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096 - Die Gräfin von Ascot

096 - Die Gräfin von Ascot

Titel: 096 - Die Gräfin von Ascot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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brauchen Sie sich keine Sorge zu machen. Sie wird, wenn sie mich heiratet, in absehbarer Zeit Lady Morlay werden. Ich habe einen Onkel, der nicht verheiratet ist, und bin der nächste Erbe, der nach seinem Tod den Titel eines Baronets führen darf.«
    Das war eine Neuigkeit, die Mrs. Carawood von der Auskunftei nicht erfahren hatte. Sie strahlte und fragte ihn, welche gesellschaftliche Stellung die Frau eines Baronets hätte.
    Durch diese Mitteilung war er bedeutend in ihrer Achtung gestiegen. Während sie noch mit ihm sprach, kam einer der Angestellten und meldete, daß der Wagen vor der Tür stehe. Mrs. Carawood ging die Treppe hinunter. John sah ihr nach, als sie abfuhr, dann kehrte er langsam in sein Büro zurück. Er war sehr glücklich.

13
    John Morlay aß verhältnismäßig früh zu Mittag; es war erst halb eins, als er auf den Hanover Square hinaustrat. Zuerst sah er den Mann nicht, der an der Ecke stand; erst als er an ihm vorüberkam, wurde ihm bewußt, daß er ihn früher schon getroffen haben mußte. Er drehte sich um und trat einen Schritt zurück.
    »Hallo, mein Freund, hier sind Sie aber weit fort von Ascot! Sie sind doch derselbe, den ich vor einigen Wochen dort in einem Garten gesehen habe?«
    Der frühere Sträfling sah angegriffen und elend aus.
    »Wir leben hier in einem freien Land. Ich kann ebensogut hier sein wie in Ascot. Sie können mir nichts anhaben. Man kann mich nicht verhaften, weil ich mich hier herumtreibe. Sie können mich ja zur Polizeiwache mitnehmen und mich dort durchsuchen lassen! Sie werden nichts in meinen Taschen finden, wenn Sie es nicht vorher hineinstecken!« Er sprach trotzig und schnell, aber John wußte, daß sich nur Furcht dahinter verbarg. Der Mann hatte etwas von einem gehetzten Tier in seinem Wesen, und John Morlay fühlte Mitleid mit ihm. »Ich habe nicht die Absicht, Sie verhaften zu lassen oder Sie zur Polizeiwache zu bringen. Ich will Ihnen auch gar keinen Vorwurf machen. Kann ich Ihnen vielleicht irgendwie helfen?«
    »Wenn Sie mir Geld geben wollen, dann nicht. Ich habe genug. Sind Sie aus dem Haus dort gekommen?« Er zeigte auf die Tür.
    »Ja.«
    »Wohnen Sie dort?« fragte er argwöhnisch.
    »Ich habe mein Büro dort. Auch verschiedene andere Firmen haben in dem Gebäude Räume gemietet. Außer mir noch ein Rechtsanwalt, ein Exporteur und Buchrevisoren. Aber warum fragen Sie danach?« Der Mann feuchtete seine. Lippen mit der Zunge an und sah sich ängstlich nach rechts und nach links um.
    »Haben Sie nicht eine Frau in dem Haus gesehen? Sie muß etwas jünger sein als ich, hat eine dunkle Gesichtsfarbe und ist sehr gut gekleidet.« Der frühere Sträfling sah Morlay durchdringend an, als er diese Frage stellte.
    John wußte, daß der Mann Mrs. Carawood meinte. Instinktiv hatte er das Gefühl, es abstreiten zu müssen. »Nein. Sind Sie mit ihr befreundet?«
    »Ich weiß es nicht. Ich will Ihnen die Wahrheit sagen. Ich weiß nicht bestimmt, ob sie es ist, aber sie sieht ihr sehr ähnlich. So etwas ist mir noch nicht vorgekommen. Sie stand dort oben an dem Fenster.« Er zeigte auf das offene Fenster von Johns Büro. »Ich habe sie gesehen. Sie hat mich auch erkannt, denn sie ging gleich ins Zimmer zurück.« Nun wußte John plötzlich, warum Mrs. Carawood so sehr erschrocken war. Nicht die Erwähnung Antwerpens hatte sie so aufgeregt. Sie mußte diesen Mann gesehen und erkannt haben.
    »Ich sah, wie sie zur Haustür hineinging, und sagte mir: ›Die sieht genauso aus.‹ Und darum blieb ich hier und beobachtete das Haus. Als ich dann nach dem oberen Stockwerk schaute, entdeckte ich sie wieder.« »Wenn es das Fenster dort oben war, kann ich Sie beruhigen. Das ist mein Büro, und die Dame, die dort stand, war die Herzogin von Crelbourne.«
    »Was, eine Herzogin? Ich meine die Frau mit der dunklen Gesichtsfarbe.«
    John nickte.
    »Ja. Ich kenne sie schön seit Jahren.« Der andere strich sich übers Kinn.
    »Dann vergeude ich hier nur unnötig meine Zeit. Es ist merkwürdig - ich hätte schwören mögen, daß sie es war.«
    Er zuckte die Schultern, und ohne sich zu verabschieden, ging er fort. Er hatte Geld, aber nicht im Überfluß; Geld, um sich das nötige Essen und den Lebensunterhalt zu verschaffen, aber für Kognak reichte es nicht, und danach lechzte er besonders. Er hätte ganz gut und bequem von dem Geld leben können, das er monatlich erhielt, aber das war nicht nach seinem Wunsch. Er stellte sich das Leben anders vor. Seitdem er aus dem Gefängnis

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