0964 - Blutfehde
wenn sie sich weiterhin im Kreise der Familie befunden hätte.
Gillingham , dachte er grimmig.
Er musste dafür verantwortlich sein! Wenn der Werwolf wirklich die Macht in Newcastle übernehmen wollte, würde er Valerie sicherlich in irgendeiner Form als Druckmittel benutzen wollen. Das bedeutete, sie lebte noch.
Zumindest hoffte LaGrange das inständig.
Abrupt stemmte sich der alte Werdingo hoch und verließ mit weit ausgreifenden Schritten den Salon.
»Paul«, gellte seine Stimme durch die Eingangshalle des weitläufigen Herrenhauses.
Nur einen Moment später zeigte sich sein Sohn auf einer hohen Galerie. Die Dringlichkeit im Tonfall seines Vaters war kaum zu überhören gewesen.
»Was gibt es?«, fragte er. Stirnrunzelnd blickte er hinab zu seinem Vater, der im Zentrum der Halle stand und seltsam alt und verloren wirkte.
Edward LaGrange stieß ein Knurren aus. Die Aufregung ließ ihn teilweise die Kontrolle über seine menschliche Gestalt verlieren. Auf seinen Handflächen zeigten sich bereits dichte rostrote Haarbüschel. Die Zähne hatten zu wachsen begonnen.
»Ich hatte gerade einen Anruf von Valerie«, erklärte LaGrange.
Paul verzog das Gesicht. »Val?«, fragte er. Obgleich sie seine Schwester war, hatte er doch keine allzu hohe Meinung von ihr. Zu sehr schien sie ihm aus der Art geschlagen zu sein.
LaGrange sprach weiter. »Ich weiß nicht, was geschehen ist, aber offenbar wurde sie von Werwölfen angegriffen.« Der Dingo-Patriarch ballte seine krallenbewehrte Faust. »Gillingham hat es auf uns abgesehen«, fuhr er fort, »und es sieht ganz so aus, als würde er jetzt zum offenen Krieg übergehen! Es wird Zeit, dass wir etwas unternehmen. Wir dürfen uns das nicht mehr länger gefallen lassen!«
Paul nickte. Elegant schwang er seinen Körper über das Geländer der Galerie und kam einen Moment später federnd auf dem Hallenboden auf. Er blickte seinem Vater in die Augen.
»Hast du schon einen Schlachtplan?«, fragte er ihn.
LaGrange knurrte. Die Sorge um seine Tochter trat fast in den Hintergrund. Unheiliger Zorn beseelte den alten Patriarchen. »Wir werden ihn und seine räudigen Hunde vernichten. Schon einmal habe ich die Werwölfe aus unserer Stadt vertrieben und heute Nacht wird es genauso sein! Aber zunächst müssen wir herausfinden, wo Valerie ist. Ihr darf nichts geschehen. Egal, was du von ihr denkst, Sohn, sie ist unser Fleisch und Blut und wir dürfen nicht zulassen, dass Gillingham und seine Köter ihr etwas antun.«
Paul nickte. Das sah er trotz seiner Aversion gegenüber der Schwester ganz genauso.
LaGrange fuhr fort. »Du wirst dich mit einem kleinen Trupp auf den Weg machen und zunächst den Gillingham Tower unter die Lupe nehmen. Mit etwas Glück finden wir dort etwas, das uns weiterhilft.«
»Was ist, wenn ich auf Widerstand stoße?«, fragte Paul.
Die Züge des alten Patriarchen versteinerten. »Dann wirst du ihn brechen«, erwiderte er. »Zeig ihnen, dass du mein Sohn und Erbe bist. Die Zukunft des Rudels wird eines Tages in deinen Händen liegen. Erweise dich dieser Verantwortung als würdig!«
Wieder nickte Paul. »Das werde ich«, sagte er knapp.
Ein freudloses Lächeln huschte über die Lippen des alten Werdingos. Er legte seinem Sohn eine Hand auf die Schulter. »Ich weiß«, antwortete er, »und nun komm mit! Ich werde dich nicht ohne geeignete Waffen in den Krieg ziehen lassen. Du erinnerst dich an die Kristalle? Natürlich erinnerst du dich! Mit ihrer Hilfe wird du Gillinghams Köter geradewegs zum Teufel schicken. Komm mit, ich zeige dir, wie sie funktionieren.«
Gemeinsam machten sich Vater und Sohn auf den Weg zum Laboratorium, wo Paul die nötige Ausrüstung erhielt.
»Ich überlasse dir, wie viele Männer du mitnimmst und wie du genau vorgehst«, erklärte Edward LaGrange, nachdem er seinen Sohn im Umgang mit den Kristallen geschult hatte. »Mich interessieren einzig die Resultate!«
Der junge Werdingo drückte seinem Vater noch einmal die Hand. »Was wirst du tun?«, fragte er dann. Natürlich erwartete er nicht ernsthaft, dass sich der alte Patriarch persönlich an den anstehenden Kampfhandlungen beteiligte, dennoch war er neugierig.
»Ich werde hier die Stellung halten und darauf warten, dass sich Gillingham bei uns meldet«, erklärte LaGrange. »Er wird Valerie nicht umsonst entführt haben. Zweifellos will er uns erpressen. Ich möchte hören, was er zu sagen hat und dann weitere Schritte in Erwägung ziehen.«
Paul nickte. »Halt mich auf dem
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