0966 - Der Weg des Jägers
grünlicher Gallert, tropfte auf das Parkett und verbreitete einen widerlichen Geruch.
Zamorra nickte zufrieden. »Wer ist dein Herr?«
Der Gestaltwandler schwieg einen Moment und schien mit sich zu ringen, ob er die Frage beantworten durfte.
Der Professor verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. »Wer ist dein Herr? Sprich, oder ich bereite dir Qualen, gegen die dir die Feuer der Hölle wie ein laues Lüftchen vorkommen.«
Ein aggressives Zischen erklang. Unbewusst spannte Zamorra die Muskeln an. Er wusste, dass Dämonen bisweilen zu Verzweiflungstaten neigten und auch aussichtslose Attacken starteten, wenn sie keinen anderen Ausweg mehr sahen.
»Zzzaatuur… geliebter Zzzaatuur… er ist mein Herr und Meister…«
Zaatuur! Zamorra hatte diesen Namen noch nie gehört oder gelesen. »In Ordnung! So kommen wir doch voran. Nächste Frage: Warum bist du hier?«
Ein erneutes Zischen drang dissonant aus dem riesigen Maul. Dieses Mal filterte Zamorras Gehör die Worte wesentlich schneller aus dem Tönetumult heraus.
»… hat mich gezzzwungen.« Ohne aufgefordert zu werden, berichtete der Dämon weiter. »Ich sssollte Knudsssen töten… kam hierher… verschaffte mir Zzzutritt… doch dasss Opfer war nicht da… alssso wartete ich…«
»Aha! Als ich klingelte, hast du aus Neugier einen Blick riskiert. Doch wir haben dich entdeckt und du hast befürchtet, dass ich mit Verstärkung zurückkehren oder Knudsen warnen könnte. Also hast du menschliche Gestalt angenommen und uns hereingelassen. Richtig?«
Zamorra erhielt keine Antwort. Stattdessen erklang abermals das Zischen. Wie bei einem Echo fiel es von verschiedenen Seiten des Raumes auf ihn zurück. Ein eisiger Hauch kroch über den Rücken des Parapsychologen.
»Zzzaatuur… Herr… Meissster… starke Hand, die mich führt… vergib deinem verräterischen Diener, dasss er ssso schwach war…«
Plötzlich peitschten die Tentakelarme des Dämons umher. Die Klauen an ihren Enden öffneten und schlossen sich in wilder Folge. Das Zischen wurde immer lauter und intensiver.
»Vergib deinem schwachen Diener… vergib ihm… Zzzaatuur…«
Zamorra blickte Nicole fragend an, doch er erntete nur ein Achselzucken.
Diese Unaufmerksamkeit machte sich der Widerling zunutze. Er sprang auf und warf sich auf Merlins Stern . Der Professor wollte die magische Entladung noch zurückhalten, doch es gelang ihm nicht. Das Amulett flammte silbrig auf.
Eine unsichtbare Faust traf Zamorra in die Magengrube und schleuderte ihn zurück.
Der Dämon brüllte, während knisternde Energieentladungen hell über seinen Leib flossen und Flammen aus ihm hervorbrachen.
»Vergib deinem Diener… vergib miiiiiiiiiiir…«
Ein letzter Schrei, dann schoss eine Flammenlohe der Decke entgegen und erlosch noch im selben Augenblick.
Zamorra starrte benommen auf die Stelle, an der sich ein pechschwarzer Brandfleck inmitten des ansonsten makellosen Parkettbodens zeigte.
Nicole trat neben ihren Liebsten und ging in die Knie. »Alles in Ordnung?«
»Alles bestens«, antwortete er.
»Vielleicht abgesehen von dem Umstand, dass Sie meinen Fußboden versaut haben!«, erklang eine Stimme vom Eingang des Raums.
Sie blickten zur Tür und sahen einen älteren Mann mit eisgrauen, kurz geschnittenen Haaren. Er trug einen dunklen Mantel - und hielt einen kurzläufigen Revolver auf sie gerichtet.
»Gestatten Sie mir drei Fragen. Wer sind Sie? Was ist hier eben passiert? Und wer zum Geier wird für den Schaden aufkommen?«
***
Die Situation entspannte sich schneller, als Zamorra gedacht hätte. Er und Nicole stellten sich vor und erwähnten Dylan McMour.
»Ach, Sie kennen ihn?«, fragte der Neuankömmling.
»Wir sind Freunde von ihm. Wir haben seit einiger Zeit keinen Kontakt mehr zu ihm und machen uns Sorgen.«
Der Alte musterte die beiden eingehend. Er nickte kurz und ließ die 38er Smith & Wesson verschwinden.
»Ich bin Günther Knudsen! Ihr Bekannter war bei mir. Ein netter junger Mann!« Er deutete auf den schwarzen Brandfleck am Boden. »Aber würden Sie mir jetzt mal genau erklären, was hier passiert ist?«
Der Professor berichtete, was in den letzten Tagen geschehen war und kam schließlich zu ihrer Auseinandersetzung mit dem Dämon.
Inzwischen öffnete der Polizist im Ruhestand einige Fenster, um im Wohnraum durchzulüften. »Kommen Sie mit in die Küche. Da gibt es Kaffee, Butterkuchen und deutlich bessere Luft!«
Als Zamorra seinen Bericht beendete, griff er nach einem Stück des
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