0967 - Die Materiesenke
als eigene Niederlage, und das wiederum verletzte seinen Stolz.
Doch selbst dann, wenn er sein Versprechen Atlan gegenüber hätte brechen wollen, wäre er wahrscheinlich von der Superintelligenz ES daran gehindert worden. Seit seiner Begegnung mit dem Ungeheuer und dem Versagen des Flugaggregats wußte er, daß es Mächtigere als ihn gab.
Aus dem Lichtpunkt wurde das Bohnenfragment und der in unmittelbarer Nachbarschaft leuchtende Nebelfleck mit dem besonders grell strahIenden Zentrum. Allein schon dadurch unterschied sich das Fragment von allen anderen.
Kemoauc steuerte die kleine Welt an, bis er die Atmosphäre erreichte, dann schaltete er den Telekom ein.
Innerhalb der Luftschicht betrug die Reichweite zwar auch nur einige Kilometer, aber das genügte vielleicht, Kontakt mit Rhodan zu erhalten.
Er bekam keine Antwort, schaltete auf Dauerempfang und begann mit seiner Suche. Die Landschaft war erst im Entstehen begriffen, das sah Kemoauc sofort. Es handelte sich demnach um eine junge Welt, um ein neues Fragment der Energiesenke. Woher die Materie kam, war ein Rätsel. Aber war er selbst nicht auch in der Lage, Gedanken und Erinnerungen zu materialisieren?
Als er die Stelle der Oberfläche erreichte, über der das Leuchten der Nebelwolke stand, entdeckte er plötzlich zwei menschliche Gestalten. Sie schienen ihn noch nicht gesehen zu haben, denn sie saßen dicht nebeneinander auf einem Felsen und schienen sich zu unterhalten.
Projektionen? Oder Rhodan mit einer Projektion?
Langsam sank Kemoauc tiefer, bis er die beiden Gestalten aus den Augen verlor und in einer Senke landete. Da er die Richtung kannte, war es nicht schwer, sich unbemerkt näher an die Fremden heranzuschleichen, um sie zu beobachten. Sie trugen Raumanzüge, hatten aber die Helme geöffnet.
Dann sah er sie aus größter Nähe, als er den Rand der Senke erreichte. Der eine war zweifellos Rhodan, den er so schmählich im Stich gelassen hatte. Der andere Mann war ihm fremd.
Er verzichtete nun doch auf das Funkgerät, richtete sich auf und schritt auf die Männer zu.
Sie bemerkten ihn erst, als er nur noch ein paar Dutzend Schritte von ihnen entfernt war.
Der, den er für Rhodan hielt, sprang auf und eilte ihm entgegen.
„Kemoauc! Ich wußte, daß du zurückkommen würdest, aber es hat lange gedauert. Warst du in der BAfiIS?
Wie sieht es dort aus ...?"
„Der Reihe nach", wehrte der Mächtige ab und deutete auf Ellert. „Wer ist das? Eine Projektion?"
Rhodan erklärte ihm, wer Ernst Ellert/Ashdon war und woher er kam. Dann aber wiederholte er seine beiden Fragen.
„Ja, ich war in der BASIS und berichtete Atlan. Er war sehr ungehalten, weil ich dich in der Senke zurückließ, aber nun bin ich gekommen, um dich zu holen. Bist du bereit?"
Rhodan schüttelte den Kopf und setzte sich wieder.
„Nicht so schnell, Kemoauc! Es würde uns keinen Schritt weiterbringen, wenn ich jetzt mit dir käme. Du vergißt, warum ich hier bin. Außerdem verspürt Ellert keine große Lust, den Rest seines Lebens in der Materiesenke zu verbringen."
Kemoauc wirkte unsicher. Er zögerte mit der Antwort.
„Nun, was ist?" drängte Rhodan.
Endlich bequemte sich der Mächtige: „Sicher kann ich auch im Notfall Ellert mitnehmen, aber mehr kann ich auf keinen Fall tun." Er sah hinauf zu der leuchtenden Wolke, in deren Zentrum ES gefangen wa-r. „Nein, mehr kann ich nicht tun."
In Rhodans Augen trat ein harter Glanz, der seine Entschlossenheit verriet, sich nicht noch einmal hereinlegen zu lassen.
„Du hast viel Zeit mit deiner Suche nach mir verloren, weil dich der distanzlose Schritt mit Hilfe von Laires Auge nach Schamballa brachte, nicht direkt hierher. Es ist also deine Schuld, wenn ich nun deine Hilfe fordere, nicht mehr erbitte. Gib mir das Auge, Kemoauc!"
Der Mächtige trat einen Schritt zurück.
„Nein!"
Rhodan blieb ruhig sitzen.
„Wie ich sehe, trägst du keine Waffe. Wir hingegen sind bewaffnet. Außerdem ist da noch ES. Ich würde dir also raten, keine Dummheiten zu machen. Eine sollte dir genügen."
Kemoauc wußte nur zu gut, daß er sich in der schlechteren Position befand, aber er hatte sich seinen Wiedergutmachungsauftrag einfacher vorgestellt. Rhodan finden und zurück in die BASIS bringen. Mehr nicht.
Jetzt sollte er sich auch noch um den Unsterblichen kümmern und um das Konzept. Zu allem Überfluß sollte er auch noch das Auge übergeben.
Das war zuviel des Guten, seiner Meinung nach.
Ohne den Helm wieder zu schließen, den er
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