0961 - Nähre deine Wut!
bereits ungeduldig auf sie wartete.
»Wir haben es geschafft.« Zamorra klang heiser, als er von den Erlebnissen in der Siedlung berichtete.
»Klasse!«, sagte Rhett.
Fooly schnaubte. »Ich will deine Euphorie nicht dämpfen, aber es gibt noch mehr dieser dämonenverseuchten Dörfer und schwarze Säulen.«
»Meinst du, das könnten Überreste der Hölle sein?«, fragte Nicole. »Wenn etwas explodiert, liegen danach ja auch überall Trümmer herum.«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Glaube ich nicht. Anka hat gesagt, dass es sich um die gleiche Kraft handelt, gegen die wir schon einmal in Paris kämpfen mussten. Und das war vor dem Ende der Schwefelklüfte.« Nachdenklich knetete er die Unterlippe. »Ich könnte mir eher vorstellen, dass die sterbende Hölle in ihrem Todeskampf auf die Erde zugegriffen hat, um derartige Reserven zu mobilisieren. Fooly, was ist in den Dörfern geschehen? Was hast du beobachtet?«
»Zuerst wurden die Menschen böse«, antwortete der Drache. »Sie brachten sich gegenseitig um. Die Überlebenden alterten sehr schnell und verwandelten sich in Dämonen. Einer von ihnen nahm die Überreste der getöteten Leute in sich auf und erschuf aus ihnen im nächsten Dorf eine weitere Säule.«
Der Professor machte eine Geste, als sehe er dadurch seine Theorie bestätigt. »An diesen Orten werden neue Dämonen geboren. Reserven mobilisieren, wie ich sagte!«
»Das müssen wir verhindern!«, rief Rhett. »Auch wenn es nur langsam voranschreitet, wenn wir nichts dagegen unternehmen, werden diese Säulen irgendwann den ganzen Globus umspannen.«
Zamorra schaute den Erbfolger unglücklich an. »Ich fürchte, so einfach wird das nicht. Gerade hatten wir noch furchtbares Glück, dass uns die Dämonen unterschätzt und ihr Zentrum der Bosheit nicht bewacht haben. Und selbst unter diesen günstigen Umständen war es ein hartes Stück Arbeit. Wir können nicht von Dorf zu Dorf ziehen, mal eben das gesamte schwarzblütige Gesocks erledigen und danach die Säulen abschmelzen. Ich muss mich jetzt erst mal ausruhen.«
»Wäre dir geholfen, wenn die Dörfer zumindest schon mal von den Dämonen befreit wären?«, fragte Fooly.
»Natürlich wäre es das. Warum fragst du?«
»Weil ich eine Möglichkeit wüsste, wie wir das erreichen könnten.«
»Und wie?«
»Mit Drachenfeuer.«
***
Lady Patricia stand im Schlosshof und betrachtete Château Montagne, das ihr in den letzten siebzehn Jahren zur Heimat geworden war. Vor ungefähr einem Jahrtausend hatte Zamorras schwarzmagischer Vorfahr Leonardo deMontagne die für damalige Begriffe recht futuristische Festung erbaut; die architektonischen Grundzüge waren bis heute erhalten und ließen das Bauwerk als eine Mischung aus mittelalterlicher Burg und halbwegs modernem Schloss erscheinen.
Doch so wohl sie sich auch fühlte, was wollte sie noch hier, wenn Rhett und Anka ins Llewellyn-Castle zogen? Andererseits: Sollte sie ihren Sohn tatsächlich begleiten? Würde der sich nicht in seiner Freiheit beschränkt fühlen? Natürlich würde er sie nicht davon abhalten oder sich auch nur etwas anmerken lassen.
Dennoch war sie sich nicht sicher, ob sie selbst es wollte. Es war der Augenblick gekommen, vor dem sie sich all die Jahre seit seiner Geburt gefürchtet hatte: Sie musste Rhett aufgeben. Eine neue Frau war in sein Leben getreten. Er war erwachsen geworden.
Ihr war klar, dass sie dieses Schicksal mit unzähligen Müttern dieser Welt teilte. Dieses Wissen vermochte sie aber nicht im Geringsten zu trösten. Denn immerhin war Rhett nicht nur ihr Kind, sondern zugleich auch das Gefäß für die Seele seines Vorgängers in der Erbfolge. Lord Bryont Saris ap Llewellyn, Patricias große Liebe.
Llewellyn-Castle oder Château Montagne? Das war die Frage.
Sie wandte sich ab und spazierte über den Schlosshof.
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als ihr einfiel, dass es eine weitere Möglichkeit gab. Sie konnte zu Sergej ziehen. Der Silbermond-Druide hätte sicherlich nichts dagegen. Während ihrer Reise hatte sie oft an ihn gedacht und von ihm gesprochen. Zu oft, wenn man Rhetts genervtem Gesichtsausdruck Glauben schenkte.
Aber die Frage blieb die Gleiche: Wollte sie das überhaupt?
Patricia warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Wo war nur Madame Claire? Sie hätte schon vor über einer Stunde eintreffen müssen, um das Mittagessen vorzubereiten. So eine Verspätung sah der resoluten Köchin gar nicht ähnlich.
Sie erreichte die Zugbrücke - und da sah sie die
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