Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0963 - Wächter der Blauen Stadt

0963 - Wächter der Blauen Stadt

Titel: 0963 - Wächter der Blauen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred H. Rückert
Vom Netzwerk:
bei diesem Einsatz ziemlich ungehalten gewesen, weil ihn der Reeder dazu einfach so mitgenommen hatte.
    Der Meister des Übersinnlichen schätzte es nicht, als Hilfskraft missbraucht zu werden. Avenge strich die Haare zurück. Er würde sich ein gutes Argument überlegen müssen, damit er den Parapsychologen überreden konnte.
    »Oder aber ich schenke ihm gleich reinen Wein ein«, murmelte er. Dann blickte er auf die Uhr. Er weckte Zamorra nicht auf, wenn er jetzt anrief, und das war schon eine Menge wert.
    Nach dem dritten Klingeln meldete sich die Stimme eines Mannes mit leichtem schottischen Akzent. Avenge sah den Mann im Geist vor sich, es handelte sich um William, den Butler von Professor Zamorra. Der Mittfünfziger mit den schütteren zurückgekämmten Haaren war stets korrekt-steif, eben typisch britisch - obwohl er Wert darauf legte, als Schotte anerkannt zu werden. Aber er war die gute Seele von Château Montagne, seit dem Tod von Lady Patricia mehr als je zuvor.
    »Château Montagne hier«, meldete er sich.
    Avenge verkniff sich ein Grinsen, er wollte den treuen William nicht kränken.
    »Hier Luc Avenge, ich möchte Professor Zamorra sprechen«, leierte der Silbermond-Druide seinen Spruch herunter.
    »Bedaure, Monsieur, aber der Herr Professor und Mademoiselle Duval befinden sich derzeit nicht auf Château Montagne«, antwortete William. »Da kommen Sie um eine Stunde zu spät.«
    Avenge atmete tief ein. Er wusste ja, dass er eine Stunde zu spät dran war. Nur wusste William nicht, dass der Silbermond-Druide das auch bei Tendyke mitbekommen hatte.
    »Und wo befinden sich die beiden derzeit?«, wollte er wissen und fügte hinzu: »Falls es Ihnen erlaubt ist, mir das zu sagen.«
    »Es ist kein Geheimnis, dass sich die Herrschaften in Australien befinden. Sie werden sich derzeit in Sydney aufhalten, und zwar in der Homebush Bay. Und dann wollen sie nach Newcastle, wo sie offiziell mit dem neuen Auftrag beginnen wollen.« Die Antwort erklang im steifsten Tonfall, dessen William fähig war.
    Avenge verdrehte die Augen. Selbst als Butler konnte man doch etwas lockerer sein.
    Was soll's , dachte er. Hauptsache, ich habe seinen Aufenthaltsort herausgefunden.
    Er verabschiedete sich und amüsierte sich darüber, dass William auf einfaches Nachfragen den derzeitigen Aufenthaltsort Zamorras verraten hatte. Gut, dass Tendyke das nicht wusste. Er hätte sich noch mehr geärgert.
    Mit der Winterbekleidung in zwei Plastiktüten verpackt, versetzte Avenge sich mittels zeitlosem Sprung ans andere Ende der Erde.
    ***
    »Immer dann, wenn ich von Werwölfen höre, muss ich an Zia Thepin denken«, sagte Nicole Duval, als sie in einem Straßencafé saßen und ihren Kaffee schlürften. Ihr Platz war von Büschen umgeben, sodass sie gut beobachten, aber nur schlecht gesehen werden konnten. »Und daran, ob sie endlich ihren inneren Frieden gefunden hat oder ob sie immer noch an ihrer Unzufriedenheit leidet.«
    »Zia Thepin?«, wunderte sich Zamorra. »An sie habe ich schon seit Jahren nicht mehr gedacht. Und von ihr habe ich auch seit Jahren nichts mehr gehört.«
    »Was beweist, dass sie entweder tot ist oder ihr Jagdgebiet verlegt hat«, konterte Duval. »Beim Bearbeiten unserer offenen Fälle am Computer stieß ich letztens wieder auf ihren Namen. Zuerst sagte er mir nichts, aber dann erinnerte ich mich wieder an die ehemalige Freundin von Fenrir.«
    Als sie den Namen des schon lange verstorbenen telepathischen Wolfes aussprach, lag ein Schatten auf ihrem Gesicht. »Noch einer derjenigen auf einer langen Liste, die uns viel zu früh verlassen mussten«, murmelte sie. Sie schluckte und kämpfte gegen die Tränen an. »So wie Bill Fleming, Pater Aurelian, Reek Norr oder Merlin.«
    »Oder Patricia Saris«, ergänzte Zamorra mit heiserer Stimme. Auch ihm ging die Aufzählung ihrer toten Freunde ans Herz. Nach einigen Sekunden sagte er: »Hör auf, Nici, sonst kriegen wir das heulende Elend, bevor Seagrove hier ankommt.«
    Nicole wischte über die Augen. »Nein, Chef, das will ich natürlich nicht, ich…«
    Ihre braunen Augen wurden groß, als sie einen Mann hinter Zamorra erblickte. Ihr Mund ging auf, schloss sich jedoch nicht wieder.
    »Was ist los, Nici?«, erkundigte sich Zamorra. Er beugte sich leicht vor und legte seine rechte Hand auf Nicoles linke.
    »Das ist doch Luc…«
    Der Parapsychologe drehte sich um und blickte dem schlanken Mann mit den schwarzen Haaren ins Gesicht.
    »Aber hallo! Das ist ja vielleicht ein Zufall,

Weitere Kostenlose Bücher