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096 - Die Gräfin von Ascot

096 - Die Gräfin von Ascot

Titel: 096 - Die Gräfin von Ascot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ihm sogar, Modelle davon zu machen. In der Beziehung war er jedoch nicht sehr gewissenhaft; er nahm auch Abdrücke ohne Genehmigung. Aber davon erfuhr dann niemand etwas.
    So kam es, daß er sich nach einigen Jahren rühmte, jedes Schloß in den großen Banken öffnen zu können, einschließlich der allerneuesten Typen, die einbruchs-, feuer- und sonstwie sicher sein sollten. Niemand hätte Julian zugetraut, daß er große Körperkräfte besaß, aber tatsächlich konnte er mit der Gewandtheit eines Affen an einer Dachröhre in die Höhe klettern. Auch besaß er Kenntnisse über Edelsteine, um die ihn die besten Juweliere in Hatton Garden beneidet hätten. Selbst auf große Entfernung hin konnte er den Wert des Rings, den eine Dame trug, abschätzen, und er sah auf den ersten Blick die Fehler einer Perlenkette, die selbst von Fachleuten als einwandfrei betrachtet wurde. Ebenso wußte er, daß jede Perle eine gewisse Form hatte, die man wiedererkennen konnte, und daß sich selbst berühmte Perlenhalsbänder, die man auseinandernahm, von erfahrenen Fachleuten identifizieren ließen. Aus diesem Grund wollte er nichts mit Perlen zu tun haben. Er hatte die schwere Kunst gelernt, Diamanten zu teilen und in neue Formen umzuschleifen, so daß sogar die Frauen, die einen solchen Schmuck jahrelang getragen hatten, nicht fähig waren, die Steine wiederzuerkennen. Auch auf allen möglichen anderen Gebieten entwickelte Julian Lester große Fähigkeiten.
    Die Ungewißheit über Maries Vermögen machte ihm viel Kopfzerbrechen. Diese Frage mußte möglichst schnell geklärt werden. Und sobald er zur Stadt zurückkam und die Fotos entwickelt hatte, machte er sich daran, diese Aufgabe zu lösen.
    Er hatte eine Wohnung am Bedford Square. Es war allerdings nur eine verhältnismäßig kleine Unterkunft; die Räume waren auch nur mit bescheidenem Luxus eingerichtet. Immerhin war sein Vater viel umhergereist; von ihm hatte Julian reich geschnitzte Schränke aus Japan und China, seidene Teppiche aus Isfahan, seltene Stickereien aus China, kostbare silber- und goldtauschierte Waffen geerbt. Die Sammlungen waren schon oft von Vorteil für ihn gewesen, wenn er Leute einladen mußte, die ihm bei seinen finanziellen Plänen behilflich sein sollten.

14
    Die Uhren draußen schlugen eins, als Julian in das Haus trat. Er stieg die nur spärlich beleuchtete Treppe hinauf, blieb auf dem zweiten Podest stehen, nahm seinen Schlüssel heraus und öffnete die Wohnungstür. Er bewegte sich fast lautlos; nur als die Tür aufging, gab es ein leises Geräusch.
    Aber dieses schwache Knarren genügte, um jemand zu warnen. Als Julian die Tür weit aufmachte, sah er für den Bruchteil einer Sekunde einen Lichtschimmer durch die halboffene Tür seines Schlafzimmers. Es war nur ein kurzer Augenblick, dann war es wieder vollständig dunkel. Julian Lester hatte viele Fehler, aber Mangel an Mut konnte man ihm nicht vorwerfen. Er schloß die Wohnungstür leise und riegelte sie von innen ab. Dann wandte er sich nach links, trat in sein Arbeitszimmer und schaltete dort das Licht ein. Aus einer Schublade nahm er eine Browning, ging in die Diele zurück und drehte dort das Licht an. Die Tür zum Schlafzimmer war geschlossen, aber er wußte ganz genau, daß sie vorher offengestanden hatte. Kurz entschlossen riß er sie auf und schaltete auch hier das Licht ein. »Hände hoch, mein Freund!«
    Der Mann mit dem bleichen, ungesunden Gesicht taumelte zur Wand zurück. Er war geblendet durch das helle Licht; außerdem sah er, daß Julian die Schußwaffe gegen ihn hob. Aber er machte keinen Versuch, die Hände zu bewegen.
    »Ich kann die Arme nicht hochheben«, sagte er heiser. »Ich habe einen bösen Herzfehler.«
    Er sah alt, schrecklich alt aus und hatte von vielen Falten durchfurchte Züge, tiefliegende Augen, buschige, überhängende Brauen und graue Haare. Sein Gesicht zuckte nervös, als er in die Mündung der Waffe sah, »Ich bin geschlagen! Ich werde mich ruhig verhalten. Wollen Sie mir nicht eine Chance geben? Ich bin nach einer Gefängnisstrafe auf Lebenszeit eben aus Dartmoor entlassen worden. Sie wollen doch einen alten Mann nicht wieder ins Zuchthaus zurückschicken?« Seine Stimme klang weinerlich und bittend. Julian sah ihn verächtlich an. Die Kleider des Einbrechers waren abgetragen, die Schuhe schäbig. Alles an ihm stieß Julian ab.
    »Wie sind Sie denn hier hereingekommen?« fragte er.
    Das offene Fenster ließ diese Frage überflüssig erscheinen.
    Der Mann

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