Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0966 - Die Angst der Psychonautin

0966 - Die Angst der Psychonautin

Titel: 0966 - Die Angst der Psychonautin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
mehr weit war. Ihre Schritte hinterließen Echos, die sie immer wieder einholten.
    Der Führer öffnete eine Stahltür, und sofort befanden sie sich zu dritt im kalten Reich des Todes, was nicht allein an der Temperatur lag, auch an der Einrichtung des nicht sehr großen Raumes mit den hellen Steinfliesen auf dem Boden. Eine Wandseite jedoch wurde von den berühmten Stahlfächern eingenommen, die sich wie Schubladen herausziehen ließen.
    Ein Arzt grüßte die beiden Besucher, ohne seinen Namen zu nennen.
    Schweigend führte er sie auf eine bestimmte Lade zu.
    Harry Stahl spürte die Spannung, die in ihm aufstieg. Sein Herz klopfte zwar nicht schneller, aber er wußte sehr genau, daß ihm eine große Entdeckung bevorstand.
    Der Pathologe zog die Lade heraus. Ein leises Geräusch entstand, als Kugellager über Stahl schleiften. Die Tote in der Lade war nicht zu sehen, weil ein Gummilaken sie umhüllte. Es mußte erst ein Reißverschluß aufgezogen werden, was der Arzt tat. Das dabei entstehende Geräusch kam Harry überlaut vor. In seinem Nacken bildete sich eine leichte Gänsehaut. An diese Vorgänge würde er sich nie gewöhnen können, das stand für ihn fest.
    Der Pathologe klappt die beiden Hälften zur Seite. Sein Gesicht mit der leicht geröteten Nase blieb dabei unbewegt. Harry entdeckte, daß auch eine Frau wie Dagmar Hansen nicht so cool war. Sie trat nervös auf der Stelle. Das Schaben der Sohlen war deutlich zu hören, und alle drei nahmen auch den Geruch wahr, den der Inhalt der Schutzhülle absonderte.
    Sie hielten den Atem an. Harry verkrampfte seine Hände zu Fäusten, als er die schon halb verweste Leiche sah. Okay, man konnte erkennen, daß es eine Frau war, mehr aber nicht. Sie war erst spät gefunden worden, und man hatte ihr die Kehle durchgeschnitten.
    Stahl saugte die Luft durch die Nase ein. Dort lag eine Tote, aber er wußte nicht, was er mit ihr anfangen sollte. Deshalb drehte er seinen Kopf dem namenlosen Kollegen von der »Firma« zu. Der Mann verstand die Geste.
    »Konzentrieren Sie sich einzig und allein auf das Gesicht«, sagte er, »dort auf die Stirn.«
    Harry schluckte seine Frage hinunter. Er beugte sich leicht vor und damit auch dem Geruch entgegen, aber das ließ sich leider nicht ändern.
    Seine Blicke tasteten zunächst das Gesicht ab, danach die Stirn, wo die Haut so gut wie keine Verwesung zeigte.
    Ja, es stimmt. Dort war etwas zu sehen. Schwach malte sich das eine Auge ab.
    Ein drittes Auge!
    Keiner der Anwesenden sprach. Man ließ Harry Zeit, der sich nach einer Weile wieder aufrichtete und dabei über seinen Nacken strich als könnte er die zweite Haut dort vertreiben.
    »Was sagen Sie?« fragte der Mann.
    Harry schwieg.
    »Kann ich die Leiche wieder einschieben?«
    Der Mann von der »Firma« nickte dem Pathologen zu. »Ja, das können Sie jetzt, Doktor.«
    Der Mann im Kittel zog den Reißverschluß wieder zu. Dann verschwand die Tote.
    Harry Stahl war ein paar Schritte zur Seite gegangen. Mit den Fingern der linken Hand umfaßte er sein Kinn und rieb über seine Bartstoppeln.
    »Sie haben das Auge gesehen?« wurde er gefragt.
    »Ja.«
    »Das interessierte uns. Können Sie uns dafür eine Erklärung geben, Herr Stahl?«
    »Nein, leider nicht.«
    »Aber Sie werden es müssen. Das wird Ihr nächster Auftrag sein. Wir wollen eine Erklärung haben, weshalb sich ein drittes Auge auf der Stirn der Toten gebildet hat. Es ist noch ein Rätsel. Keiner unserer Spezialisten hat sich zu einer Erklärung bereit erklärt, aber es muß eine geben. Sie werden dafür bezahlt, daß Sie sich um Fälle kümmern, die etwas abseits der Gleise laufen. So bin ich zu dem Entschluß gekommen, Sie, Stahl, mit dieser Aufgabe zu betrauen. Aber nicht Sie allein. Frau Hansen wird Ihnen helfen.«
    Harry schaute Dagmar an, die ihm kurz zunickte. »Weiß sie denn mehr?«
    »Das wird sie Ihnen alles sagen.« Harry erwischte ein scharfer und forscher Blick. »Ich hoffe, Sie beide bringen Ergebnisse. Und das in möglichst kurzer Zeit.«
    »Ja, gestern«, murmelte Stahl.
    »Wie bitte?«
    Der Namenlose verabschiedete sich, ohne ihnen die Hand zu reichen. Er ging davon wie ein Schatten, ein Niemand, und er war schließlich verschwunden.
    Harry schüttelte den Kopf. »Welch ein Typ!« sagte er. »Wo bin ich nur gelandet? Da sind ja schon die Menschen wie Roboter. Da kann einem ja angst und bange vor der Zukunft werden.«
    Dagmar Hansen hatte ihn gehört. »Sie müssen das nicht so persönlich nehmen, Harry, es

Weitere Kostenlose Bücher