0967 - Die Materiesenke
keine Verbindung auf, wenn er schon in der Lage war, über große Entfernungen hinweg nur mit mentaler Energie Projektionen materialisieren zu lassen?
„Ich glaube, wir versuchen es", schlug Ellert vor.
„Start von hier unten weg", stimmte Rhodan zu. „Mit Höchstschub sollten wir es schaffen, in wenigen Sekunden außerhalb der Atmosphäre zu sein. Nur ein sensorgesteuertes Projektil könnte uns dann noch erreichen.
Ich habe aber nur normale Energiegeschütze gesehen."
Sie schlossen die Helme. Die Andruckabsorber mußten bei einem Blitzstart eingeschaltet werden. Die Funkanlagen funktionierten, wenn wahrscheinlich auch nur auf geringe Entfernung. Jedenfalls war eine Verständigung bis jetzt noch möglich.
Dann gab Rhodan das Zeichen.
Gleichzeitig schossen die beiden Männer wie Raketen senkrecht nach oben und befanden sich bereits Sekunden später im lichtlosen Vakuum. Scherbe fiel schnell zurück und wurde zu einem leuchtenden Punkt, der sich bald in der ewigen Dunkelheit verlor.
„Die Richtung?" fragte Ellert ohne viel Hoffnung, eine positive Antwort zu erhalten.
„Es gibt andere Fragmente. Wir müssen das finden, das im Entstehen begriffen ist. ES kann dann nicht mehr weit sein."
„Wir müssen unseren Erfolg also dem Zufall überlassen?"
„Leider ja. Es gibt keine Anhaltspunkte, oder bist du in der glücklichen Lage, Impulse von ES aufzufangen?"
Ellert befestigte das dünne Seil, das ihn mit Rhodan verband.
„Leider ebenfalls Fehlanzeige, kommt aber vielleicht noch."
Ashdon, der lange genug eine passive Rolle gespielt hatte, sagte: „Nun macht euch doch endlich auf die Socken, reden könnt ihr auch unterwegs."
„Was war denn das?" wunderte sich Rhodan.
„Das war Gorsty Ashdon, er ist manchmal etwas vorlaut und ungeduldig. Das Schlimme ist, daß er mit derselben Stimme wie ich sprechen muß."
„Aber er hat recht", lachte Rhodan und schaltete das Flugaggregat auf Normalfunktionen, nachdem die Höchstgeschwindigkeit erreicht war. „Wir wählen jetzt die Flugrichtung."
„Welche?" fragte Ashdon skeptisch.
„Irgendeine", gab Rhodan zur Antwort.
*
ES schwebte unweit des halbfertigen achtunddreißigsten Fragments in einer telepsimatischen Nebelwolke im Nichts und konzentrierte sich nach der kurzen Ablenkung wieder auf seine eigentliche Aufgabe. Sie nahm Zeit in Anspruch, ungeheuer viel Zeit, und vor allen Dingen benötigte sie alle restliche Energie, die dem Unsterblichen noch zur Verfügung stand.
Obwohl ES mentale Impulse von Rhodan und dem Konzept Ellert/ Ashdon empfangen hatte, unternahm ES nicht den Versuch, Kontakt aufzunehmen. Das hatte mehrere Gründe. Zum einen wollte ES sich nicht noch mehr verzetteln, zum anderen lag ihm daran, in diesem Stadium eine Begegnung mit Rhodan möglichst zu vermeiden.
Zwar traute er ihm die ethische Reife zu, Verständnis für die beklemmende Lage zu haben, in der ES sich befand, aber ES wollte nicht die Probe aufs Exempel machen, wenn es nicht unbedingt notwendig war.
Und es war keineswegs notwendig, denn Rhodan und das Konzept befanden sich nicht in unmittelbarer Gefahr. Sie saßen lediglich in einer Klemme.
Es hatte die Phantasieprojektionen auf Scherbe materialisiert, um den aufsässigen Silberfuchs außer Gefecht zu setzen. Das war auch gelungen. Nun waren Rhodan und E1lert/Ashdon unterwegs.
Unterwegs - wohin?
Ein neues Stück Materie entstand aus dem Nichts der Materiesenke und verschmolz mit dem halbfertigen Fragment.
Ein winziger Brückenpfeiler, mehr nicht.
*
Weit vor ihnen war plötzlich ein schwacher Lichtpunkt, der sich schnell vergrößerte. Rhodan sagte: „Wir verringern die Geschwindigkeit und schauen uns das an. Jeder Lichtpunkt kann das gesuchte Weltenfragment sein."
„Eines verstehe ich nicht", sagte Ellert, während der Lichtpunkt vor ihnen Formen annahm und sich als, fast perfekte Kugel entpuppte. „Noch während wir in dieses Gebiet eindrangen, das Harno als Ort der vollkommenen Stille bezeichnete, hatten wir schwachen Kontakt mit ES. Warum jetzt nicht mehr?"
Rhodan ließ mit der Antwort auf sich warten, dann meinte er: „Die Wege von ES sind nicht immer klar ersichtlich, seine Handlungen für uns nicht immer klar erkennbar.
Ich bin überzeugt, daß ES sich bemerkbar machen könnte, wenn es notwendig wäre für den weiteren Verlauf der Dinge joder wenn wir uns in unmittelbarer Gefahr befänden. Das scheint jedoch nicht der Fall zu sein. Auch ist es möglich, daß uns nicht geholfen werden darf,
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