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096 - In Soho regiert der Tod

096 - In Soho regiert der Tod

Titel: 096 - In Soho regiert der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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aufregen.
    »Niemand sagt mir etwas«, beklagte sich Tuvvana.
    »Glaub mir, so lebst du ruhiger«, sagte ich und legte auf.
    Vicky Bonney betrat den Raum.
    »Wie geht es Jubilee?« wollte ich wissen.
    »Sie hat leichtes Fieber«, antwortete meine blonde Freundin.
    »Vielleicht sollte der Arzt sie ansehen«, sagte ich.
    »Sie will keinen Arzt.«
    »Was hat sie denn schon zu wollen?« brauste ich auf, und ich spürte, wie der Zorn in meinem Hals pochte.
    Dieses verfluchte Marbu-Gift. Ich zwang mich zur Ruhe.
    Vickys veilchenblaue Augen durchforschten mein Gesicht. »Was hast du, Tony?«
    Ich wies auf die aufgeschlagene Zeitung, und sie las den schrecklichen Bericht. Es gab keinen Beweis dafür, aber für mich stand fest, daß diese Bluttat kein Nachahmer begangen hatte.
    Nein, das war Keenan Aprea höchstpersönlich gewesen. Die Menschen hatten zu früh erleichtert aufgeatmet.
    Es vergingen zwei Stunden, bis sich Tucker Peckinpah meldete. Er hatte ein paar Hebel in Bewegung gesetzt, um eine Exhumierung des Stechers zu erwirken.
    Wenn ich dabei sein wolle, fuhr er fort, solle ich mich in einer Stunde auf dem Friedhof einfinden.
    Ich kam mit Mr. Silver.
    »Man wird einen leeren Sarg ausbuddeln«, sagte der hünenhafte Ex-Dämon, als wir den Gottesacker betraten.
    Davon war auch ich überzeugt.
    »Wozu soll die Mühe gut sein?« fragte Mr. Silver verständnislos.
    »Kann ich dir sagen«, gab ich zurück. »Wir Menschen haben eine ganze Menge Regeln und Gesetze geschaffen, an die wir uns halten müssen, damit das Zusammenleben funktioniert. Keenan Aprea war tot und begraben, und somit war dieser Fall für die Polizei abgeschlossen. Wenn man ihn wiederaufnehmen soll, wenn Keenan Apreas Name wieder auf den Fahndungslisten stehen soll, muß erwiesen sein, daß er nicht in seinem Grab liegt. Man wird die verrücktesten Spekulationen darüber anstellen, wieso Apreas Sarg leer ist, und man wird zu dem einzig möglichen Schluß kommen, daß der Mann nicht tot war, als man ihn ins Leichenhaus brachte.«
    Wir erblickten zwischen den Grabsteinen Tucker Peckinpah, Cruv, Jon Morell und einen Mann, den ich nicht kannte.
    Wenig später machte uns Peckinpah mit diesem Mann bekannt. Es war Staatsanwalt Roul O'Brien, dem die undankbare Aufgabe übertragen worden war, bei der Exhumierung dabei zu sein.
    Ich hätte ihn beruhigen können, denn diesmal würde sich sein Magen wohl nicht umdrehen. Es sei denn, er vertrug den Anblick eines leeren Sargs nicht.
    Der Totengräber hatte mit seiner Arbeit schon begonnen. Er stand in der Grube und schleuderte das lockere Erdreich hoch.
    Über uns schien sich ein Gewitter zusammenzubrauen. Anthrazitfarbene Wolken hingen sehr tief und machten den Tag fast zur Nacht.
    Ein heftiger Sturm brauste über den Friedhof und schüttelte die großen Bäume. Manchmal verfing er sich unter dem Dach einer Gruft und heulte schaurig.
    In der Ferne zuckten ab und zu Blitze. Ich hob den Kopf. »Hoffentlich bleibt es noch kurze Zeit trocken«, sagte ich mit gerümpfter Nase. »Ich dusche lieber daheim, unbekleidet.«
    Jon Morell schaufelte mit der Regelmäßigkeit einer Maschine, und bald vernahmen wir einen dumpfen Laut.
    Der Totengräber war auf den Sarg gestoßen. Ich sah, wie der Staatsanwalt ein Taschentuch hervorholte und es sich vor Mund und Nase hielt. Wegen des Verwesungsgeruchs, den er erwartete, sobald Morell die Totenkiste öffnete.
    Doch so weit war Jon Morell noch nicht. Er mußte den Sarg zuerst noch besser freischippen. Dann richtete er sich keuchend auf und wischte sich den Schweiß mit dem Ärmel vom Gesicht.
    Roul O'Brien warf uns nervöse Blicke zu. »Immer kriege ich die miesesten Jobs«, beklagte er sich. Er war noch jung. Natürlich wälzten die älteren Kollegen die unangenehmen Dinge auf ihn ab.
    »Soll ich den Sarg öffnen?« fragte Jon Morell.
    »Na schön, tun Sie's«, seufzte der Staatsanwalt. Ich sah ihm an, wie erregt er war. Er hätte sich am liebsten ganz hinter seinem großen Taschentuch versteckt.
    Wenn dies eine andere Exhumierung gewesen wäre, hätte sie mich auch nicht so kalt gelassen, aber ein leerer Sarg war zu ertragen.
    Der Totengräber beschäftigte sich mit dem Sargdeckel. Tucker Peckinpah nahm seine Zigarre aus dem Mund. Obwohl auch er damit rechnete, daß der Sarg leer war, wirkte er in diesem Moment gespannt.
    Cruv hatte neuerdings mit seinen Melonen kein Glück. Er trug eine neue, aber die riß ihm der Sturm vom Kopf, und er mußte weit laufen, um sie sich

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