0960 - In den Nebeln
nicht mit deinen übereinstimmen werden«, sagte Fu Long nach einer Pause. »Meine Stadt wird immer häufiger von Dämonen angegriffen, die seit der Zerstörung der Hölle keine Heimat und keinen Bezugspunkt mehr haben. Sie bedrohen mein Volk, und ich will, dass sie verschwinden. Wenn es wieder eine Hölle gäbe, würden sie sich vermutlich dorthin zurückziehen, denn das liegt in ihrer Natur. Sie kommen nur hierher, weil sie die Macht spüren, die von diesem Ort ausgeht. Solange es keine andere Macht gibt, die ihrem bösartigen Wesen eher entspricht, werden sie sich die nächstbesten Alternativen suchen, und Choquai ist bedauerlicherweise eine davon. Mir bleibt daher keine andere Wahl und ich bin bereit, dein Vorhaben zu unterstützen. Ich gebe dir mein Wort, dass ich dir helfen werde, so gut es mir möglich ist.«
»Super. Dann sollten wir uns sofort nach London aufmachen, um zu sehen, was wir herausfinden können.«
»Du glaubst, dass das Verschwinden der Stadt etwas mit der Hölle zu tun haben könnte?«, fragte Fu Long verwundert. Er wusste natürlich, dass in London irgendetwas vorgefallen war, das dazu geführt hatte, dass die Stadt nicht mehr auffindbar war, aber mit der Hölle hatte er das bislang nicht in Verbindung gebracht.
»Ich bin mir sogar ziemlich sicher«, meinte Asmodis. »Ich habe gesehen, was dort vorgeht. Die Stadt wurde von Pflanzen überwuchert, die so schnell wuchsen, dass es eindeutig ein magischer Vorgang sein muss. Dort ist irgendwo eine Quelle großer Energie, allerdings konnte ich bisher noch nicht mehr herausfinden. Der Nebel, der sich um die Stadt gelegt hat, versperrt auch mir die Sicht. Aus der Ferne lässt sich nicht mehr darüber herausfinden, aber vielleicht haben wir direkt vor Ort mehr Glück. Eine ganze Stadt verschwinden zu lassen, sodass sie weder auf konventionelle noch auf magische Weise auszumachen ist, erfordert eine Menge Macht. Dort geht irgendetwas vor.«
»Warum interessiert dich das?«, fragte ihn Fu Long.
»Muss ich dir etwas über den Diener des Wächters der Schicksalswaage erzählen? Du weißt, warum gerade wir beide auf unsere Positionen gesetzt wurden.«
»Und seit wann kümmert dich das?«, fragte Fu Long amüsiert. »Und wie kommst du darauf, dass das untergegangene London für uns zu diesem Zweck interessant sein könnte.«
»Ich habe mit Stygia gesprochen, und sie wusste von anderen mächtigen Dämonen, die den Untergang der Schwefelklüfte überlebt haben«, meinte Asmodis nach einer Pause ausweichend.
»Stygia wurde nicht vernichtet?« Der Fürst der Finsternis war von dieser Information wenig begeistert. Er hätte nichts dagegen gehabt, die ehemalige Ministerpräsidentin der Hölle auf ewig tot zu wissen.
»Ja«, bestätigte Asmodis. »Aber das ist jetzt erst mal nicht weiter wichtig, außer, dass ihr Überleben beweist, dass auch etwas von der Hölle überlebt haben muss. Und vielleicht ist dieses Etwas dort, wo sich früher London befunden hat.«
Fu Long war von der Argumentation des Dämons nicht vollkommen überzeugt, aber er sagte nichts, denn er wollte nicht riskieren, Asmodis von seinem Vorhaben abzubringen. Ebenso hatte er selbst auch keine bessere Idee. Und da in London tatsächlich etwas bisher Ungeklärtes vorzugehen schien, bestand immerhin die Möglichkeit, dass dort eine neue Hölle entstand oder Teile der alten überlebt hatten und nun wieder hervortraten.
Und wenn nicht, dann existiert dort dennoch etwas sehr Mächtiges. Wir sollten auf jeden Fall herausfinden, was es ist, denn vielleicht kann ich es irgendwie nutzen, um die Dämonen davon abzuhalten, weiterhin nach Choquai zu kommen.
Er sah zu Asmodis. »Also dann, lass uns aufbrechen.«
***
Zu Asmodis großer Verärgerung verzögerte sich sein und Fu Longs Aufbruch allerdings noch ein wenig. Der Vampir musste sich zuerst noch darum kümmern, Schutzmaßnahmen einzurichten, um seine Stadt während seiner Abwesenheit nicht hilflos zurückzulassen, falls dort weitere Dämonen einfallen sollten. Nachdem das endlich erledigt war und die Vampire in der Stadt angewiesen worden waren, die Menschen im Ernstfall zu beschützen, zögerte Fu Long, sich auf die dämonische Art zu reisen einzulassen.
»Willst du etwa mit einem Vergnügungsdampfer nach England schippern?«, fragte Asmodis ungehalten. »Dann können wir ja gleich zu Fuß gehen!«
»Ich reise eben gern mit ein wenig mehr Stil als du«, erwiderte der Vampir.
»Erstens haben wir keine Zeit für Stil und zweitens scheinen
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