0964 - Blutfehde
einen Schritt zurück, damit dieser sich erheben konnte. Gemeinsam bewegten die beiden Männer auf die Tür zu.
Noch einmal warf der alte Werdingo einen Blick in die Runde. »Hüten Sie sich, mir zu folgen. Ich würde Ihrem Freund ungern etwas antun, aber wenn Sie mich dazu zwingen…«
Er ließ die letzten Worte unausgesprochen. »Komm«, sagte er stattdessen zu Shado. Im nächsten Moment waren die beiden Männer auf dem Flur verschwunden. Ihre Schritte entfernten sich.
Zamorra wandte sich seinen Gefährten zu. Nicole zog ein Gesicht, als habe sie in eine Zitrone gebissen.
»Und nun?«, fragte sie.
»Fahren wir zum Gillingham Tower «, antwortete der Parapsychologe. »Inspector, ich nehme an, Sie wissen, wie wir dahin kommen?«
»Allerdings«, erwiderte Seagrove trocken. »Sehen Sie mal aus dem Fenster!«
Er deutete in die entsprechende Richtung. Dort konnte Zamorra ein hellerleuchtetes Hochhaus erkennen. Es schien zum Greifen nah zu sein.
»Also schön, auf den Wagen können wir wohl verzichten«, stellte Zamorra fest. »Schlendern wir mal rüber und sehen uns die Sache an!«
***
»Gehen wir rein?«
Paul LaGrange drehte sich im Fahrersitz zu dem Fragenden um, dann schüttelte er den Kopf. »Warten wir noch einen Moment«, erklärte er dann. »Ich möchte ganz sicher gehen, dass wir in keine Falle laufen.«
Er hatte vier Männer mitgenommen, die jetzt bei ihm im Wagen saßen und darauf warteten, endlich zuschlagen zu dürfen. Die dunkle Limousine parkte nur wenige Meter vom Gillingham Tower entfernt auf der anderen Straßenseite.
Von ihrer jetzigen Position aus hatten sie den Zugang zur Eingangshalle des Hauses perfekt im Blick. Viel war dort zu dieser nächtlichen Stunde nicht mehr los. Dennoch wollte Paul lieber abwarten. Trotz der Uhrzeit schien es ihm fast ein wenig zu ruhig zu sein. Fast so, als sei man auf ihr Kommen vorbereitet und würde sie nun aus der Sicherheit des Hauses heraus belauern.
Allmählich zerrte die ganze Situation ganz entsetzlich an Pauls Nerven.
Unvermittelt traf er eine Entscheidung und nickte. »Auf geht's«, sagte er. Schon öffnete er die Fahrertür des Wagens und stieg ins Freie.
Aber schon im gleichen Augenblick blieb der Sohn des Patriarchen wie angewurzelt stehen. Gerade bog nur wenige Meter entfernt eine dreiköpfige Gruppe um eine Straßenecke. Diese Personen hätte er unter Tausenden wiedererkannt. Es handelte sich um den Dämonenjäger Zamorra, seine Gefährtin und diesen neugierigen Polizeibeamten. Der Parapsychologe war schon von Weitem deutlich an seinem blütenweißen Anzug zu erkennen. Was mochte er hier suchen?
Im selben Augenblick erblickte auch Zamorra die Werdingos. Sofort ging Paul in Angriffsposition und stieß ein abwehrendes Knurren aus. Der Parapsychologe machte jedoch keine Anstalten, eine seiner Waffen einzusetzen. Stattdessen gebot er ihm durch eine simple Geste Einhalt.
»Ich bin nicht hier, um mich mit Ihnen zu balgen«, erklärte Zamorra trocken. »Arbeiten wir lieber zusammen! Ihr Vater hat einen meiner Freunde in seiner Gewalt. Er will, dass ich Ihre Schwester da raushole.«
Paul zog eine Augenbraue hoch. »Will er das, ja? Glaubt er nicht, dass ich das allein hinkriege?«
Ein ätzender Ton lag in seinen Worten. Dass ihm sein Vater ernsthaft einen Dämonenjäger an die Seite stellte, wollte ihm nicht in den Kopf.
Zamorra verzog das Gesicht. »Je mehr wir sind, desto bessere Chancen haben wir«, sagte er. »Immerhin haben wir keine Ahnung, mit wie vielen Gegnern wir es zu tun haben.«
Dem konnte sich auch Paul nicht verschließen. Zamorra hatte natürlich völlig recht. Überdies wusste er, dass der Parapsychologe über ein wirksames Waffenarsenal verfügte. Er lenkte also ein.
»Schon in Ordnung«, sagte er. Der Werdingo deutete auf den Eingangsbereich des Towers. »Wir beobachten das Haus schon eine ganze Weile. Bis jetzt scheint alles friedlich dort zu sein.«
Zamorra nickte. »Dann sollten wir reingehen«, schlug er vor. »Vom Herumstehen wird die Nacht auch nicht schöner und ich möchte das hier so schnell wie möglich hinter mich bringen!«
Paul nickte und gab seinen Leuten einen Wink. Diese stiegen nun ebenfalls aus dem Wagen.
»Also, gehen wir«, entschied er.
Die Gruppe blickte sich noch einmal nach allen Seiten um, dann wechselten sie die Straßenseite und bewegten sich auf den Eingang des Hauses zu. Immer noch schien alles verdächtig ruhig.
»Was ist denn hier sonst noch drin untergebracht?«, wollte Zamorra
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