0961 - Nähre deine Wut!
oder schwarz schimmerndem Grün - so genau konnte man das nicht sagen. Der Bauch hingegen schien von innen heraus orange zu glühen. Die kümmerlichen Flügel waren zu gigantischen Schwingen gewachsen, vom Rest des Körpers ganz zu schweigen. Alleine der Kopf war so lang, wie ein Mensch groß war. Aus den Nüstern drang dunkler Rauch, gelegentlich schlug auch einmal eine kleine Flamme hervor. Zwei Echsenaugen beobachteten jede Bewegung des Professors.
Etwas störte das Verhältnis zwischen ihnen, hatte sich seit der Zeit seiner Verpuppung verändert. Doch darüber würde Zamorra sich später kümmern müssen.
Zunächst wandte er sich Rhett und Anka zu. Auch wenn sie körperlich unversehrt waren, machten sie doch einen verstörten Eindruck.
»Was ist geschehen?«, wollte der Meister des Übersinnlichen wissen. Auch auf die Gefahr hin, sich wie ein überbesorgter Vater anzuhören, fügte er an: »Wo wart ihr denn die ganze Nacht?«
Und Rhett berichtete.
***
Vom Wald her… oder besser: Über den Wald näherte sich ihnen ein Drache!
Rhett glaubte, seinen Augen nicht zu trauen.
»Das gibt's nicht«, keuchte er. »Du?«
Er war sich sicher, dass es sich um Fooly handelte, auch wenn er ihn nicht wiedererkannte. Dann jedoch musste er an Zamorras Bericht von dem Feuer speienden Drachen über Château Montagne denken. Was, wenn mit Fooly etwas geschehen war? Was, wenn er Rhett nicht mehr als seinen besten Freund ansah?
Er öffnete sein tiefstes Inneres, um jederzeit auf die Erbfolger-Magie zugreifen zu können. Vorsichtshalber.
Der Drache landete unmittelbar vor Anka und Rhett. Instinktiv wichen sie einen Schritt zurück. Aus dem Augenwinkel glaubte der Junge, eine Bewegung am Waldesrand zu sehen, doch vermutlich hatte er sich getäuscht.
Außerdem musste seine gesamte Aufmerksamkeit nun dem geflügelten Wesen gelten.
»Fooly?«, fragte er.
»Nenn mich nicht so!«, fauchte das Tier. Schon im nächsten Augenblick zuckte es zusammen, als sei es über sich selbst erschrocken. »Hallo, Rhett«, sagte es in deutlich freundlicherem Tonfall. Seine Stimme klang tief und - erwachsen.
»Wie soll ich dich denn nennen?« Langsam ließ die Anspannung etwas nach.
»Ich… ich weiß es nicht. Vielleicht sollten wir es doch bei Fooly lassen. Ist einfacher. Auch, wenn mir der Name ziemlich albern vorkommt.«
»Na gut. Dann also: Hallo, Fooly. Du glaubst nicht, wie froh ich bin, dich zu sehen! Ich hab dich voll vermisst, mein Alter.«
Der Blick des Drachen wandte sich Anka zu. Rhett stellte das Mädchen vor. »Sie ist meine Freundin.«
Eine Rauchwolke stieg aus Foolys Nüstern empor. Ein Grollen erklang aus seiner Kehle. War er etwa eifersüchtig? Rhett beschloss, darüber hinwegzugehen.
»Es freut mich zu sehen, dass es dir gut geht. Ich hab oft an dich gedacht.«
»Es geht mir nicht gut«, antwortete der Drache. »Ganz und gar nicht.«
Er berichtete von seinen erfolglosen Versuchen, ins Drachenland zurückzukehren. Von der Sehnsucht nach seiner Heimat, die ihn ausfüllte, und von seiner Unfähigkeit, sie zu stillen. Mit stockender Stimme erzählte er von der Dunkelheit, die er in sich verspürte und die einer Heimkehr im Weg stand. »Zamorra hat sie mir eingepflanzt«, fauchte er. Plötzlich war von seiner zwischenzeitlichen Freundlichkeit und Traurigkeit nichts mehr zu spüren. Stattdessen sprühte der Hass aus seinen Augen. »Erst hat er mich mit dem Amulett beschossen und dann in ein… Monstrum verwandelt.«
Rhett war schockiert, dass Fooly die Ereignisse auf diese Weise interpretierte.
»Ich war in den letzten Wochen öfters hier«, fuhr er fort. »Und ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn ich Zamorra außerhalb der M-Abwehr angetroffen hätte. Aber… aber, als ich dich gesehen habe, fielen mir wieder unsere gemeinsamen Jahre ein. Ich konnte die Dunkelheit zurückdrängen. Doch wie lange kann ich sie… unterdrücken?«
»Das mit dem Amulett war ein Unfall«, sagte der Erbfolger , um einen ruhigen Tonfall bemüht. »Das musst du mir glauben. Zamorra hat sich bittere Vorwürfe deswegen gemacht. Danach wollte er dich aus dem Koma holen. In seiner Verzweiflung hat er dabei auch auf schwarzmagische Rituale zurückgegriffen. Er hielt sie für sicher, weil er sie innerhalb der M-Abwehr durchführte.« Rhett stockte für einen Augenblick. »Offenbar hat er sich getäuscht.«
Wieder ging ein unheimlicher Wandel mit Fooly vor sich. »Natürlich. Der Professor hätte mir nie absichtlich etwas angetan.«
Plötzlich
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