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096 - Der grüne Leichnam

096 - Der grüne Leichnam

Titel: 096 - Der grüne Leichnam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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blickte ich mich um. Diese Stimme kannte ich. Ich würde sie nie vergessen. Es war Hekate, die zu mir sprach.
    „Ich brauche deine Hilfe, Dorian."
    Ich ließ mich von Hekates Worten nicht beeinflussen. Stur ging ich weiter. Der Gestank wurde unerträglich. Ich mußte husten.
    „Ich flehe dich an, Dorian, geh nicht weiter! Hör mir zu!"
    „Wir haben nichts zu besprechen, Hekate", rief ich.
    „Ich bin hilflos, Dorian. Du mußt mir glauben. Luguri hat mich mit einem Fluch belegt. Du mußt mir helfen."
    Vor einer morschen Holztreppe blieb ich stehen. Ein bestialischer Gestank schlug mir entgegen. Mein Magen rebellierte, doch ich ließ mich nicht aufhalten.
    „Erinnere dich daran, Dorian, daß ich dir vor langer Zeit mit meinen Lebenssäften das Leben gerettet habe!" winselte Hekate weiter. „Ich brauche Hilfe. Geh nicht weiter! Ich kann mich nicht wehren. Du darfst nicht in den Keller gehen. Ich flehe dich an, bleib wo du bist, Dorian!"
    Ich trat auf die erste Stufe.
    „Ich bin nicht mehr die mächtige Hekate, Dorian. Ich bin schwach, ein harmloses Alraunengeschöpf."
    „Ich glaube dir kein Wort", sagte ich und stieg weiter die Treppe hinunter.
    Der Gestank wurde noch penetranter. Ich wußte, was mich im Keller erwarten würde.
    Da sah ich Hekate. Sie stand auf der untersten Stufe und blickte mich an. Ihr Gesicht schien aus Stein gehauen zu sein, doch es wirkte unfertig, so als hätte der Bildhauer seine Arbeit nicht vollendet. Die Füße und Hände bestanden aus unzähligen Wurzeln, die sich ständig bewegten und ein verwirrendes Muster bildeten.
    „Sieh mich genau an, Dorian!" sagte die Hexe. „Ich bin so geworden, wie du mich kennengelernt hast. Erinnere dich! Dein Name war Rudolf Georg Speyer, und wir fuhren auf der ,Torquemada'." Ich starrte sie unsicher an. Lang vergangene Erlebnisse wurden in mir wach.
    „Laß dich nicht von der verfluchten Hexe beirren!" schrie Coco und stürmte an mir vorbei.
    Hekate zog sich ängstlich zurück. Ich folgte Coco.
    Vor uns lag ein gewaltiges Gewölbe, das in giftgrünes Licht getaucht war. Auf dem sandbedeckten Boden lagen etwa dreißig Wirtskörper. Die meisten waren schon verwest, lebten aber noch. Alle sangen. Und aus den Köpfen, Leibern, Beinen und Armen wuchsen unzählige Blüten.
    Hekate war zur Wand zurückgewichen.
    Coco hob die Leuchtpistole und drückte ab. Die Phosphorpatrone explodierte. Geblendet schloß ich die Augen.
    „Ich wollte nur dein Bestes, Dorian", hörte ich nochmals Hekates klagende Stimme, die laut zu winseln begann.
    Für einen Augenblick sah ich ihren Leib, der Feuer gefangen hatte. Das Feuer sprang auf die halb verwesten Wirtskörper über.
    „Rasch!" sagte Coco. „In wenigen Minuten brennt das Haus lichterloh."
    Wir rannten die Stufen hoch. Coco schoß noch eine Phosphorpatrone in den Keller, dann verließen wir das Haus.
    Flammen loderten hoch, und Fensterscheiben zerbarsten.
    „Das Haus ist nicht mehr zu retten", sagte Abi und ich nickte.
    Wie betäubt schritt ich durch den Garten. Ich erinnerte mich an meine erste Begegnung mit dem Alraunengeschöpf, blieb stehen und warf einen Blick zurück auf das brennende Haus. Dann schüttelte ich den Kopf und lachte hysterisch.
    Coco sah mich verwundert an. Wie in Irrer kicherte ich weiter und folgte Abi und Coco.
    Schweigend kehrten wir in die Jugendstilvilla zurück. Auf eine Unterhaltung legte ich keinen Wert. „Habt ihr Hekate gefunden?" erkundigte sich Trevor Sullivan.
    „Hekate ist tot", sagte Abi Flindt zufrieden.
    Ich steckte mir eine Zigarette an und lachte wieder.
    „Ist das dein Ernst, Abi?" fragte ich.
    „Ich habe es doch selbst gesehen", behauptete er.
    „Quatsch!" sagte ich.
    Ich ging an ihm vorbei ins Wohnzimmer, schenkte mir einen Bourbon ein und setzte mich.
    „Was ist nun wahr?" fragte Trevor. „Ist Hekate nun tot?"
    „Natürlich nicht", brummte ich und trank einen kräftigen Schluck. „Auf dieses billige Theater bin ich nur einen Augenblick lang hereingefallen. So kann mich Hekate nicht täuschen. Ich wundere mich nur, daß sie das alles so schlecht inszeniert hat. Mit ihr scheint einiges nicht zu stimmen. Wahrscheinlich hofft sie, daß wir glauben, daß sie tot ist. Sie will uns in Sicherheit wiegen, aber so dumm bin ich nicht."
    „Und wen hat Coco dann getötet, wenn es nicht Hekate gewesen ist?"
    Ich seufzte. „So etwas ist doch keine Schwierigkeit für Hekate. Sie hat aus irgendeinem Teil ihres Körpers ein Ebenbild von sich geschaffen.
    Dazu brauchte sie sich

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