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0964 - Blutfehde

0964 - Blutfehde

Titel: 0964 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Breuer
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warf ihm noch einmal einen kopf schüttelnden Blick zu, bevor er sich an seinen Sohn wandte.
    »Komm mit«, befahl er. »Ich glaube, wir haben viel zu tun.«
    Gemeinsam verließen sie die kleine Zelle. Als LaGrange die Tür ins Schloss warf und Harry Groom seinem Schicksal überließ, hatte er den kleinen Ghoul bereits vergessen. Im Geiste war er bereits völlig mit den anstehenden Kriegsvorbereitungen beschäftigt.
    ***
    »Versuch gar nicht erst, mich aufzuhalten, Peter. Ich gehe!«
    Valerie stand mit gepackter Reisetasche in der Diele der gemeinsamen Wohnung. Ihre sonst so sanften Züge waren hart geworden. Die Miene der Fünfundzwangzigjährigen ließ keinen Zweifel daran, dass sie sich nicht auf Diskussionen einlassen würde. Es war ihr völlig ernst.
    Dennoch, als sie Peter musterte, der perplex im Türrahmen des Wohnzimmers stand und sie völlig fassungslos anstarrte, spürte sie, wie ihr das Herz schwer wurde.
    Traurig strich sie sich eine feuerrote Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie wusste, sie konnte ihn nicht einfach so hier stehen lassen wie einen dummen Schuljungen.
    »Ich gehe zurück nach Newcastle«, führte sie erklärend aus.
    Für einen kurzen Moment wurden Peters Augen groß und rund, dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Er blickte sie zweifelnd an.
    »Etwa zurück zu deiner Familie? Hast du nicht immer gesagt, du willst nichts mehr mit denen zu tun haben?«
    Valerie nickte langsam. Ein Jahr lebte sie jetzt mit Peter zusammen. Sie hatte ihm alles über ihre Vergangenheit erzählt.
    Nun ja, fast alles. Ein oder zwei nicht ganz unwichtige Details hast du schon ausgelassen, Mädchen!
    Sofort fühlte sie sich wieder schuldig, aber wie hätte sie ihm auch die ganze Wahrheit sagen sollen? Er hätte sie wahrscheinlich für komplett durchgedreht gehalten!
    Vor gut sechs Jahren hatte sie sich mit ihrer Familie überworfen und Newcastle verlassen, um hier in Sydney ein neues Leben anzufangen. Alle Brücken hatte sie hinter sich abgebrochen. Aus gutem Grund, aber das konnte sie Peter kaum auf die Nase binden.
    »Man kann seiner Vergangenheit nicht davonlaufen«, erklärte sie nun mit einem schmerzlichen Lächeln. »Manchmal muss man sich dem Leben einfach stellen! Meine Familie braucht mich jetzt.«
    Scheiße, hau ihm noch mehr solcher Kalendersprüche um die Ohren, dann ist endgültig der Ofen aus!
    Sie wollte ihm weder wehtun, noch ihn verlieren, aber im Moment sah Valerie für sich keine andere Möglichkeit. Sie musste zurück nach Newcastle. Wenn sie aus den aktuellen Zeitungsmeldungen die richtigen Schlüsse gezogen hatte, wurde sie dort dringend gebraucht.
    »Aber warum ?«
    Die Frage war nicht ganz unberechtigt. Eine Antwort musste sie ihm allerdings schuldig bleiben.
    Mit einem traurigen Lächeln schüttelte Valerie den Kopf und bückte sich nach ihrer Reisetasche.
    »Wir reden später«, erklärte sie. »Ich melde mich, sobald ich heil in Newcastle angekommen bin, versprochen!«
    »Ach Scheiße!«
    Peters Unterlippe zitterte. Für einen Moment lang wirkte er, als würde er jeden Moment die Fassung verlieren. Valerie wusste, diesen Anblick hätte sie nicht ertragen. Hastig wandte sie sich um und öffnete die Wohnungstür.
    »Leb wohl«, sagte sie traurig und erst, nachdem sie die Tür hinter sich ins Schloss gezogen hatte, wurde ihr bewusst, wie endgültig diese Abschiedsworte geklungen haben mussten.
    Hastig begab sie sich ins Freie und genoss die kühle Abendluft. Ein leichter Wind war aufgekommen. Nun, da sie die überheizte Wohnung verlassen hatte und sich daran machte, ihre Entscheidung in die Tat umzusetzen, fühlte sich Valerie unendlich erleichtert.
    Frei , dachte sie. Für einen kurzen Moment verspürte Valerie den irrationalen Impuls, die geplante Reise nach Newcastle spontan über den Haufen zu werfen und stattdessen irgendwo anders hinzufahren. Egal wohin, nur weit, weit fort! Aber natürlich würde sie das nicht tun. Ihre Entscheidung stand fest.
    Aufseufzend stellte Valerie die Reisetasche auf dem Bürgersteig ab und begann nach einem Taxi Ausschau zu halten. Es war ein ruhiger Abend. Das etwa 17 Kilometer vom Stadtkern Sydneys entfernt gelegene Eastwood war ein multikultureller Schmelztiegel, dennoch waren kaum Menschen auf den Straßen unterwegs. Valerie war das ganz recht so. Sie genoss die Einsamkeit. Außerdem wusste sie, im Zug nach Newcastle würde es sicherlich noch voll genug werden.
    Aber auch Taxis schienen an diesem Abend Mangelware zu sein. Nach einigen Minuten des

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