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0963 - Wächter der Blauen Stadt

0963 - Wächter der Blauen Stadt

Titel: 0963 - Wächter der Blauen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred H. Rückert
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euch beide hier zu sehen«, erklang die Stimme von Luc Avenge hinter Zamorra. Dazu trug der Reeder seltsamerweise zwei Plastiktüten, in denen unübersehbar Winterkleidung steckte.
    »Ich darf mich doch zu euch setzen«, sagte Avenge und ließ sich einfach auf den freien dritten Stuhl nieder, noch bevor einer der beiden Franzosen nur ein Wort sagen konnte.
    »Bitte.« Zamorra war in diesem Moment total überrumpelt. Mit vielen Bekannten hätte er hier gerechnet, am ehesten noch mit Shadongoro, der in Sydney wohnte, aber den Silbermond-Druiden hatte er nicht auf der Rechnung gehabt.
    »Klar doch«, sagte nun auch Duval. Ihr Gesicht war ein einziges Fragezeichen. Sie deutete auf die beiden Plastikbeutel. »Ist das die neue Mode hier oder ist dir zu kalt?«
    Avenge lächelte hintergründig, gerade so wie jemand, der einem anderen einen Streich spielen will.
    Hoffentlich sind nicht wir diejenigen, die den Streich gespielt bekommen , befürchtete Nicole. In Sachen Intuition war sie schon immer weit vorneweg gewesen.
    »Das ist weder eine neue Mode, noch brauche ich die Klamotten hier«, antwortete er bereitwillig.
    Die Betonung des letzten Wortes machte die Bewohner von Château Montagne stutzig.
    Nicole lehnte sich etwas nach vorne. Sie griff nach ihrer Tasse und führte sie an den Mund.
    »Und wo brauchst du die dicken Dinger sonst?«, fragte sie, bevor sie trank.
    »Für einen Besuch in der Antarktis, am liebsten mit Zamorra«, entgegnete Avenge und bestellte ebenfalls einen Kaffee bei der Bedienung.
    Nicole verschluckte sich an ihrem Kaffee. Sie konnte gerade noch die freie Hand vor den Mund halten, sonst hätte sie Avenge angespuckt.
    Während sie sich die Tränen aus den Augen wischte, sagte Zamorra mit Nachdruck in der Stimme: »Auf keinen Fall, Luc! Wie stellst du dir das vor? Du könntest wenigstens fragen, ob ich etwas dagegen habe!«
    »Das wollte ich doch gerade«, behauptete Avenge. Er bedankte sich bei der Kellnerin mit einem Lächeln für den Kaffee, der gerade serviert wurde. »Ich will dich ja nicht vor vollendete Tatsachen stellen.«
    »Das wäre ja auch nicht das erste Mal.« Nicole hustete, während sie den Satz aussprach.
    Zamorra beugte sich vor und blickte in Avenges Augen. Es sah aus wie bei einer Schlange, die das Kaninchen hypnotisieren will. Zamorra besaß große Hypnosefähigkeiten, aber der Druide konnte nicht beeinflusst werden.
    »Noch einmal, Luc, bevor du dein Sprüchlein wiederholen willst: Ich - mache - nicht - mit! - Auf - keinen - Fall!«
    »Ist ja schon gut, Alter. Ich habe schon begriffen, dass du nicht willst. Aber eine Erklärung schulde ich dir noch. Also, du kennst doch Robert Tendyke sehr gut, nicht wahr?«
    Die beiden Franzosen blickten sich fragend an, während Avenge Milch in seinen Kaffee schüttete, antworteten jedoch nicht auf die Frage.
    »Jener Tendyke wurde vor einigen Jahren bei einem Einsatz in der Antarktis getötet. Und zwar von einem gewissen Amun-Re…«
    Nun folgten vier Stück Würfelzucker, die der Druide quälend langsam verrührte.
    »Luc, ich weiß das.«
    »Prima, Zamorra, dann muss ich mir ja den Mund nicht so fusselig reden, als wärst du nicht eingeweiht. Bei dieser Expedition wurden alle Archäologen und Wissenschaftler getötet.«
    »Ich war kurz danach in der Antarktis. Zusammen mit Asmodis, der seinen Sohn suchte.« Und der zwei Teufelstränen weinte, als er seinen Sohn Roberto verloren glaubte , erinnerte sich Zamorra. Der Meister des Übersinnlichen wurde langsam ungehalten.
    »Und stell dir vor, die Funkanlage hat sich dort wieder eingeschaltet. Wie von selbst.« Nach diesen Worten trank Avenge seinen Kaffee in einem Zug leer. Er besah sich die leere Tasse und murmelte: »Zwei Stück Würfelzucker hätten ausgereicht. Ist ja total süß, das Zeug.«
    »Entweder redest du sofort von etwas anderem oder du verlässt bitteschön diesen Tisch«, forderte Nicole Duval.
    »Es geht doch nicht um dich, Nicole, ich wollte nur deinen Herzallerliebsten fragen, ob er für zwei oder drei Stunden mit mir dorthin verreist und mir Gesellschaft leistet.«
    Für etwa zehn Sekunden herrschte absolute Stille am Tisch. Nicole und Zamorra sahen sich mit großen Augen an, dann sogen beide sehr viel Luft in ihre Lungen ein, gerade so, als würden sie kurz vor dem Ersticken stehen.
    Zamorra hielt sich mit beiden Händen am Tischrand fest und blickte sich um.
    »Du hörst wohl schlecht«, sagte er vor unterdrücktem Zorn. »Ich sagte schon einmal vor fünf Minuten: Ich -

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