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0964 - Schwingen des Geistes

Titel: 0964 - Schwingen des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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fragte der Junge zurück.
    Maina glaubte ihm nicht. Selbst wenn das Leben auf EDEN II ihn noch so abgeklärt hätte, würde ein zehnjähriger Junge sich ganz anders verhalten. Er war mindestens ein Doppelkonzept, wenn nicht gar ein Tri.
    Vielleicht hatte er sich nur als Einer ausgegeben, um die Lage in Tassuan auszukundschaften.
    Sie wechselte das Thema.
    „Wie hast du das heute morgen mit der unglücklichen Beziehung von Herkas zu Ellert/Ashdon gemeint?" erkundigte sie sich.
    „Herkas war irregeleitet - und vermutlich ist er es noch immer", antwortete der Junge. „Er hat das abtrünnige Doppelkonzept für einen Auserwählten gehalten und aus- seiner Meinung eine Religion gemacht.
    Dabei wissen wir heute, daß Ellert/Ashdons Flucht uns allen sehr geschadet hat. Du wirst schon sehen, was ich meine, wenn du Herkas kennenlernst. Er ist ein Sektierer."
    Da war sie schon wieder, die Anspielung darauf, daß die Konzepte durch den Abgang von Ellert/Ashdon geschwächt worden waren.
    „Ob uns nicht mehr fehlt als dieses eine Doppelkonzept?" sagte Maina.
    Aber Jan nahm dazu keine Stellung. Er begann plötzlich zu jauchzen und lief davon. Maina kam das wie einstudiert vor, als ob er sich darauf besonnen hatte, daß er als Einer eigentlich einen zehnjährigen Jungen zu mimen hatte.
    Er ließ sich von nun an auf keine Diskussionen mehr ein. Auf Fragen über Herkas und seine angebliche Sektiererei gab er bloß alberne Antworten.
    Der Marsch über die Hochebene verlief ohne Komplikationen und forderte Maina auch konditionell nicht viel ab.
    Wenn es nach Jan gegangen wäre, hätten sie die Strecke ohne Unterbrechungen zurückgelegt, aber Maina bestand darauf, gelegentliche Pausen einzulegen. Sie hoffte, bei diesen Gelegenheiten dem Jungen doch einige Informationen herauslocken zu können.
    Doch Jan verschwand einfach, und sie hörte ihn irgendwo in der Ferne herumtollen. Erst wenn sie seinen Namen rief, tauchte er wieder auf, und sie setzten den Marsch fort.
    Während einer dieser Rasten kam er schon nach wenigen Minuten wieder zurück und berichtete atemlos: „Wir haben es bald gesehafft. Da vorne ist ein Felsen, von dem ich das Tal gesehen habe, in dem Herkas mit seiner Freundin lebt."
    Maina machte sich sofort zu dem Felsen auf. Jan zeigte ihr von dort ein schmales Tal, das an seinem Beginn von steilen Schluchten eingeengt war, sich aber dem Horizont zu erweiterte. Die Sonne von Dommerjan war bereits im Abnehmen begriffen, und der Junge erklärte, daß sie Herkas Unterkunft nicht mehr bei Tageslicht erreichen könnten.
    „Wennschon, wir wagen Totzdem den Abstieg", beschloß Maina und blickte den Jungen dabei an. „Was haben wir bei Nacht denn schon zu befürchten?"
    „Nichts", sagte Jan mit unschuldigem Gesicht.
    Maina fühlte sich auf einmal nicht mehr müde. Es spornte sie an, daß das Ziel so nahe war. Aber der Abstieg von der Tassuaner Hochebene war doch beschwerlicher, als sie gedacht hatte. Noch bevor sie das Tal erreichten, brach über der Grenze zu Dommerjan die Nacht herein. Da die Berge die Sonnen von Ikarien und Veron verbargen, wurde es ziemlich dunkel. Zudem fiel noch Nebel ein.
    „Ich finde den Weg auch mit geschlossenen Augen", behauptete Jan und nahm Maina an der Hand. Sie merkte, daß er bei der Berührung wie vor Erregung leicht zu zittern begann. Wie nebenbei fragte er: „Wie viele Bewußtseine besitzt du?"
    „Habe ich dir noch nicht gesagt, daß ich es nicht weiß?"
    „Sind es fünfzig oder mehr?" bohrte Jan weiter. Es klang, als wolle ein kleiner Junge seine Neugierde stillen.
    „Mehr aIs fünfzig bestimmt."
    „Hundert?"
    „Schon möglich."
    Es waren noch mehr; Maina hatte bei zehn Dutzend zu zählen aufgehört. Aber das wollte sie Jan auf einmal nicht verraten.
    „Du mußt sehr weise sein", sagte der Junge beeindruckt.
    Maina mußte unwillkürlich lachen.
    „Ich bin nicht klüger als zuvor. Ja, manchmal ist mir, als wüßte ich sogar noch weniger als am Anfang.
    Damals war ich voll Enthusiasmus und glaubte, wir könnten den Plan der Vollendung im Sturm verwirklichen.
    Aber jetzt ..."
    „Du zweifelst?"
    „Ich bin verunsichert, sagen wir es so. Ich suche nach der Wahrheit."
    Darauf erwiderte Jan nichts. Er hielt Mainas Hand nun fester und führte sie sicher und zielstrebig durch den Nebel.
    „Wir sind gleich da ..."
    Er hatte noch nicht ausgesprochen, als plötzlich ein Schatten aus dem Nebel trat, dem weitere folgten.
    Plötzlich waren sie von einem halben Dutzend Gestalten umzingelt. Es

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