Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0965 - Der Killerbaum

0965 - Der Killerbaum

Titel: 0965 - Der Killerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
erstenmal seit der Entdeckung dieses ungeheuerlichen Vorfalls schrie der Mann auf.
    Sinn hatte es nicht mehr, und Rocco Wilde spürte, wie er angehoben wurde Gleichzeitig hörte er das Lachen des Mannes.
    Totengelächter…
    ***
    Carmen, das Mädchen mit den Rastazöpfen war wieder zurück in den Wohnwagen gegangen, wo sich ihre Kolleginnen bereits umzogen.
    Sie trugen ihre Kostüme, von denen der meiste Stoff sowieso fallen würde. Billiges Glitzerzeug. Im Licht der Bühne allerdings wirkungsvoll aufgepeppt, selbst an den Strapsen schimmerte Straß, so daß diese wertvoll aussahen.
    Es herrschte die übliche Hektik aus überspannter Eile, Nervosität und Stimmenklang.
    Carmen störte sich nicht daran. Sie drückte sich an den anderen vorbei, ging zu ihrem Bett und ließ sich auf der Kante nieder, sehr nachdenklich und zugleich unruhig. Die Unruhe war in ihr. Zwar wies alles auf einen normalen Abend hin, und auch der Auftritt würde sicherlich normal verlaufen, aber da war schon etwas, mit dem sie nicht zurechtkam. Es nagte und bohrte in ihr. Es waren Dinge, die sie sich nicht erklären konnte. Es hing mit ihrem Gefühl zusammen und nicht mit der Rationalität. Es lag im Kopf. Dort lauerte auch der Druck so stark, daß sie ihre Finger gegen die Schläfen preßte.
    Der Lärm um sie herum blieb nach wie vor, aber er hatte sich von ihr entfernt. Sie wollte ihn nicht hören. Er glitt immer weiter weg. Er war einfach nicht zu packen. Eine Geräuschkulisse, mehr nicht.
    Carmen interessierte überhaupt nicht mehr, was ihre Kolleginnen sagten oder sprachen. Nur das Lachen störte sie, weil es sich oft unnatürlich anhörte.
    Selbstverständlich dachte sie über ihren Zustand oder ihre Veränderung nach. Einen triftigen Grund aber konnte sie nicht herausfinden. Es gab einfach nichts, an dem sie sich hätte aufrichten können. Alles lief in das nichts hinein, wie ein Fluß, dessen Wasser immer schneller und schneller floß.
    Erst als ihr jemand zweimal auf die Schulter tippte, erwachte Carmen aus ihrer Starre. Sie schaute hoch und sah, daß Julia neben sie getreten war.
    »He, Carmen, was ist los?« Julia hatte den rechten Arm nach unten gestreckt und spielte mit den Rastazöpfen.
    Carmen lächelte nur müde.
    »Sag schon, bist du krank?«
    »Nein, das nicht.«
    »Aber?«
    »Ich weiß es auch nicht. Ich fühle mich nicht wohl, ohne dabei direkt krank zu sein.«
    »Verstehe ich nicht.«
    »Ich auch nicht.«
    Julia runzelte die Stirn. Sie sah völlig verändert aus. Normalerweise trug sie das blonde Haar kurz. Für ihren Auftritt jedoch hatte sie sich die Perücke aufgesetzt. Ein ebenfalls blondes Haarteil, eine wuchtige Mähne, die zudem noch hochtoupiert war und die ihren Kopf extrem unnatürlich umgab, was aber die betrunkenen Gaffer nicht störte. Sie fanden Julia super. Hinzu kam das rote Korsett mit den schwarzen Biesen und den Strapsen, an denen die schwarzen Nylons mit der dunklen Naht befestigt waren. »Willst du heute nicht auftreten, Carmen?«
    »Doch, ich möchte.«
    »Das scheint mir aber nicht so. Sonst bist du als erste fertig, die uns auch immer antreibt. Jetzt hockst du hier wie eine Fremde. Damit komme ich nicht zurecht.«
    »Ist auch nicht weiter tragisch«, sagte Carmen. »Jede hat mal einen schlechten Tag.«
    »Den können wir uns nicht erlauben.«
    »Ich weiß.«
    »Willst du denn mitkommen?«
    Sie hob die Schultern.
    Julia setzte sich neben sie. Die anderen hatten ebenfalls gesehen, daß etwas nicht stimmte. Sie warfen den beiden Mädchen hin und wieder scharfe Blicke zu, aber sie stellten keine Fragen. Jede von ihnen machte mal so etwas durch. Da hatten die anderen wirklich Verständnis für ihre Kollegin.
    »Warum, Carmen?«
    Die Angesprochene hob die Schultern. »Warum, Julia? Eine gute Frage, ehrlich. Ich kann sie dir auch nicht genau beantworten, aber ich weiß, daß es etwas gibt, mit dem ich nicht zurechtkomme, wenn du verstehst, was ich meine.« Sie winkte ab. »Quatsch, ich rede Unsinn. Du kannst nichts verstehen.«
    »Ehrlich gesagt, ja. Hängt es mit Rocco zusammen?«
    Carmen schürzte die Lippen. »Indirekt schon. Im Prinzip aber ist es etwas anderes.«
    »Und was?«
    »Ich kann darüber nicht reden.«
    »Warum denn nicht?« Julia wurde leicht sauer und rückte etwas von Carmen ab. »Vertraust du mir nicht? Wir haben doch oft über gemeinsame Sorgen gesprochen.«
    »Das weiß ich alles.«
    »Dann verstehe ich nicht, weshalb du dich jetzt so anstellst. Tut mir wirklich leid.«
    Carmen seufzte.

Weitere Kostenlose Bücher