096 - In Soho regiert der Tod
abfinden, daß es sie gab, wie er sich mit allem, was seine Person betraf, mehr oder weniger abfinden mußte.
Er blieb stehen und starrte in das Licht einer Straßenlaterne.
Soho… Da war er wieder. War er weg gewesen?
Er wußte nicht, daß die Menschen aufgeatmet hatten, als er hier den Tod gefunden hatte.
Er hätte nicht begriffen, daß er tot gewesen war, wo er doch lebte und durch sein Jagdrevier strich.
Das einzige, was sich nicht verändert hatte, war sein Mordtrieb. Den gab es immer noch. Deshalb war er wieder in Soho.
Er ging weiter, hörte laute Musik. Die Bässe ließen die Scheiben der geschlossenen Fenster klirren.
Da lief eine Party!
Viele junge Menschen, dachte Keenan Aprea. Übermut, Heiterkeit. Alkohol, Unbekümmertheit…
Er trat näher an eines der Fenster heran und schaute durch das Glas, aber er sah nichts, weil die Vorhänge und die Übergardinen zugezogen waren.
Er hörte das schrille Lachen eines Mädchens, und sein abstoßend häßliches Gesicht verzerrte sich zu einem bösen Grinsen.
Die, die soeben so vergnügt gelacht hatte, hätte er gern getötet. Nicht vor allen, sondern heimlich, so daß es die andern nicht mitbekamen.
Ein Wagen bog um die Ecke, und Aprea eilte rasch weiter. Er verbarg sich im schwarzen Schatten eines Kellerabgangs.
Das Licht der Scheinwerfer strich darüber hinweg, ohne den verborgenen Mann zu erreichen.
Aprea wartete, bis das Auto nicht mehr zu hören war, dann stieg er die Stufen langsam wieder hoch.
Plötzlich ging ein heftiger Ruck durch seinen Körper.
Er hatte ein Mädchen entdeckt!
Sofort zuckte es nervös in seinem Gesicht. Er bleckte aggressiv die Zähne, und seine Hände öffneten und schlossen sich wie Zangen.
Das Mädchen schien auf jemanden zu warten. Aprea pirschte sich vorsichtig an sie heran.
Sie ahnte nicht, in welcher Gefahr sie schwebte. Dem Mörder fiel ein, daß er bisher stets mit einem Messer getötet hatte. Und er erinnerte sich, daß man ihn deswegen den Stecher von Soho genannt hatte.
Er suchte hastig danach, fand es aber nicht. Das war für ihn jedoch kein Grund, die Absicht fallenzulassen.
Er konnte dieses Mädchen auch so töten. Je näher er seinem Opfer kam, desto mehr duckte er sich, und seine Schritte wurden immer langsamer.
Nach wie vor war sie ahnungslos, und so sollte sie in den Tod gehen.
Noch drei Schritte! Der Killer hob langsam die Hände. Das Mädchen kehrte ihm den Rücken zu, und er setzte ganz behutsam einen Fuß vor den anderen.
Er war erregt, seine Nerven vibrierten, und in seinen großen, kräftigen Händen befand sich ein eigenartiges Prickeln.
Wenn sich sein Opfer jetzt umdrehte, war es trotzdem verloren, denn ihn trennten nur noch zwei Schritte von ihr, und die waren schnell zurückgelegt.
Ein Schritt!
Aprea sprang und packte kraftvoll zu. Doch er konnte nicht zudrücken!
Er versuchte es, strengte sich an, aber es gelang ihm nicht, und im nächsten Augenblick schoß eine schmerzhafte Kälte durch seine Arme!
Magie!
Er stöhnte auf. Es riß ihm die Hände förmlich auseinander, und etwas, das er nicht sehen konnte, traf ihm mit ungeheurer Wucht und warf ihn gegen die Hauswand.
Er riß verstört die Augen auf. Das Mädchen drehte sich langsam um und lächelte eisig.
»Es war Zeit, daß du kamst. Ich habe auf dich gewartet, Keenan Aprea«, sagte sie, und Triumph glitzerte in ihren dunklen Augen.
Erinnerungsbruchstücke wirbelten ihm durch den Kopf. Er sah vor seinem geistigen Auge die beiden Privatdetektive, die ihn gejagt hatten.
Wie diese Jagd geendet hatte, wußte er nicht, das befand sich noch in dieser schwarzen Erinnerungslücke.
Hatte er es wieder mit einer Person zu tun, die den Stecher von Soho zur Strecke bringen wollte?
Womit hatte sich dieses Mädchen geschützt? Wieso hatte er ihr nichts antun können?
Er musterte sie argwöhnisch und löste sich langsam von der Hausmauer. Sollte er es noch einmal versuchen?
»Mir haben deine Taten imponiert, deshalb habe ich dir die Rückkehr ermöglicht«, sagte das schöne Mädchen mit den langen, kastanienbraunen Haaren.
»Meine Rückkehr?« fragte Keenan Aprea irritiert.
»Du weißt nicht, was geschehen ist?«
»Nicht genau«, sagte Aprea und fuhr sich mit der Hand über die Augen, als wollte er einen Schleier fortwischen.
Sie sagte ihm, was ihm in seiner Erinnerung fehlte. Plötzlich wußte er es wieder. Ja, die beiden Männer hatten ihn niedergeschossen, und er war gestorben .
Das Mädchen, das er töten wollte, wäre sein
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