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0961 - Nähre deine Wut!

0961 - Nähre deine Wut!

Titel: 0961 - Nähre deine Wut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Drachenmagie…«
    »Scheiß auf deine Drachenmagie! Willst du das jetzt ausdiskutieren, oder wie?«
    Der Griff um seine Taille zog sich so eng zusammen, dass er kaum noch Luft bekam. Er warf sich zu Anka herum und funkelte sie an. »Hast du vor, mich umzubringen, du dumme Schlampe?«
    »So ist es!«, sagte Anne. Sie hatte sich bereits zur Hälfte aus ihrem Gemeinschaftskörper Anka befreit. Die verbleibende Kathryne war offenbar die Einzige, die die Übersicht behielt.
    »Zieh wieder hoch, Fooly! Schnell!«
    Der Drache blickte nach hinten über die Schulter. Als er sah, was auf seinem Rücken geschah, schoss er senkrecht nach in die Höhe.
    Nach und nach ließ der Druck auf Rhetts Hirn nach. Ein Druck, den er bis zu diesem Moment gar nicht bewusst wahrgenommen hatte. Er konnte sich nicht erklären, warum er mit einem Mal so wütend geworden war. Ein Blick zu Anka verriet ihm, dass ihr es gelungen war, Anne wieder in sich zu holen.
    »Krass«, hauchte der Erbfolger . »Was war denn das?«
    »Ich hab doch gesagt, das Böse in mir ist ansteckend!«, jammerte Fooly.
    »Blödsinn. Dann hätte es uns schon viel eher erwischen müssen und nicht erst über dem Dorf.«
    »Ich weiß, was es ist.« Anka klang nicht begeistert. »Das ist die gleiche Kraft, die damals in der Pariser Metro-Station Annes Bosheit noch verstärkt hat. Es muss ein kleiner Teil entkommen sein.«
    »Aber warum hier?«
    »Keine Ahnung. Aber ich erkenne sie wieder. Es besteht kein Zweifel. Sie sorgt dafür, dass in allen Menschen die schlechten Eigenschaften extrem dominant werden. Wut, Neid, Hass, Eifersucht, Gier. All das verselbstständigt sich im Einflussbereich dieser Kraft. Du kannst beruhigt sein, Fooly. Es ist nicht deine Schuld.«
    »Meinst du echt?« In dieser Sekunde klang der Drache wie früher.
    Er flog über den Loch Cluanie hinweg und landete schließlich in den Ruinen von Spooky Castle.
    »Warum machen wir hier Halt?«, fragte Rhett.
    »Ich muss schlafen«, erwiderte Fooly. »Tut mir leid, aber die Ausstrahlung in dem Dorf hat mich total erschöpft.«
    »Na gut. Bleiben wir über Nacht hier. Vor morgen früh vermisst uns sowieso niemand. Aber dann bringst du uns zum Château zurück und wir schalten Zamorra ein. Was auch immer in den Dörfern vor sich geht, wir können es nicht herausfinden, ohne der Ausstrahlung selbst zu erliegen. Aber der Professor hat mit dem Amulett einen wirksamen Schutz.«
    »Aber…«
    »Nein, Fooly! Es muss sein. Er wird dir nichts tun, das verspreche ich dir.«
    »Na gut. Morgen früh.«
    Rhett und Anka schmiegten sich aneinander und kuschelten sich an den Bauch des Drachen. Fünf Sekunden später waren sie eingeschlafen.
    ***
    Krychnak versteckte sich im Wald und lauschte der Geschichte, die der Erbfolger zum Besten gab. Er musste an sich halten, dass er vor Begeisterung nicht laut auflachte.
    Wie lange hatte er sich über die wichtigste Frage der Verschmelzung Gedanken gemacht? Darüber, wie er die Wut des Burschen so sehr steigern konnte, dass der Llewellyn-Abwehrwall weit genug sank. Und nun fiel ihm die Lösung für dieses Problem geradewegs in den Schoss.
    Das Schicksal schien auf seiner Seite zu stehen.
    Er sah zu dem Weißhaarigen, der seinen Platz auf dem Baumstamm wieder eingenommen hatte.
    »Bald ist es so weit! Bald sind wir am Ziel unserer Träume angelangt.«
    ***
    Als Rhett mit seiner Erzählung endete, kamen in Zamorra unwillkürlich Erinnerungen an London und Amazonien auf. Spielte die Welt denn nun langsam überall verrückt? War durch die Vernichtung der Hölle die Schicksalswaage so aus dem Gleichgewicht geraten, dass sie nun an verschiedenen Stellen einen Ausgleich zu erreichen versuchte?
    Aber wenn es so war, wenn für jedes Böse, das er besiegte, irgendwo ein neues sein schreckliches Haupt erhob, welchen Sinn besaß sein Kampf dann überhaupt noch?
    Den Sinn, Menschen zu retten , rief er sich ins Gedächtnis. Soll man Unschuldige sterben lassen, nur weil man weiß, dass man im Gesamtzusammenhang durch ihre Rettung nichts bewirkte? Niemals würde er sich eine solche Einstellung aneignen.
    »Wir müssen nachsehen, was dort los ist«, sagte er. »Vielleicht können wir den Dorfbewohnern helfen.«
    »Da gibt es niemanden mehr, dem ihr helfen könntet«, richtete Fooly zum ersten Mal das Wort an Zamorra. »Nur noch Dämonen.«
    Der Professor sah den Drachen lange an. »Fooly, ich…«, begann er. Dann brach er ab und setzte nach sekundenlanger Pause erneut an. »Es tut mir leid. Das Amulett…

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