0965 - Die Sporenschiffe
übel", brachte Hamillers Assistent hervor. „Ich habe Angst vor der Tiefe ..."
„Unsinn", sagte Bull. „Sie können ja kaum zehn Meter weit sehen. Alles nur Einbildung. Denken Sie lieber daran, daß Sie auf Ammon Gelegenheit haben werden, sich Ihren geheimsten Wunsch zu erfüllen."
„Dreißig Kilometer", erklang Defoelds Stimme in Bulls Kopfhörern. „Eine solche Länge wird das Ammoniak-Gebirge erreichen. Der Countdown läuft."
„Und die Entfernung?" erkundigte sich Bull.
„Tausend Kilometer", antwortete Defoeld. „Aber die MEGALIS ist auf Kollisionskurs gegangen. Wir nähern uns rasch. Außerdem werden wir Sie ferngesteuert ins Zielgebiet bringen. Das war doch so abgemacht."
„Alles klar", sagte Bull und betrachtete die schwankende Rückansicht von Tobias Doofy. „Wir lassen uns bis in die unmittelbare Nähe des Ammoniak-Kollektivs leiten, dann übernehmen wir selbst."
„Au!" rief Doofy aus. „Ich bin ins Sitzfleisch gestochen worden."
„Kein Grund zur Aufregung", meldete sich die Stimme von Doc Malloy. „Der Kampfanzug hat Ihnen nur eine Beruhigungsspritze verpaßt. Bald werden Sie frei von jeder Höhenangst sein und Ihre wahre Freude am Fliegen haben. Vergessen Sie nicht, daß Sie in der Ammon-Atmosphäre Ihre geheimsten Wünsche verwirklichen können."
„Warum hackt denn ein jeder auf meinen geheimsten Wünschen herum", sagte Doofy erbost. „Die gehen nur mich etwas an."
Bull erlaubte sich ein Schmunzeln. Was Doofy für seine „geheimsten Wünsche" hielt war in Wirklichkeit eine Suggestion des Hypnoschulers. Und natürlich waren alle an Bord der MEGALIS informiert, nur Doofy selbst besaß keine Erinnerung mehr über Sinn und Zweck der Hypnoschulung.
Ihm war einsuggeriert worden: Du suchst den Kontakt mit den Ammoniern, weil es dein sehnlichster Wunsch ist, in ihr Lebenskollektiv einzugehen. Du weißt, daß dies möglich ist, denn der in die Kristalle eingeschlossene Fötus ist der Beweis dafür. Du strebst danach, auf dieselbe Art mit den Ammoniern eine Symbiose einzugehen. Nur deshalb verläßt du die Sicherheit deines Schiffes und suchst den Kontakt.
Natürlich hatte sich Doofy anfangs gesträubt, sich eine falsche Erinnerung einpflanzen zu lassen. Sein Argument war, daß er ja dann keinen effektiven Nutzen von dieser Expedition haben würde. Auf Doofys Frage, warum sich denn nicht er, Bully, eine Behandlung mit dem Hypnoschuler aussetze, hatte Bully jedoch mit einem noch stichhaltigeren Argument antworten können.
Er selbst war nicht nur Aktivatorträger, was allein schon seine psychische und physische Widerstandskraft potenzierte, sondern er war zudem noch mentalstabilisiert und deshalb vor einer parapsychischen Beeinflussung relativ sicher.
Doofy mußte das einsehen und sich in sein Schicksal fügen. Die Erinnerung an diese Episode war ihm natürlich gelöscht worden. Darum verstand er auch nicht, warum alle auf seine „geheimsten Wünsche" anspielten.
„Achtung!" meldete sich Defoeld „Zehn vor Zero löschen wir den Schutzschirm. Gleichzeitig erfolgt die Fernzündung eurer SkaphanderTriebwerke."
„Wie fühlen Sie sich, Doofy", erkundigte sich Bull.
„Ich kann es kaum erwarten."
Der Schutzschirm der MEGALIS fiel zusammen, und ein Orkan schlug ihnen entgegen. Gleichzeitig sah Bull, wie Doofy in seinem Kampfanzug erschüttert wurde, als das Impulstriebwerk ansprang.
„Stoßen Sie sich ab, wie Sie es im Training gelernt haben", verlangte Bully. Doofy gab sich einen Ruck, ohne sich jedoch von der Stelle zu rühren.
„Ich kann nicht, ich klebe förmlich fest", ließ er Bully wissen.
„Das haben wir gleich", versicherte Bully und löste die Magnethalterung. „Jetzt! „ Aber dieser Aufforderung bedurfte es erst gar nicht. Eine Turbulenz erfaßte den Wissenschaftler in seinem Skaphander und wirbelte ihn in den Nebel hinein. Bully verfolgte seinen trudelnden Flug auf der Ortungsleiste seines Helmes und sprang ihm nach.
„Eins - Zero!"
Bull war, als bekäme er einen seitlichen Schlag, der ihn meilenweit abtrieb. In Wirklichkeit wirkte dieser Schub jedoch dem atmosphärischen Orkan entgegen und brachte ihn auf Kurs. Das Diagramm des Flugschreibers in seinem Helm verriet, daß er sich relativ geradlinig fortbewegte.
Die MEGALIS war schon weit zurückgefallen. Dafür tauchte Doofy vor ihm auf. Als Bull ihm auf hundert Meter nahe gekommen war und ihn auch optisch ausmachen konnte, koppelte Defoeld die Fernsteuerung beider Skaphander, und sie flogen in gleichbleibendem
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