096 - In Soho regiert der Tod
dreizehntes Opfer gewesen.
Die Zahl 13 hatte ihm kein Glück gebracht. Er war in einer endlosen, bodenlosen Schwärze versunken, aus der es kein Entrinnen gab. Er hatte sich verloren in der unendlichen Weite des Jenseits, doch irgend etwas hatte seinen Geist zurückgerufen, daran erinnerte er sich mit einemmal.
Das Mädchen erzählte ihm noch mehr. Auch, daß sie dem Totengräber befohlen hatte, ihn auszugraben. Es gab dann keine Erinnerungslücke mehr. Das dunkle Loch hatte sich geschlossen.
Keenan Aprea schaute das unbekannte Mädchen verwundert an. Er wollte ihren Namen wissen.
»Ich bin Arma«, antwortete sie und klärte ihn über ihre Person auf.
Da begriff er auch, wieso er ihr vorhin nichts anhaben konnte. Eine Zauberin war sie, und sie hatte ihm die Rückkehr aus dem Totenreich ermöglicht, damit er seine Untaten fortsetzen konnte. Ihm war klar geworden, daß er diesem Mädchen zu Dank verpflichtet war.
In ihrer Hand blitzte plötzlich etwas auf.
Sein Messer!
Arma gab es ihm wieder, und sie hatte nur einen einzigen Auftrag für ihn: »Töte!«
***
Er wollte der Zauberin für das, was sie für ihn getan hatte, danken. Er hatte das Messer von ihr entgegengenommen und nur kurz auf die lange, breite Klinge gesehen.
Als er den Blick wieder hob, war Arma verschwunden. Verstört schaute er die einsame Straße hinauf und hinunter.
Arma schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Er beschloß, seinen Dank auf eine andere Weise abzustatten: Er würde töten, noch grausamer als bisher. Arma würde mit ihm zufrieden sein.
Die Party, die fröhlichen Menschen fielen ihm ein. Er wollte diesem Fest einen ganz besonderen Höhepunkt bescheren.
Rasch machte er kehrt. Bald hörte er wieder das Wummern der Bässe und das Lachen übermütiger, vielleicht auch betrunkener Mädchen.
Er ging an dem Haus vorbei und verschwand in einer finsteren Einfahrt.
Wenig später öffnete er das Tor zu einem engen Hinterhof, in dem mehrere Autos standen.
Es roch nach Öl und Benzin. Keenan Aprea hob den Blick und entdeckte im Obergeschoß jenes Hauses, in dem die Party in vollem Gange war, ein offenes Fenster.
Ein Auto stand darunter. Wenn er auf die Motorhaube stieg und von dieser aufs Wagendach, genügte ein federnder Sprung, und wenig später würde er sich in jenem Raum dort oben befinden.
Es dauerte nur kurze Zeit, bis er sich, einer Schlange gleich, über die Fensterbank schob.
Er stützte sich mit der linken Hand ab, denn in der rechten hielt er das Messer.
Vorsichtig zog er die Beine nach und erhob sich dann langsam. Er hatte keine Mühe, wahrzunehmen, was sich in dem Raum befand.
Seine Augen gewöhnten sich jetzt schneller als früher an schwache Lichtverhältnisse.
Er sah einen Kleiderständer, der vor einem Einbauschrank stand. Es gab eine Kommode, zwei Nachtkästchen und dazwischen eine breite französische Liege.
Er befand sich in einem Schlafzimmer!
***
Ralph Gilling küßte das Mädchen, mit dem er tanzte, und sie erwiderte seinen Kuß mit beinahe hemmungsloser Leidenschaft.
Sie hatte sich in ihn verliebt, war auf diese Party gekommen, ohne sich irgend etwas Tolles zu erwarten.
Linda George hatte gedacht, sie würde hier irgendwo herumhängen und sich langweilen, aber weil Thelma ihre beste Freundin war, hatte sie nicht abgesagt. Sie wußte, wie gern Thelma sie um sich hatte.
Und dann - dieser Glücksfall: Ralph Gilling!
Linda kannte ihn schon lange, aber er hatte sich nie für sie interessiert. Er war immer in festen Händen gewesen, wie das so schön heißt.
Doch heute abend hatte es gefunkt. Ralph war allein gekommen. Inzwischen wußte Linda, daß Thelma ihn darum gebeten hatte. Oh, diese Thelma, dachte Linda dankbar und glücklich. Sie hat das sehr geschickt eingefädelt.
Thelma wollte schon lange, daß sie zusammenkamen, denn sie fand, daß sie großartig zueinander paßten.
Träge öffnete Linda die Augen und schaute über Ralphs Schulter. Ihr Blick begegnete dem ihrer besten Freundin, und als Thelma zufrieden lächelte, lächelte sie zurück.
Eine Menge junger Leute hatte sich eingefunden. Es gab welche, die hatten den ganzen Abend noch kein einziges Mal getanzt und würden es vermutlich auch weiter so halten.
Sie tranken Bier, Wein oder Scotch, gaben sich dem Genuß der Musik hin, schmusten ein wenig und fühlten sich wohl.
Linda hatte fast pausenlos getanzt, und immer nur mit Ralph. Ab und zu hatten sie sich einen Scotch geholt, und sie waren beide ein bißchen benebelt, aber das störte
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