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0966 - Der Weg des Jägers

0966 - Der Weg des Jägers

Titel: 0966 - Der Weg des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich und Stefan Albertsen
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sich nicht zu sorgen, der kann auf sich aufpassen, aber…«
    Wieder unterbrach er sich.
    »… ich weiß nicht, ob ich Sie so ohne Weiteres… Leon ist da etwas eigen. Mein Bruder lebt sehr zurückgezogen und…«
    »Könnten Sie ihn nicht einfach anrufen und fragen, ob wir uns treffen können? Egal wo, nur bald muss es sein.«
    Der Blick des Dicken pendelte zwischen Nicole und Zamorra hin und her. Nach einigen bangen Augenblicken nickte er.
    »Okay. Warten Sie hier.«
    Der Verkäufer durchquerte den Verkaufsraum und stieg eine gewundene Holztreppe empor, die vermutlich zum Büro führte.
    »Hat der hier unten kein Telefon?«, flüsterte er Nicole zu.
    Die zuckte mit den Schultern. »Merkwürdige Type. Scheint mir ein bisschen… na ja…« Sie kreiste mit dem Zeigefinger neben der Schläfe. Dann wanderte sie an den Bücherregalen vorbei und musterte die Rücken der Schmöker. »Einiges ist echter Müll, anderes gar nicht mal schlecht.«
    Zamorra blickte unterdessen auf das Bild von Dylan. Er entsann sich noch gut dieses Abends. Einer von viel zu wenigen. Ein feudales Abendessen mit Rhett, Anka und Lady Patricia. Am rechten Bildrand war der Erbfolger deutlich zu erkennen. Er hatte sich von hinten an den Schotten herangeschlichen, um mit Zeige- und Mittelfinger »Hasenohren« zu bilden.
    Der Meister des Übersinnlichen schluckte. Die Aufnahme erinnerte ihn daran, welch furchtbarer Schicksalsschlag nur kurze Zeit später sie alle erschüttert hatte. Rhett hatte unter dämonischem Einfluss Lady Patricia getötet und sich in seinem Schmerz mit Anka auf Llewellyn-Castle zurückgezogen. [3]
    Wie es ihm im Moment wohl ging?
    Zamorra hatte von Rhett und Anka nichts mehr gehört, seit sich der Erbfolger ausgebeten hatte, in Ruhe gelassen zu werden.
    Er seufzte, steckte das Handy wieder ein und vernahm ein überraschtes Autsch von Nicole. Mit der rechten Hand fasste sie sich in den Nacken und starrte ihm mit glasigem Blick entgegen.
    »Chérie…« Mehr sagte sie nicht, denn urplötzlich gaben ihre Beine nach.
    Sie kippte nach vorne, riss einige Bücher mit sich und schlug auf dem Boden auf.
    Der Parapsychologe wollte sich zur Seite werfen, um kein Ziel zu bieten. Zu spät. Ein Sirren, dann ein stechender Schmerz am Hals. Die Welt verschwamm.
    Sein Blick fiel auf die Treppe und den dicken Verkäufer. Mit beiden Händen presste er einen länglichen Gegenstand gegen die Lippen.
    Blasrohr , dachte Zamorra und betastete mit tauben Fingern einen kleinen Pfeil am Hals. Dann sackten ihm die Beine weg und er stürzte in einen pechschwarzen Schlund.
    ***
    Schmerz!
    Wie Lava fraß er sich in Muskeln und Knochen, knetete Eingeweide durch und rief seinen treuen Begleiter Brechreiz auf den Plan.
    Blitze schossen über Dylans Sehnerven in sein Schmerzzentrum und malträtierten ihn zusätzlich. Er stöhnte auf!
    Dann ein Geräusch!
    Tack!
    Es klang kurz, hart, gefolgt von einem widerlichen Schmatzen. Eine Assoziation wollte in Dylans Bewusstsein aufsteigen, verhedderte sich jedoch im Schmerz.
    Er öffnete die Augen!
    Oder besser, er öffnete das linke. Das rechte schien unter einem feuchten Kissen begraben zu sein. Allein der Versuch, die geschwollenen Lider auseinander zu bekommen, ließ ihn abermals aufstöhnen.
    Wo bin ich?
    Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren. Die Versuchung, sich ins Vergessen zurückfallen zu lassen, war beinahe übermächtig.
    Tack!
    Zwielicht umgab ihn. Im Hintergrund ein grünliches Schimmern und… Kästen? Nein, Käfige.
    Dylan schloss das Auge.
    Kälte kroch ihm durch die Glieder und ließ seine Kiefer klappern. Und mit der Kälte kehrte die Erinnerung zurück.
    Ich bin immer noch bei ihm.
    Er versuchte sich zu drehen, doch es gelang ihm nicht. Er lag wie festgeschweißt auf der harten Pritsche.
    Das Denken löste erneut Schmerzen aus. Wenn es ihm möglich gewesen wäre, hätte er sich gekrümmt, doch er blieb regungslos liegen. Sollte er sich überhaupt die Mühe machen, bei Bewusstsein zu bleiben?
    Tack!
    Wieder dieses Geräusch. Die Assoziation mit… mit…
    Er kam nicht drauf.
    Was war nur geschehen?
    Die Erinnerungen wurden deutlicher und formten sich vor seinem geistigen Auge immer klarer aus. Die SMS an Zamorra, das Gespräch mit Günther Knudsen, die Fahrt nach Schleswig zum MagiCorner.
    Der dicke Verkäufer hatte Leon Kerth gerufen, der ihn die Treppe hoch und in sein Büro geführt hatte.
    »Sie kennen also Herrn Knudsen?«, hatte Leon gefragt. Er machte einen sympathischen Eindruck auf den

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