Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0965 - Die zweite Unendlichkeit

0965 - Die zweite Unendlichkeit

Titel: 0965 - Die zweite Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
Vom Netzwerk:
weg!«, rief Zamorra Nicole über das Tosen hinweg zu, das der Albinowurm verursachte. So sehr der Professor es auch versuchte, gelang es ihm nicht, dem Ungeheuer mittels des Dhyarras den Garaus zu machen. Irgendwie hatte der Sternenstein eine Ladehemmung, anders konnte der Meister des Übersinnlichen es sich nicht beschreiben. Ausgerechnet jetzt.
    Nicole nickte. Ihr Gesicht war schweißüberströmt, aber von Effizienz und Konzentration geprägt. »Wohin? Der Ausgang ist zu.«
    Abermals schoss das Monstrum aus dem Totenboden, keinen halben Meter neben ihr! Nicole taumelte, als die Leiber, auf denen sie stand, dem Druck der Bewegung nachgaben, und fiel bäuchlings hin. Die Laterne flog ihr aus der Hand und landete irgendwo neben ihr, wo sie klirrend zerbrach. Staubtrockener Kleidungsstoff und alte Haare fingen Feuer.
    Nicole reagierte sofort. Mit der Geistesgegenwart einer geschulten Kämpferin rollte sie sich zur Seite, winkelte die Beine an und sprang hoch - weg von dem Ungetüm. Es setzte ihr nicht nach.
    Weil es mit uns spielt , begriff Zamorra. Es hätte uns längst erledigen können, wie bei Smith. Aber es lässt es, bisher zumindest.
    Ein Katz-und-Maus-Spiel. Und die Menschen waren die Mäuse.
    Oder wartet es auf etwas?
    Die Frage war kaum in seinen Gedanken entstanden, als ein gleißend helles Licht den Professor blinzeln ließ! Aus den Augenwinkeln sah er, wie die hintere Kellerwand - die mit der Stiege, auf der Kyrgon und die Campbells noch immer zu fliehen versuchten - plötzlich glühte wie ein heißes Eisen auf einem Amboss. Und in ihrer Mitte öffnete sich die Welt !
    Es war die Asiatin. Zamorra erkannte sie sofort, auch wenn er in all dem Leuchten nur Umrisse ihres Körpers ausmachen konnte. Die erstickte Frau schwebte mitten in dem Licht, flach auf dem Rücken liegend und wie von unsichtbaren Händen getragen, und kam immer näher.
    Die drei auf der Treppe hielten reglos inne, beobachteten voller Entsetzen das Geschehen. Auch Zamorra und Nicole hielten den Atem an.
    Und der Wurm schoss vor! Wie ein Raubtier, das zum Todesstoß ansetzt, schoss das scheinbar unendlich lange Ungetüm weiter aus den Leichenfluten heraus und auf die schwebende Tote zu, das Maul weit geöffnet. Zamorra war, als würde es eins mit dem Licht, bildete eine Einheit, bis sich die Kiefer des bizarren Wesens um die arme Verstorbene schlossen. Sowie die Asiatin im Rachen des Kellermonstrums verschwunden war, verschwand auch das Licht, als wäre es nie da gewesen. Die Show war vorbei, welchen Sinn sie auch gehabt hatte.
    Oder?
    »Schnell.« Zamorra spürte Nicoles Hand an seinem Arm und merkte erst da, dass die magische Kuppel nicht länger existierte. Sie schien vor der Energie kapituliert zu haben, die die Leiche hierher getragen hatte. »Raus hier. Zur Treppe. Ich weiß nicht, warum, aber irgendetwas sagt mir, dass die Party hier gerade erst beginnt.«
    Ihre Worte waren nahezu prophetisch. Mit einem Mal begann der Leib des Wurms zu glühen, wie es vorher die Wand getan hatte. Gleißend hell wurde das Ungetier, eine scheinbar endlose Glühröhre aus unheiligem Fleisch, die tief in dem Gewirr ihrer Opfer steckte. Das Summen, das die Gefährten hergeführt hatte, setzte wieder ein, und nun war Zamorra auch klar, woher es gekommen war: von dem Wurm selbst.
    Es war das Geräusch - ja, von was? Der Verdauung? Der Verarbeitung dessen, was dieses Monstrum gefressen hatte?
    Zu einfach , dachte er und registrierte nur beiläufig, dass seine magische Schutzkuppel den Dienst aufgab. Warum die Mühe, wenn es nur um Nahrung geht?
    Dann riss Nicole der Geduldsfaden. Sie packte Zamorra am Arm und riss ihn, der noch gedankenverloren auf das unfassbare Schauspiel starrte, einfach mit sich.
    ***
    »Was geschieht hier?«, knurrte Kyrgon. »Verflucht, Sie sind doch der Experte für diesen Scheiß. Sagen Sie was, Mann!«
    Zamorra schluckte. Er und Nicole hatten die Treppe ungehindert erreicht - und zu ihrer aller Überraschung hatte sich die Luke mühelos öffnen lassen, sowie alle Überlebenden des Ausflugs wieder auf den Stufen gestanden hatten.
    Nun hockte die dezimierte Gemeinschaft wieder im Erdgeschoss, in einer hoffentlich sicheren Nische zwischen zwei Mauervorsprüngen, nicht weit von der Stiege entfernt, und versuchte, einen Sinn im soeben Erlebten zu finden. Alles war momentan besser, als gleich wieder den nächsten Raum aufzusuchen. Doch sie flüsterten, um die Aufmerksamkeit der Spinnen nicht unnötig zu wecken.
    »War das eine weitere

Weitere Kostenlose Bücher