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0961 - Nähre deine Wut!

0961 - Nähre deine Wut!

Titel: 0961 - Nähre deine Wut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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rannen ihm Tränen aus den Augen und klatschten wie der Inhalt von Fünf-Liter-Eimern auf den Boden. »Ich kenne mich selbst nicht mehr! Ich hasse dieses… dieses Ding, das aus mir geworden ist.«
    »Sag doch nicht so was. Du bist ein ganz normaler, stattlicher Drache.«
    »Ich rede nicht von meinem Körper, Schwachkopf!« Zwei nadelfeine Flammen schossen aus seinen Nasenlöcher und verkohlten den Untergrund vor Rhetts Füßen. »Entschuldige. Aber das ist genau das, was ich meine. Manchmal kommt mein altes Ich hervor. Dann sehne ich mit nach euch… nach dir. Oder nach Château Montagne, wenn ich schon nicht ins Drachenland zurückkehren kann.« Er schniefte und Rhett fürchtete beinahe einen weiteren Flammenstrahl. Doch der blieb glücklicherweise aus. »Aber manchmal - manchmal gewinnt die Dunkelheit in mir die Oberhand. Dann habe ich keine Kontrolle mehr über meinen Hass und meine Wut. Mein altes Ich bekommt dann zwar alles mit, kann sich aber nicht wehren. Ein widerliches Gefühl, das ich meinem ärgsten Feind nicht wünsche.«
    Im Erbfolger spülte die Erinnerung an eine Zeit hoch, die er am liebsten für immer vergessen hätte, selbst wenn sie ihm inzwischen nur noch wie ein schlimmer Traum erschien. Knapp über ein Jahr war es her, dass Krychnak ihn mit Aktanur verschmolzen hatte. Dadurch hatte Rhett sich in den Dämon Xuuhl verwandelt. Doch etwas war schiefgegangen. Die beiden Komponenten hatten im gemeinsamen Körper ihre Eigenständigkeit nicht verloren. Der Erbfolger , seit Jahrtausenden ein Werkzeug des Guten, hatte die Verderbtheit, die Fauligkeit des Bösen in jeder Faser gespürt. Er war innerlich wie zerrissen gewesen, kein Wunder, hatte er für kurze Zeit doch aus zwei Menschen bestanden, wie sie gegensätzlicher nicht sein konnten.
    Eine Erfahrung, die er keinesfalls wiederholen wollte.
    »Ich weiß, was du meinst. Ich habe Ähnliches erlebt.« Als er Fooly davon erzählte, glaubte er den fauligen Geschmack erneut wahrzunehmen. »Ich wäre damals fast gestorben. Aber Zamorra hat alles unternommen, um mir zu helfen. Er schreckte nicht einmal davor zurück, Selbstmord zu begehen.«
    »Was?«
    Rhett winkte ab. »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Aber es ist ihm gelungen, dich zu retten. Sonst stündest du nicht hier.«
    »Nicht ganz. Letztlich war es Asmodis, der Krychnak dazu gezwungen hat, die Verschmelzung rückgängig zu machen. Aus höchst eigennützigen Gründen, wie sich inzwischen leider herausgestellt hat. Und bevor du fragst: Das ist eine noch viel längere Geschichte. Ich bin heilfroh, dass ich es überstanden habe und dass es jetzt, wo Krychnak tot ist, nicht wieder dazu kommen kann.«
    »Schön, dass es wenigstens dir gut geht«, knirschte Fooly.
    »Entschuldigt, wenn ich mich einmische«, sagte Anka von der Seite und fing sich von dem Drachen dafür einen strengen Blick ein. »Aber warum lässt du dir nicht auch von Zamorra helfen?«
    Sofort kräuselten sich weitere schwarze Rauchwolken aus den Nüstern. »Weil er Rhett ja so gut helfen konnte! Außerdem hat er mich doch erst zu dem gemacht, was ich jetzt bin. Er hat mich ins Koma geschossen und dann mit dem Dunkel infiziert.«
    »Ich hab dir schon erklärt, dass das keine Absicht war«, sagte Rhett.
    »Oh! Ja, richtig. Trotzdem! Du weißt nicht, wie das Amulett reagiert, wenn es die Finsternis in mir spürt. Vielleicht schießt es dann wieder auf mich. Völlig unbeabsichtigt, versteht sich.«
    Der Erbfolger seufzte auf.
    »Und da ist noch etwas«, fuhr Fooly fort, »das Zamorra mir sicher übel nehmen würde. Wenn er davon erfährt, hat er allen Grund, mich als seinen Feind anzusehen.«
    Rhett horchte auf. »Was denn?«
    »Das Böse in mir ist ansteckend.« Nun klang er völlig kleinlaut. Wie früher, wenn er etwas angestellt hatte.
    »Was? Quatsch! Wie kommst du denn darauf?«
    »Ich habe die Nähe des Weltentors nicht ertragen, wollte mich aber auch nicht zu weit davon entfernen. Deshalb habe ich Unterschlupf bei Spooky Castle gesucht.«
    »Die Stammburg der Llewellyns?«, fragte Anka.
    »Wohl eher die Ruine der Stammburg. Bis auf den Geist von Sir Henry, der dort spukt, ist es schön abgeschieden, doch nicht einmal der hat sich sehen lassen. Wahrscheinlich fürchtet er das, was in mir steckt.« Fooly atmete tief durch und Flammen tropften wie Geifer aus seinem Maul. »Er tut gut daran, denn die Menschen in den Dörfern nahe Spooky Castle habe ich bereits angesteckt. Sie sind böse geworden und haben sich gegenseitig umgebracht.

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