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0961 - Nähre deine Wut!

0961 - Nähre deine Wut!

Titel: 0961 - Nähre deine Wut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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wohlbeleibte Frau auch schon. Sie stapfte die Straße aus dem Dorf hoch. Ihre Wangen waren knallrot, ihre Miene zeigte, dass ihre Laune nicht die allerbeste war.
    »Madame Claire! Was ist passiert?« Patricia ging ihr entgegen. »Heute ohne Auto? Wo haben Sie denn Ihren Twingo gelassen?«
    Die Köchin blieb stehen, stemmte die Hände in die Seite und schnaufte wie eine Dampflok. »Nennen Sie das Ding bloß nicht Auto!«, sagte sie, als sie wieder zu Atem kam. »Es steht weiter unten und zuckt nicht einmal mehr. Keine Ahnung, was damit nicht in Ordnung ist. Wie gut kennen Sie sich mit Autos aus, Mylady?«
    Patricia ging auf Claire zu. Doch plötzlich zögerte sie. Mylady? Seit wann nannte die wohlbeleibte Frau sie denn so? Sonst sagte sie zu jedem jüngeren Menschen mit Ausnahme von Zamorra mein Kind .
    Leider schlugen die Alarmglocken in Patricias Kopf zu spät an. Sie sah noch, wie Claire sich plötzlich stocksteif aufrichtete und so stehen blieb, dann ertönte hinter ihr ein reißendes Geräusch.
    Sie fuhr herum und starrte in das augenlose, spaltlippige Gesicht eines Dämons, den sie für tot gehalten hatte. Hinter ihm waberte ein Riss im Gewebe des Seins.
    »Du!«, stieß sie hervor.
    »Überraschung«, sagte Krychnak, packte Patricia an den Schultern und verschwand mit ihr durch den Riss.
    ***
    Vorher
    Claires Twingo schaffte die Steigung zum Château ohne Weiteres. Ihr CD-Player versüßte ihr die Fahrt mit einer Best-of-Scheibe von Charles Aznavour. Es gab keine bessere Musik, um sich dabei den Speiseplan für die nächste Woche zurechtzulegen.
    Sie folgte einer Straßenbiegung - und trat plötzlich mit aller Kraft auf die Bremse. Mitten auf der Straße lag ein Fahrrad. Vom Fahrer fehlte jede Spur.
    Instinktiv stieg sie aus, um zu sehen, ob im Straßengraben ein Verletzter lag. Noch bevor sich die knochige Hand von hinten auf ihren Mund legte, ahnte sie, dass sie einen Fehler begangen hatte.
    »Hoffentlich vermisst im Dorf niemand das Fahrrad«, sagte eine heisere Stimme.
    Vor ihren Augen tauchte eine Klaue mit gebogenen, krallenartigen Fingernägeln auf. Sie wollte schreien, doch die zweite Hand des Dämons verhinderte das. Die Kralle ritzte ein Symbol in ihre Stirn und nur kurz darauf sprudelte Blut aus der Wunde. Mit ihm schien auch ihr Wille aus dem Körper zu fließen.
    Die Hand löste sich von ihrem Mund.
    »Dreh dich um!«
    Sie gehorchte, weil ihr nichts anderes übrig blieb, und starrte auf das widerliche Grinsen einer gespaltenen Lippe.
    »Fahr den Wagen zur Seite, dass ihn nicht gleich jeder sieht, der vorbeikommt.«
    Wieder tat sie, was Krychnak ihr befahl.
    »Und jetzt gehen wir ins Wäldchen beim Château und warten darauf, dass die Mutter des Erbfolgers auftaucht.«
    Und so stand sie eine ihr unendlich lang erscheinende Zeit neben einem weißhaarigen Greis, der auf einem Baumstamm saß und stumpf in die Leere starrte. Innerlich schrie sie um Hilfe, jammerte, weinte, fluchte, doch kein Laut drang ihr über die Lippen.
    Der Dämon zerrte einen dicht belaubten Ast zwischen den Bäumen hervor. »Jetzt zeig ich dir einen meiner besonderen Tricks. Er wird dir gefallen.«
    Ausgehend von der Wunde auf der Stirn marterte ein fürchterliches Ziehen ihren Leib. Und plötzlich sah sie, wie der Ast allmählich menschliche Gestalt annahm. Ihre Gestalt.
    Damit will er Patricia täuschen! Aber warum? Sie wird niemals auf diesen albernen Kniff hereinfallen.
    »Du hoffst, die Erbfolger -Mutter wird die Fälschung durchschauen, das sehe ich dir an. Da muss ich dich enttäuschen. Ich habe diesen Trick damals auf Isilria angewendet und nicht einmal dieser Dämonenjäger hat etwas davon geahnt!«
    Erst verließ Anka das Schloss und ging einige Schritte spazieren, doch Krychnak hielt sich zurück. Kurz darauf erschienen Lady Patricia und William, versunken in ein ernsthaftes Gespräch. Dann ging der Butler wieder ins Château, das Rhetts Mutter danach noch ein paar Minuten musterte.
    »Es ist so weit«, sagte Krychnak. Da setzte sich der clairegewordene Ast auch schon in Bewegung.
    Voller Entsetzen beobachtete die Köchin, was geschah. Wie gerne hätte sie Patricia eine Warnung zugerufen, doch der Bann, unter dem sie stand, verhinderte das.
    »Ich muss jetzt gehen«, erklärte der Spaltlippige. »Du allerdings bleibst noch eine Weile.«
    Er fetzte einen Riss in die Luft, schob den Weißhaarigen hindurch und folgte ihm. Wenige Sekunden später tat sich hinter Patricia ein gleichartiger Riss auf und der Dämon trat

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