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096 - In Soho regiert der Tod

096 - In Soho regiert der Tod

Titel: 096 - In Soho regiert der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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immer lauter und schriller, während Aprea höher griff und seine bleichen Totenfinger in den Stoff der Arbeitshose krallte.
    Jon Morell trat wie von Sinnen zu, schlug wild um sich. Das erschwerte es dem Ex-Dämon, ihn besser in den Griff zu bekommen.
    Aprea setzte sich auf.
    Wenn das auch nicht Keenan Aprea selbst war, so war dieser Kerl doch genauso gefährlich wie der echte Stecher, und er kämpfte verbissen um sein Opfer.
    Ich zog meinen Colt Diamondback und entsicherte die Waffe, die mit geweihten Silberkugeln geladen war. Keenan Aprea warf sich jetzt wild hin und her.
    Ein sicherer Treffer war unmöglich. Ich drückte trotzdem ab, um diesem grauenvollen Spuk ein Ende zu bereiten.
    Der Schuß krachte lauter als der Donner, und die Feuerblume, die vor der Mündung aufplatzte, war fast so grell wie der Blitz am Himmel.
    Die geweihte Silberkugel streifte Aprea.
    Ein ohrenbetäubendes Gebrüll, das uns allen durch Mark und Bein ging, schallte aus dem Grab.
    Aprea ließ den Totengräber kurz los, griff aber gleich wieder zu, doch mit dem zweiten Schuß hatte ich jenen Erfolg, den ich mir schon für den ersten gewünscht hatte.
    Diesmal war's ein Volltreffer.
    Die Kugel stieß Aprea zurück. Er drehte sich, und ein Arm und ein Bein hingen aus dem Sarg, dessen Deckel auf einmal von selbst zufiel. Mr. Silver hievte den Totengräber endlich aus dem Grab.
    Jon Morell schrie immer noch. Er hatte noch nicht mitbekommen, daß er gerettet war. Mr. Silver beruhigte ihn, und schließlich verstummte er. Aber sein Blick blieb verstört, und Schweiß tropfte von seinem Gesicht.
    Im Grab begann der Arm des ›Toten‹ zu dampfen, sein Bein ebenfalls. Verfall setzte ein. Graue Dämpfe krochen aus dem Sarg, und das Wesen, das Arma geschaffen hatte, um uns zu täuschen, verging.
    Wenn Mr. Silver nicht mißtrauisch geworden wäre, wäre es zu diesem schaurigen Zwischenfall wahrscheinlich nicht gekommen.
    So aber wollte Arma mit uns ihren Spaß haben. Wieder blickte ich mich argwöhnisch um, doch die Zauberin ließ sich nicht sehen. Dennoch war ich sicher, daß sie uns beobachtete.
    Was sich ereignet hatte, ging auch über das geistige Fassungsvermögen des Staatsanwalts.
    Wir nahmen uns nicht die Zeit, ihm irgend etwas erklären zu wollen, denn es fing an, in dicken Tropfen zu regnen - als wollte uns der Himmel mit diesen Wassermassen erschlagen.
    Wir sahen erst mal zu, ins Trockene zu kommen, und das war das Haus des Totengräbers.
    Wenn jemand trinkt, stehe ich dem ablehnend gegenüber, denn damit lassen sich keine Probleme lösen. Daß Jon Morell jetzt aber nach einem Schnaps verlangte, konnte ich sehr wohl verstehen, denn er hatte Furchtbares mitgemacht.
    Er sagte mir, wo die Flasche stand, und ich füllte ihm ein Glas reichlich.
    »Ich begreife es nicht«, sagte Roul O'Brien, immer wieder den Kopf schüttelnd. »Ich kann es einfach nicht begreifen.«
    Es hatte keinen Sinn, wenn Tucker Peckinpah, Cruv oder ich es ihm zu erklären versuchten. Das mußte Mr. Silver tun, denn nur der Ex-Dämon konnte dafür sorgen, daß ihm der Staatsanwalt glaubte.
    ***
    Der echte Keenan Aprea lief zur gleichen Zeit durch den immer heftiger werdenden Regen. Autos, die an ihm vorbeifuhren, bespritzten ihn, doch das störte ihn nicht.
    Er hatte sich etwas vorgenommen und war im Begriff, es auszuführen. Niemand würde es verhindern können.
    Er trug das große Messer in seiner Jacke. Vor ihm ging ein alter Mann über die Straße, und einen Moment war der Stecher versucht, ihm zu folgen.
    Das Krachen des Donners schien Aprea an sein Vorhaben zu erinnern, denn er würdigte den alten Mann keines Blickes mehr und lief zielstrebig weiter.
    Es war viel über ihn geschrieben worden, und auch über die Männer, die ihn zur Strecke gebracht hatten.
    Wenig hatte man über das Mädchen geschrieben, das er in jener Nacht zu töten versucht hatte.
    Sie war in der Euphorie untergegangen. Die Schlagzeilen hatten fast immer den ›Helden‹ gegolten.
    Helden… Für Aprea waren sie keine Helden, und er würde bald beweisen, daß sie Nieten waren.
    Sie würden Bekanntschaft mit seinem Messer machen, und er würde dafür sorgen, daß es in allen Zeitungen stand.
    Inzwischen wußte bestimmt auch schon McDiarmid, was ihm bevorstand. Keenan Aprea verzog sein häßliches Gesicht zu einem bösen Grinsen. Vorläufig sollten die Detektive nur Angst haben und von Stunde zu Stunde nervöser werden.
    Wenn sie so weit waren, daß sie sogar vor ihrem eigenen Schatten erschraken,

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