0966 - Der Weg des Jägers
verlockend duftenden Kuchens.
Knudsens Stirn lag in tiefen Falten.
»Sowas aber auch«, murmelte er. »Aber warum sollte dieser Dämon mich ermorden?«
Der Professor wunderte sich, dass der Mann die Existenz von Schwarzblütern ohne erkennbare Skepsis akzeptierte.
»Ich habe gehofft, das könnten Sie uns sagen. Kommt Ihnen der Name Zaatuur bekannt vor?«, fragte Nicole.
Knudsen schüttelte den Kopf. »Noch nie gehört.«
»Der Brandfleck in Ihrem Wohnzimmer stand in seinen Diensten. Hat Dylan diesen Namen bei seinem Besuch erwähnt?«
»Nein. Wieso fragen Sie?«
»Ich dachte, vielleicht ist er diesem Zaatuur auf die Füße getreten. Das erklärt aber noch nicht, warum er Sie aus dem Weg schaffen sollte. Ist in der letzten Zeit sonst etwas Ungewöhnliches passiert?«
»Außer dass Ihr Freund mich vor ein paar Tagen aufsuchte? Zwei Franzosen haben in meinem Wohnzimmer einen Dämon vernichtet. Aber ansonsten? Nein, nichts.«
Zamorra verschluckte sich beinahe an seinem Kuchen. Dieser Knudsen gefiel ihm. »Womöglich hat es mit diesem Zaatuur auch gar nichts zu tun. Hat Dylan Ihnen den Grund für seinen Besuch genannt?«
»Es ging um ein Armband. Er wollte mehr darüber herausfinden.«
»Hat er es Ihnen gezeigt?«
Knudsen zögerte einen Augenblick. Dann nickte er erneut. »Hat er. Ein Stück Stoff mit schwarzen Symbolen darauf. Er hat mir damit vor der Nase herumgewedelt. Immer wieder hat er es während unseres Gesprächs aus der Hosentasche gezogen und angestarrt. Ich habe das Ding sofort erkannt.«
Zamorra stutzte. »Sie kennen es?«
»Es gehörte einem Mann namens Jo Steigner.«
»Das wissen wir«, sagte Nicole. »Das ist aber auch das Einzige! Offenbar hat Dylan mit Ihnen tatsächlich eine heiße Spur gefunden.«
Knudsen lächelte verlegen. »Ich fürchte, da muss ich Sie enttäuschen. Genau wie Ihren jungen Freund.«
»Am besten erzählen Sie uns das Gleiche wie Dylan. Vielleicht finden wir so eine Spur von ihm.«
Der ehemalige Polizist schien mit sich zu kämpfen. »Das fällt mir nicht leicht. Schon der Anruf von Kommissar Saal hat mich aus dem Gleichgewicht gebracht. Nicht nur, dass er meine Zeitpläne durcheinandergewirbelt hat, sondern…«
»Ihre Zeitpläne?«, unterbrach Zamorra. »Wie das?«
»Ich wollte meine Schwester besuchen. Tatsächlich komme ich gerade erst von ihr zurück.«
»Was für ein Glück, dass Sie hingefahren sind. Nicht auszudenken, wenn der Dämon Sie hier schutzlos angetroffen hätte.«
»Ganz recht!«, sagte Knudsen mit heiserer Stimme. Er nahm schnell einen Schluck Kaffee.
»Sie meinten, der Anruf habe Sie aus dem Gleichgewicht gebracht«, erinnerte Nicole.
»Was? O ja, richtig. Kollege Saal bat mich, Dylan zu empfangen. Er wollte mit mir über einen Fall sprechen, der…«
Der Ex-Polizist unterbrach sich, als müsse er gegen aufsteigende Erinnerungen ankämpfen.
»… lange zurückliegt. Ich hatte mir geschworen, nie wieder über die damaligen Geschehnisse zu reden. Ich hatte gewiss nicht vor, diesen Schwur zu brechen. Dennoch erklärte ich mich bereit, meine Abreise um einen oder zwei Tage zu verschieben. Ich kann mir selbst nicht mehr erklären, warum. Herr McMour erschien am nächsten Tag und wirkte trotz seines freundlichen Auftretens und guten Benehmens sehr aufgeregt. Und er hatte etwas an sich, das… Ich weiß auch nicht. Ich kann es kaum beschreiben. Plötzlich hatte ich den Eindruck, dass es enorm wichtig wäre, ihm alles zu erzählen.«
Er schluckte hart. Zamorra glaubte, Tränen in seinen Augen zu entdecken.
»Es war extrem schmerzhaft, mir alles noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. Aber ich tat es. Und schwor mir danach, dass es das letzte Mal gewesen sein sollte. Doch nun erscheinen Sie und verlangen das Gleiche wie Ihr Freund.«
Knudsen lachte auf.
»Und was soll ich sagen? Auch Sie haben diese eigenartige Ausstrahlung, die mich überzeugt, Ihnen helfen zu müssen. Jo Steigner hatte mir ein ähnliches Gefühl vermittelt, als ich ihn kennenlernte.«
Zamorra vermutete, dass der Ex-Polizist unbewusst wahrnahm, dass der Professor und Nicole vor Erlangung der Unsterblichkeit Auserwählte gewesen waren. Genauso wie Dylan McMour.
»Ich mute Ihnen das wirklich nur sehr ungern zu«, sagte er. »Aber Sie haben recht. Es ist enorm wichtig.«
Knudsen seufzte. »Na schön«, meinte er.
Und begann zu erzählen.
***
Vergangenheit
Günther Knudsen saß am Tresen des Sancho Pansa , einer Kneipe, um die er sonst einen großen Bogen machte. Doch heute
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