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0964 - Blutfehde

0964 - Blutfehde

Titel: 0964 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Breuer
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alt!«
    Die Mundwinkel des Patriarchen zuckten. »Schmeichler«, wehrte er ab. Gleich darauf wurde er wieder ernst. »Nein, ich habe nicht vor, klein beizugeben. Wenn Gillingham einen Krieg will, so wird er ihn bekommen!«
    Mit leuchtenden Augen hob LaGrange den Kristall vom Tisch und wog ihn prüfend in der Hand. »So warm«, murmelte er leise. »Hier, fühl selbst!«
    Mit äußerster Vorsicht ließ er den faustgroßen Stein in die ausgestreckte Handfläche seines Sohnes gleiten. Dieser nickte nur, als er die Ausstrahlung des Kristalls wahrnahm. Sie wirkte auf seltsame Weise bösartig - jedenfalls soweit ein Kristall boshaft sein konnte.
    »Fast, als sei er lebendig«, stellte er leise fest.
    Der Schwerpunkt von LaGranges privaten Forschungen lag auf dem Gebiet der Kristallmagie, mit der er sich schon sein Leben lang beschäftigte. Hierbei hatte er es schon zu einigen erstaunlichen Resultaten gebracht. Sein größter Erfolg war die Züchtung eines riesigen Para-Kristalls gewesen, mit dessen Hilfe es ihm gelungen war, die mentalen Fähigkeiten seiner engsten Angehörigen vorübergehend um ein Vielfaches zu verstärken. Dieser Stein war jedoch bei der Auseinandersetzung vor fünf Jahren zerstört worden. Dadurch hatten die Werdingos auch ihre besonderen Geistesgaben größtenteils eingebüßt.
    »Auf eine gewisse Weise ist er das auch«, ließ LaGrange wissen. Einen Moment lang hing er unergründlichen Gedanken nach. Erst als sein Sohn ihm einen fragenden Blick zuwarf, fuhr er fort: »Ich habe diesen Kristall und weitere seiner Art schon vor vielen, vielen Jahren gezüchtet. Damals, bevor wir hier komplett die Macht übernommen hatten und es noch Werwölfe gab in Newcastle. Das war lange vor deiner Geburt, Sohn.«
    Paul LaGrange zuckte mit den Schultern. »Es sind Bomben, wie du schon sagtest. Was macht sie so besonders?«
    Zwar flößte ihm der seltsame Kristall ein gewisses Unbehagen ein, dennoch verstand er nicht recht, was an einem simplen Sprengkörper so aufregend war.
    Ein feines Lächeln huschte über die Züge des Patriarchen, als er zu einer Erklärung ansetzte. »Normalerweise sind Werwölfe, genau wie wir, nur durch Silberkugeln umzubringen. Die Kristalle sind jedoch exakt auf die Individual-Schwingungen unserer Feinde abgestimmt und darauf geeicht, ihre Selbstheilungskräfte zu blockieren. Fliegt so ein Stein daher in die Luft, werden sie von der Explosion zwangsläufig zerrissen, ohne dass sie auch nur die geringste Chance hätten, ihrem wohlverdienten Schicksal zu entgehen.«
    LaGranges Lächeln, verbreiterte sich und mutierte zu einem geradezu gespenstischen Grinsen. Als er nun über den Kristall streichelte, wohnte der Geste etwas eigentümlich Zärtliches inne. »Als ich in dieser Stadt die Macht übernahm, habe ich die Wirkung der Bomben ausgiebig an einigen Gefangenen getestet. Es war das reinste Freudenfest, Sohn, das darfst du mir glauben - und nach dieser Nacht war Newcastle endlich frei von Werwölfen!«
    Umsichtig nahm LaGrange den Kristall wieder an sich und deponierte ihn sanft wieder auf dem Labortisch. Einen Moment lang schien er seinen Erinnerungen nachzuhängen. Als der alte Patriarch schließlich weitersprach, klang seine Stimme seltsam brüchig.
    »Fast hundertfünfzig Jahre ist es jetzt her, dass ich die Macht in Newcastle übernommen und unserem Rudel zu seiner jetzigen Position verholfen habe. Ich hätte niemals gedacht, dass ich in meinem Leben noch einmal zu solchen Mitteln greifen muss…«
    Paul wollte gerade etwas erwidern, als es völlig unvermittelt an der Labortür klopfte.
    »Ja?«, fragte Edward LaGrange ungehalten über die Störung.
    Die Tür schwang auf und im nächsten Moment wurde die Silhouette einer verwachsenen Gestalt sichtbar.
    »Was gibt es, Dienerkreatur?«, wollte er wissen. Ihm war klar, dass das Wesen es niemals gewagt hätte, ihn wegen einer Lappalie zu stören. Es musste also etwas Dringendes vorliegen.
    »Wir haben Besuch, Meister«, erwiderte das Geschöpf mit raschelnder Stimme. Seine nächsten Worte jedoch waren dazu angetan, den alten Patriarchen die Fassung verlieren zu lassen. »Es handelt sich um Professor Zamorra!«
    ***
    Der Lautsprecher der Gegensprechanlage knackte noch einmal kurz, dann herrschte gespenstische Stille. Zamorra wandte sich zu seinen Gefährten um. »Man wird den Herrn des Hauses informieren, dass wir um eine Audienz nachsuchen«, erklärte er süffisant. »Ich denke, wir werden gleich von ihm hören.«
    Er zweifelte nicht daran,

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