0964 - Blutfehde
Herrscher aller Werwolf-Clans. Es handelte sich bei ihm um einen uralten, albinoiden Wolfsdämon, dessen Heimat die rumänischen Wälder waren. Seit geraumer Zeit war es jedoch nicht mehr möglich, eine Audienz bei Larkahn zu erhalten. Genauer gesagt, seit dem Untergang der Hölle nicht mehr.
Gillingham wusste nicht, ob sich Larkahn während der Katastrophe ebenfalls in den Schwefelklüften aufgehalten hatte. Niemand wusste das. Die Wolfsfamilien waren zum gegenwärtigen Zeitpunkt auf sich selbst gestellt. Ihr Oberhaupt war verschollen, vielleicht sogar tot.
Gillingham ließ das magische Projektionsfeld in sich zusammenfallen und erhob sich. Der Feldzug, den er hier in Newcastle führte, war zwar mit Larkahn abgesprochen und ausdrücklich von ihm genehmigt. Allerdings wünschte der Wolfsdämon, über alle Aktionen auf dem Laufenden gehalten zu werden. Nun jedoch, da die ganze Sache in die heiße Phase überging, gab es keine Möglichkeit der Kontaktaufnahme mehr. Immerhin , dachte Gillingham, dann kann er mit auch nicht reinreden!
Es klopfte an der Tür und auf ein zustimmendes Knurren Gillinghams betrat eine langbeinige Blondine den Raum. Es handelte sich um seine persönliche Assistentin.
»Was gibt es, Alicia?«, fragte er unwillig. Er hatte sie zuvor angewiesen, dass er nicht gestört werden wollte. Dass Alicia es dennoch tat, musste etwas zu bedeuten haben.
Die Blondine räusperte sich. »LaGrange scheint spitzgekriegt zu haben, wer ihm Ärger macht«, erklärte sie. Auch Alicia war, natürlich, eine Werwölfin und als Assistentin in sämtliche Pläne Gillinghams eingeweiht.
Dieser hob interessiert eine Braue. »So, hat er das?«, fragte er zurück.
»Unsere Beobachtungsposten haben mir gemeldet, dass auf seinem Anwesen einiges in Bewegung geraten ist«, erklärte Alicia. »Er scheint aufzurüsten!«
Ein feines Lächeln huschte über Gillinghams Lippen. »Das wird ihm nichts nützen«, gab er zurück. »Es ist längst zu spät für ihn. Seine Zeit ist abgelaufen. Entweder wird er mit seinen Kläffern die Stadt verlassen oder ich mache kurzen Prozess mit ihm!«
Für zwei Clans war in Newcastle kein Platz - und deshalb musste LaGrange verschwinden! Wenn er ihn erst einmal entmachtet hatte, so sinnierte er, würde er die Werdingos in einem Reservat irgendwo draußen im Outback ansiedeln. So war jedenfalls der abgesprochene Plan. Das war der angemessene Platz für sie. Die Stadt würde künftig ihm allein gehören, so oder so!
Ein anderer Gedanke drängte an die Oberfläche seines Bewusstseins.
»Was ist mit dem Mädchen?«, fragte er, spontan das Thema wechselnd.
»Wir haben sie immer noch unter Beobachtung«, antwortete Alicia erwartungsgemäß. »Wir können jederzeit zuschlagen.«
Gillingham nickte. »Schnappt sie euch«, entschied er. »Ich möchte, dass sie hergebracht wird.«
Er lächelte. Valerie LaGrange, die Tochter des Patriarchen. Mit ihr in der Hand würde er ein geeignetes Druckmittel haben, sollte der alte Werdingo zu übermütig werden. Auch wenn das Mädchen gewissermaßen als schwarzes Schaf galt, so war Blut doch dicker als Wasser. LaGrange würde niemals zulassen, dass ihr etwas geschah. Seine närrischen Vorstellungen von Ehre und Familie würden dem Dingo das Genick brechen!
Alicia nickte. Sie hatte verstanden. Abrupt wandte sie sich um und verließ mit klappernden Absätzen das Büro. Gillingham zweifelte nicht daran, dass sie sich sofort daran machen würde, seine Anweisungen in die Tat umzusetzen. Schließlich hatte er sie nicht umsonst auf ihren Posten befördert.
Mit einem gewissen Gefühl der Erheiterung ging Gillingham zurück zum Schreibtisch und nahm Platz, wobei er den Sessel so drehte, dass er weiter die prachtvolle Aussicht genießen konnte.
Jetzt, da LaGrange wusste, wer ihm ans Leder wollte, bekam das ganze Spiel etwas Feuer. Das kam Gillingham durchaus nicht ungelegen. Schließlich wollte er seinen Spaß an der ganzen Sache haben.
Gut gelaunt lehnte sich Gillingham im Schreibtischstuhl zurück und wartete darauf, dass die Dinge ihren Lauf nahmen.
***
»Nichts da, Miss Duval, ich fahre!«
Milde belustigt beobachtete Zamorra, wie sich Chief Inspector Seagrove elegant an der verdutzten Französin vorbeischlängelte und seinen knochigen Körper auf dem Fahrersitz des Wagens platzierte.
Nachdem sie zu dem Schluss gekommen waren, dass sie sich am besten zunächst einmal mit LaGrange unterhielten, hatte Zamorra entschieden, dass sie sich am besten gleich auf den
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