbar ungerecht, auch noch Eigeninitiative von ihnen zu verlangen.
„Der Weg zu den Informationen führt immer noch über Augustus", erklärte er, nachdem er sich zu Geduld und Ruhe gezwungen hatte. „Allerdings reicht es nicht mehr, ihn einfach nur zu befragen. Ihr müßt ihn dazu bringen, daß er selbst mit Laire über diese Dinge spricht. Macht ihn neugierig auf die Gesetze seines Herrn."
„Laire ist nicht der Herr des KaZwos", protestierte Sirke Fogel prompt.
„Das ist doch völlig gleichgültig", rief Pankha-Skrin aus.
„Und wie sollen wir Augustus neugierig machen?" fragte Bagno Cavarett ratlos. „Er ist
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