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0964 - Blutfehde

0964 - Blutfehde

Titel: 0964 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Breuer
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hielt es durchaus für möglich, dass Groom mehr über die Stärke von Gillinghams Rudel wusste.
    Gerade als sich der alte Patriarch aus dem Sessel hochstemmen wollte, um seinen Gedanken in die Tat umzusetzen, kündete ein leises Piepsen aus den Lautsprechern seines Computers vom Empfang einer neuen E-Mail.
    Nur unwillig wandte sich LaGrange dem Monitor zu. Sein Blick huschte über den Bildschirm. Als er den Absender der Mail las, spürte er, wie ihm eiskalt wurde.
    Gillingham!
    Das Spiel begann also. LaGrange leckte sich über die Lippen und gab dann die geforderte Empfangsbestätigung, um schließlich die Nachricht zu öffnen.
    Ihr einziger Inhalt bestand aus einer hochauflösenden Bilddatei. Sie zeigte ein rothaariges Mädchen, dass gefesselt auf einem Stuhl saß. Es hielt den Kopf gesenkt, sodass die Haare wild ins Gesicht fielen. Dennoch konnte LaGrange überdeutlich den klaffenden dunklen Schnitt erkennen, der sich über die Wange der jungen Frau zog.
    Der Werdingo schluckte schwer, als er in dem Mädchen seine Tochter erkannte. Was hat dieser Hund ihr angetan?
    LaGrange grub seine Nägel in die Tischplatte. Seine Krallen waren leicht ausgefahren und so hinterließ er tiefe Furchen in dem dunklen Hartholz.
    Während er sich noch bemühte, seine aufwallenden Gefühle unter Kontrolle zu bringen, klingelte das Telefon. LaGrange hatte bereits eine dunkle Ahnung, wer sich am anderen ende der Leitung befand. Umgehend griff er nach dem Hörer.
    »Ja?«, knurrte er.
    »Ich sehe, Sie haben meine Mail gerade erhalten«, antwortete eine vergnügt klingende, ölige Stimme. »Gefällt Ihnen, was Sie sehen?«
    »Gillingham«, brachte LaGrange hervor. »Was haben Sie mit meiner Tochter gemacht?«
    Der Andere kicherte leise.
    »Noch nichts«, antwortete er dann gut gelaunt. »Sie hat es sehr gut bei mir, wie Sie sehen.«
    Nur mühsam gelang es LaGrange, sich zu beherrschen. »Was wollen Sie von mir?«, fragte er dann. »Was soll das alles?«
    »Also schön, kommen wir auf den Punkt«, antwortete Gillingham. »Ich möchte, dass Sie mit Sack und Pack aus Newcastle verschwinden. Diese Stadt ist nicht groß genug für uns beide. Ich habe deshalb ein hübsches, kleines Reservat für Ihr Rudel eingerichtet. Draußen, im Outback. Dort werden Sie eine neue Heimat finden. Natürlich unter meiner strengen Aufsicht!«
    LaGrange verschluckte sich fast. »Ein Reservat?«, echote er ungläubig. »Vielleicht noch in einem Zwinger? Halten Sie uns wirklich für einen Haufen tollwütiger Hunde?«
    »In der Tat, das tue ich«, ließ Gillingham wissen, »und genau aus diesem Grund habe ich bei Larkahn persönlich um die Erlaubnis zur Durchführung meiner Pläne nachgesucht. Er hat sie mir gerne erteilt. Sie wissen wahrscheinlich, dass Sie nicht sonderlich beliebt bei ihm sind.«
    Das wusste LaGrange allerdings. Immer noch stand ihm deutlich vor Augen, was vor fünfeinhalb Jahren geschehen war. Wenn der Albinowolf Gillinghams Aktionen befürwortete, war mit Hilfe von dieser Seite nicht zu rechnen. Für einen kurzen Augenblick wurde dem alten Patriarchen schwarz vor Augen. Alles schien sich gegen ihn verschworen zu haben.
    »Lassen Sie meine Tochter frei!«, bellte er dann in den Hörer. Seine Stimme überschlug sich fast.
    Als Antwort erntete er nur ein weiteres bösartiges Kichern.
    »Ich werde sie gehen lassen, sobald Sie Ihren neuen Wohnsitz bezogen haben, keine Minute früher«, kündigte er an. »Ich bin schließlich kein Idiot. Solange ich ihre Tochter bei mir habe, besitze ich das perfekte Druckmittel, um Sie hübsch nach meiner Pfeife tanzen zu lassen.«
    Zähneknirschend gestand sich LaGrange ein, dass der Andere damit völlig recht hatte.
    Gillingham sprach weiter. »Kommen Sie also nicht auf die Idee, irgendwelche Dummheiten zu machen, klar? Ich werde mich bei Gelegenheit wieder bei Ihnen melden, damit wir die Details Ihres kleinen Umzugs besprechen können.«
    »… bei Gelegenheit?«, fragte LaGrange gedehnt. Er konnte kaum glauben, was er da hörte.
    »Ja, wenn es mir gerade passt«, gab Gillingham trocken zurück. »Sie wissen ja, ich bin ein höchst beschäftigter Mann, da kann ich meine wertvolle Zeit nicht mit Straßenkötern vergeuden! Sie hören von mir!«
    Ein Klicken in der Leitung kündete davon, dass Gillingham kommentarlos das Gespräch abgebrochen hatte.
    LaGrange stierte einen Moment lang fassungslos auf den Telefonhörer, dann schleuderte er ihn mit einem heulenden Aufschrei gegen die Westwand des Salons, wo er mit

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