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0965 - Die zweite Unendlichkeit

0965 - Die zweite Unendlichkeit

Titel: 0965 - Die zweite Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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Reaktion hatte er von Ben erwartet.
    Dann legten sich die Hände des Burschen um seinen Hals und drückten zu!
    Das Gesicht des jungen Campbells war nun keine zwei Zentimeter von seinem eigenen entfernt. Das aggressive Funkeln in den Augen des Amerikaners war ein loderndes Feuer geworden, und der Zorn ließ seine ehemals sanften Züge regelrecht fratzenhaft wirken. »Ich bring dich um«, flüsterte Ben. Spucke flog von seinen bebenden Lippen. »Wenn du sie auch nur anschaust, nur an sie denkst, bring ich dich um. Das schwör ich dir.«
    Kyrgon sah bunte Flecken vor den Augen und begriff, dass das an der Atemnot liegen musste. Seine Lunge rebellierte. In seinen Ohren hörte er Blut rauschen und den panischen Schlag eines verzweifelt pumpenden Herzens. Die Erfahrung war faszinierend und neu.
    Dann war plötzlich diese Duval da. Sie schob sich zwischen Ben und ihn, und bugsierte den jungen Campbell von ihm fort. »Lassen Sie's«, sagte sie dem Burschen, mit sanfter Verständnisstimme. »Das haben Sie nicht verdient, Ben. Das sind nicht Sie.«
    »Was? Jemand, der seine Schwester beschützt? Das soll nicht ich sein?« Er wand sich aus ihrer Berührung, als sei sie eine riesige Beleidigung. »Sie kennen mich doch gar nicht!«
    Duval blieb ganz ruhig. »Ich kenne Sie gut genug, zu wissen, dass Sie kein Mörder sind. Und Sie wissen, dass wir einander brauchen, wenn wir dieses Spiel gewinnen wollen. Ob wir uns mögen oder nicht. Wir brauchen uns wegen unserer individuellen Talente.«
    Ben schluckte, rang mit den Händen, kämpfte um seine Beherrschung. Und Kyrgon stand nur da und grinste.
    »Wir brauchen uns«, wiederholte die Duval, als sei es ein Mantra. »Jedes unserer Talente ist wichtig.«
    »Das hat dem Schlitzauge ja richtig viel gebracht«, knurrte Kyrgon.
    Nicole warf ihm einen Blick zu, der auf die Liste der geächteten Massenvernichtungswaffen gehörte. Doch sie sagte nichts mehr. Niemand von diesen Schwachmaten tat das. Nicht zu ihm. Sie standen alle nur da, auch Zamorra, Smith und die Kleine, und starrten ihn an wie den Behinderten am Familientisch, der pünktlich zum Weihnachtsessen in die Hose schiss und dann noch stolz darauf war.
    Beute. Alles nur Beute.
    Kyrgon grunzte, zuckte mit den Schultern und wandte sich ab. Er war nicht hier, um Freunde zu gewinnen, also brauchte er die Idioten auch nicht. Im Gegenteil: Er würde applaudieren, wenn dieses Haus sie erledigte.
    Als das Geräusch erklang, blieb er reglos stehen. Was war das? Ein lauter Summton hallte von den Wänden wider und schien aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen. Auf und ab ging das Signal, eine akustische Welle. Verwirrt hob der Jäger den Kopf, als könne er so Witterung aufnehmen.
    Und tatsächlich: Mit einem Mal ließ der Lärm nach, und eine Richtung kristallisierte sich heraus. Ein Ursprung.
    »Das kommt von draußen«, sagte Zamorra, der im Nu an der geschlossenen Tür des Schankraumes war und das Ohr ans Holz presste. »Von rechts. Irgendwo den Gang hinunter muss die Quelle dieses Geräuschs sein. Ben, Ellie, können Sie etwas erlauschen ?«
    Die Campbells schüttelten den Kopf. »Völlige Fehlanzeige«, antwortete Ellie. Sie wirkte so verwirrt, wie sich alle fühlten.
    »Eins ist jedenfalls sicher«, sagte Nicole Duval und hob die Hand, als wolle sie auf den Sirenenton zeigen. »Irgendwo hier passiert etwas. Irgendwo gibt es einen Grund für diesen Lärm. Wenn ihr mich fragt, sollten wir der Sache auf den Grund gehen.«
    Willoughby Smith nickte. »Ich stimme Miss Duval zu. Wir werden dieses Spiel nicht gewinnen, indem wir hier sitzen und Däumchen drehen. Lassen Sie uns einen Einsatz machen.«
    »Und die Spinnen?«, fragte Zamorra. »Die Fallen? Mr. Smith, der Einsatz, von dem Sie da sprechen, ist unser aller Leben!«
    » No risk, no fun« , knurrte Kyrgon. Ohne die anderen auch nur eines Blickes zu würdigen, öffnete er die Tür und trat auf den Flur.
     
    Kapitel 7: Leviathan
    Feuer.
    Gestank.
    Schmerz.
    Er ist…
    … Sid Amos und ehemaliger Fürst der Finsternis. Sein Wort ist Gesetz und sein Wille stärker als der stärkste Gegner. Sein Alter ist Legion.
    … Lucifuge Rofocale, und sein Intellekt wird höchstens noch von seiner Skrupellosigkeit übertroffen. Seine Haut ist ledrig braun, seine Hörner so spitz und scharf wie sein Verstand. Menschenleben bedeuten ihm nichts, warum auch? Sie sind endlich, austauschbar.
    … LUZIFER und regiert hinter einer Wand aus immerloderndem Feuer. Ihm ist die Hölle, die Macht und die

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